16
Kuhn:
Durch einen Unfall ist er zum Krüppel geworden. Er ist unsterblich in Gertrud verliebt. Er sieht in ihr alles, von Schönheit angefangen bis zur inneren Vollkommenheit "...ich hatte meine Musik beinahe vergessen. Ich suchte hinten im Saal da Fräulein Gertrud, dass an einem Bücherregal gelehnt in der Dämmerung saß. Ihr dunkelblondes Haar sah beinahe schwarz aus, ihre Augen sah ich nicht.....mir war es lieb zu hören, dass ihre klaren guten Augen mich betrachtet hatten, ohne dass ich es wusste. Und ich dachte schon an diesem ersten Abend unserer Bekanntschaft, es müsste gut und selig sein, ein ganzes Leben unter dem Blick dieser schönen und aufrichtigen Augen hinzubringen, und es müsste dann unmöglich sein, jemals Schlechtes zu tun oder zu denken..." (S.53). Knuth lebt in seiner eigenen Welt, von der er sich nicht mehr trennen kann und will. Erst durch die Musik lernt er mit seiner Behinderung und der nicht erwiderten Liebe umzugehen, sie in einem positiven Licht zu sehen "...aus dem Treiben, Schillern und Kämpfen meiner gesteigerten Empfindungen war Musik geworden..." (S.21). Findet sich damit ab und lernt sich auf platonischer, rein freundschaftlicher Basis mit Gertrud zu reden. Doch verzweifelt er innerlich. Ein unsicherer, schüchterner Künstler, der in bestimmter Weise mit sich selbst nicht fertig wird, mit seiner Denkweise, der aber auch egoistisch ist, da er von anderen Menschen erwartet, gleich zu denken wie er "...lernen Sie eine Zeitlang mehr an andere als an sich selber denken..." (S.82). "...Sie müssen irgend jemand so lieben lernen, dass sein Wohl Ihnen wichtiger ist als ihr eigenes..." (S.83).
Nur in der Musik kann er seinen Gefühlen freien Lauf lassen, sie ausdrücken. Auch gelingt es ihm durch sie mit seinem verkrüppelten Bein und seinem Schicksal, das für ihn manchmal unüberwindbar, trostlos und ohne jegliche Hoffnung erscheint, fertig zu werden. Das Bein scheint ihm nicht viel auszumachen, aber mit seinem Erscheinungsbild, seinem Auftreten kommt er nicht zurecht "..Mouth: so geh doch Du einmal und tanz einen Walzer! Es würde Dir gut tun, glaub mir! Denk doch nicht immer an dein dummes Bein, dass ist nur Einbildung..." (S.117). "...Kuhn: Es hätte weniger gut und prächtig ausgesehen, wenn an seiner Stelle ich schiefer Krüppel diesen feierlichen Weg gegangen wäre..." (S.95). Zu seinem Vater hatte er ein stets gutes Verhältnis, zu seiner Mutter, jedenfalls bis nach dem Tod des Vaters , nicht "..doch war unser Verhältnis nie sehr innig gewesen; ich hatte stets mehr zum Vater gehalten..." (S.13). Zu seinem Freund Mouth hatte er ein sehr inniges Verhältnis "...es entstand eine Freundschaft, damals meine einzige, und ich begann mich beinahe auf die Zeit zu fürchten, wo er nicht mehr da sein würde..." (S.37), obwohl dieser das Herz Gertruds erobert hatte, die ja für Kuhn die Welt bedeutet. Zum Witwer Imthor hatte er ein sehr gutes Verhältnis. Für Lotte und Marion war er mitleiderregend "...es war nun nicht mehr das erstemal, dass eine schöne und liebende Frau mit Mitleid und merkwürdigen Vertrauen entgegen kam und es tat mir auch diesmal sowohl wie weh, doch kannte ich diese Melodie schon ein wenig und nahm sie nicht zu ernst..." (S.44). Er pflegte ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu den Teisers "...mit diesem treuen arbeitete ich die Instrumentierung meiner Opernmusik aus..." (S.62). Zudem ist Brigitte Teiser in ihm verliebt gewesen "...die schöne lustige Brigitte Teiser, die nach Jahren des Wartens und
17
Verheilens einen anderen Musiker geheiratet..." (S.123). Die Beziehung zu Präzeptor Konrad Lohe war eine typische Lehrer-Schüler Beziehung "..Freunde
wurden wir nicht, aber ich kam gerne zu ihm, er war einige Zeit hindurch der einzige Mensch mit dem ich über wichtige Fragen meines Lebens redete..." (S.41).
Muoth:
Künstlernatur wie Kuhn. Muoth ist ein Sänger, typischer Lebemann und Draufgänger, umgibt sich ständig mit schönen Frauen, die seiner unheimlichen Faszination erliegen aber auch ihnen gegenüber Handgreiflich wird "...ich musste an Marion denken, an die schöne Marion und an jenen Abend, da ich mit ihr durch die Föhnluft gegangen war, an ihrem Arm, und sie sich so tapfer zu Ihrem Geliebten bekannt hatte. Hatte er die auch geschlagen?..." (S.48) "..ach, wenn er mich lieber wieder geschlagen hätte (Lotte)..." (S.47). Er betrinkt sich oft ohne dabei Maß und Ziel zu kennen und schlägt wahrscheinlich daher oft seiner Begleiterinnen. Der Alkohol wurde auch der Grund dafür, dass er einen Knick in seiner Kariere bekam "...ob er krank ist, weiß ich nicht...er ist manchmal fast betrunken auf die Bühne gekommen, und wenn er einmal nicht trinkt, spielt er schlecht und singt miserabel..." (S.116). Kuhn kann diesen Charakterzug nicht verstehen und verurteilt ihn scharf "...er ist ein armer, stürmender Mensch, der lauter Kräfte und keine Ziele hat. In jedem Augenblick möchte er die ganze Welt austrinken, und was er tut, ist immer nur ein Tropfen. Er trinkt und ist nie betrunken, er hat Frauen und ist nie glücklich, er singt so herrlich und will doch kein Künstler sein. Er hat jemanden lieb und tut ihm weh..." (S.25). Bei der Hochzeit von Muoth und Gertrud fürchtet Kuhn um ihre Zukunft, schenkt dem Brautpaar dennoch ein Orgelspiel. Mouth liebt Gertrud aufrichtig und hat Angst davor, sie zu verlieren. Vor allem Gertruds Vater, der auf Mouth nicht gut zu sprechen ist, erweckt Furcht in ihm, er könnte die beiden auseinander bringen. Dennoch ist anscheinend nicht mit ihm glücklich, obwohl auch sie innigste Liebe für sie empfindet. Mouth ist ein Egoist, der ständig nur an sich denkt, keine Rücksicht auf Gefühle anderer nimmt und manchmal trotzdem den Eindruck von einem kleinen, hilflosen Kind erweckt "...sie behandeln alle Leute gerne so, wie sie Weiber behandeln. Bei Freunden geht das nicht, drum laufen sie ihnen draus. Sie sind ein Egoist!..." (S.56).
Gertrud:
Sopranistin. Sie ist eine sehr schöne, mittelgroße, junge Frau, mit dunkelblonden gewellten Haaren stellt für Kuhn den Inbegriff an Schönheit dar "...an dem Tag, da ich durch den herbstlichen Garten beim schon sachte beginnenden Blätterfall das Imthorsche Haus aufsuchte, um endlich die zurückgekehrte Gertrud zu besuchen, schlug mir das Herz beklommen. Sie aber, schön und aufrechter und ein wenig bräunlich geworden, kam mir lächelnd entgegen, gab mir die Hand und tat mit ihrer lieben Stimme und ihrem hellen Blick und ihrer ganzen noblen, freien Art mir sogleich wieder den alten Zauber an, da sich beglückt meine Sorgen und
18
Begierde bei Seite tat und froh war, wieder in ihrer heilenden Nähe zu sein..." (S.68). Die Tochter eines reichen Witwers und Gönners, die sowohl äußere und innere Schönheit besitzt. Sie fällt Kuhn vor allem durch ihre ehrliche, offene Kritik an seinem Werk und ihr Gespür für Musik auf. Sie sieht in der verkrüppelten Künstlerfigur Kuhn einen guten Freund, nicht aber einen Partner fürs Leben, den sie liebt, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen will, was auch durchaus verständlich ist. Auch bemitleidet sie ihn in bestimmter Weise, er es aber nicht als Kritik auffasst. Die Freundschaft zu Kuhn ist ihr heilig, sie steht
zu ihm, bewundert ihn in bestimmter Weise, vor allem sein musikalisches Können "...es kam zwischen Gertrud und mir keine Verlegenheit auf, wir trieben im selben Strom, Arbeiteten am selben Werk, es war für sie wie für mich ein Aufblühen reifgewordener Jugendkräfte, ein Glück und Zauber in dem meine Leidenschaft ungesehen mitbrannte. Sie unterschied nicht zwischen meinem Werk und mir, sie liebte uns und war unser, und auch für mich war Liebe und Arbeit, Musik und Leben nicht mehr zu trennen..." (S.57). Sie kann sich nicht auf Knopfdruck und Kommando in Kuhn verlieben. Gertrud ist ein Mensch, der andere durch ihre natürliche, nicht überhebliche Art faszinieren und anregen kann, sie hat sich viele kindliche Fähigkeiten bewahrt, das Staunen, die Ehrlichkeit und Natürlichkeit. Doch dadurch, dass sie sich in Kuhns besten Freund verliebt und ihn später auch heiratet, baut sie aus Rücksicht seinen Gefühlen gegenüber eine bestimmte Distanz auf. Eine innige Liebe verbindet sie zu ihrem Vater der sie unterstützt, bei dem sie sich erholen kann und für die er immer da ist, wenn sie ihn braucht. Die Beziehung des Vaters zu Gertruds zukünftigen Mann Mouth steht auf tönernden Füssen. Anfangs mochte Gertrud Mouth überhaupt nicht "...er hat etwas was ich fürchte..." (S.68) "...ich habe ihn nicht gern..." (S.60) "...sehr gern tue ich's nicht, dass wissen sie ja. Ich singe sonst nie vor Fremden, und vor Herrn Mouth ist es mir doppelt peinlich..." (S.68). Dennoch heiratet Sie Mouth gegen den Willen ihres Vaters. Glücklich war sie mit ihm nicht "...Als sie an seinem Grab standen.....Gertrud aber hatte nicht geweint, sie schaute aus einem bleichen, schmalen Gesicht überwach und streng vor sich in den leisen Regen, der im Wind versprühte, und hielt sich gerade wie ein junger Baum, als stünde sie auf unerschütterten Wurzeln. Es war aber nur Notwehr..." (S.122). Einige Zeit nach seinem Tode bekam sie ihr Leben wieder im Griff und blühte förmlich wieder auf.
Kuhn: "Zwischen Gertrud und mir bestand nur eine gute Kameradschaft. Ich glaube sie wusste seit jener Stunde am Klavier genau, was in mir vorging, doch sagte sie nie ein Wort und war um nichts anderes gegen mich. Sie liebte nicht nur meine Musik, sie hatte mich selber gern und fühlte wie ich, dass zwischen uns beiden ein natürlicher Einklang war, dass jeder von uns des andern Wesen gefühlsmäßig verstand und billigte. So ging sie neben mir in Eintracht und Freundschaft, doch ohne Leidenschaft" (S.61).
Witwer Imthor
Vater von Gertrud, von Beruf Fabrikant und seht Wohlhabend. Seine Frau starb bereits vor Jahren. Sehr besorgt um seine Tochter, da sie Mouth heiraten wird und er diese Angelegenheit mit Skepsis entgegen sieht "...Sie wissen, ich bin mit der Heirat nicht recht einverstanden. Ich hätte Sie schon lange gern einmal über Herrn Mouth befragt. Soweit ich ihn kenne, darf ich nicht über ihn klagen. Aber ich hörte so mancherlei über ihn: Er soll ja viel mit Frauen zu tun gehabt haben..." (S.88). Sehr gutes Verhältnis zu Kuhn. Er wäre ihm als Schwiegersohn
19
wahrscheinlich lieber gewesen. Sehr begeistert von der Musik "...der für einen eifrigen Musikfreund und Gönner junger Talente galt..." (S.50). Sehr freundlicher und in Kunst gebildeter Mann "...ais dem was er mir sagte, konnte ich aber wohl merken, wie viel er von Musik verstand; er lobte nicht in den Tag hinein, sondern gab einen ruhigen, Sachlichen Beifall, der mehr wert war..." (S.50) Nachdem Gertrud sich negativ durch die Heirat mit Mouth verändert hatte, veränderte auch er sich. Er litt darüber, dass Gertrud unglücklich war "..am schwersten schien Gertruds Vater zu leiden. Seit ich ihn vor Jahren als einen klugen, strammen, still-heiteren Alten Herrn hatte kennen gelernt, war er älter geworden, anders geworden, sprach leiser und unruhiger, machte keine Scherze mehr, sah sorgenvoll und elend aus.." (S.113). Ansonsten sehr zurückhaltend den anderen Personen gegenüber.
Mutter
Die Beziehung der Mutter zu ihrem Sohn Kuhn ist vorerst nicht die Beste. Das erste mal, als es eine Veränderung in diesem Mutter-Sohn Verhältnis gab, war nach Kuhns Unfall als sie ihn im Krankenhaus Besuchte "...sie war wieder meine Mutter, da sie mich krank liegen hatte und mich pflegen konnte; und ich sah sie wieder mit Knabengefühlen an und vergaß einstweilen alles andere. Später freilich kehrte das alte Verhältnis wieder, und wir vermieden es, von diesem Krankenlager viel zu reden, da es uns beide verlegen machte..." (S.13). Sie gab auch nie viel auf seinen Traum, Musiker zu werden. Noch einmal veränderte sich das Verhältnis zwischen den beiden nach dem Tod seines Vaters. Darauf hin zog ihre Cousine Lucie Schniebel bei ihr ein. Aber es folgten heftige Streitereien. Sie bat ihren Sohn um Hilfe, der brachte es fertig, dass diese auseinander gebracht wurden. Durch diese hilfreiche Tat der Mutter gegenüber, änderte sich das Verhältnis Kuhns zu seiner Mutter im positiven. Sie freuten sich nun an auf einen neuen gemeinsamen Lebensabschnitt "...sie hatte jetzt Vertrauen zu mir, und ich freute mich darauf, bald mit ihr ein kleines Hauswesen zu eröffnen und aus der langen Heimatlosigkeit herauszukommen..." (S. 98).
|