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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Betrachtung über erich kästner


1. Drama
2. Liebe

Erich Kästner mußte zum kritischen Menschen werden, da ihn bereits die Kindheit prägte. Er erlebte, wie seine miteinander unglücklichen Eltern lebten, wie seine Mutter ihm gestand, daß er ein "Fehltritt" war, und dies bevor er ins Feld mußte.

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Er wuchs in ärmlichsten Verhältnissen auf, verstand nie seinen wahren Vater, dafür aber die prügelnden Lehrer mit dem Rohrstock und so, frustriert von der Art und Weise wie einem heranwachsenden Jugendlichen Wissen vermittelt wurde, entwickelte sich aus einem unpolitischen Menschen ein Skeptiker und Kritiker am System.
Er war stets ein hellwacher Beobachter dieser Zeit, einer, der Partei ergriff - politisch und literarisch. Ein Leben in der Zeit gegen die Zeit.

Der verbotene Autor Erich Kästner

Der Zug mit der Nazilokomotive rollte. Wer in diesem Zug nicht mitfahren wollte, mußte abspringen. Der in Deutschland gebliebene Kästner fuhr mit. Allerdings nur als stummer Passagier, denn der Autor, der aus seiner Gegnerschaft zu den Nazis nie ein Hehl machte, erhielt schon bald vom Reichspropagandaministerium Schreibverbot. Trotzdem saß er mit im Zug, raste mit ihm in den Abgrund. Kästner wollte Zeuge sein, wollte sehen, was dieses Volk alles erträgt und mit sich geschehen ließ, also mußte er diesen hohen Preis bezahlen.
Es war ein merkwürdiges Gefühl, ein verbotener Schriftsteller zu sein und seine Bücher nie mehr in den Regalen und Schaufenstern der Buchläden zu sehen und das in keiner Stadt des gesamten Vaterlandes. Nicht einmal in der Heimatstadt, noch zu Weihnachten, wenn die Deutschen durch die Straßen eilten um Geschenke zu besorgen. Er war ein lebender Leichnam.
Und damit die lebenden Leichname auch in den Bibliotheken nicht ausgegraben werden konnten, gab es dort schon bald die "Schwarzen Listen", auf denen viele Titel festgehalten wurden, die aus den Beständen zu entfernen waren.

Doch wie konnte ein verbotener Autor in diesem Deutschland überleben? Natürlich war es Kästner erlaubt für sich zu schreiben, hatte das Reichspropagandaministerium angedeutet. Sollte er aber die Absicht haben zu veröffentlichen, müssten seine Werke zuvor dem Propagandaminister Joseph Goebbels zur Begutachtung vorge-legt werden.

Also legte Kästner, der ja irgendwie Geld verdienen mußte, das Buch "Doppel-gänger" zur Seite und begann mit dem Unterhaltungsroman "Drei Männer im Schnee". Er bot diesen Roman der Deutschen Verlagsanstalt an und diese warb damit im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels. Worauf Kästner endgültiges Schreibverbot erhielt. Damit war Kästners Existenz so gut wie vernichtet.

Da man jedoch im Reichspropagandaministerium bald merkte, daß durch das Schreibverbot "verbotener Schriftsteller" nun auch keine Devisen mehr aus dem Ausland zur Verfügung standen, lockerte man dieses Verbot zumindest für das Ausland.

Solange Kästners Popularität im Ausland anhielt, mußten die Nazis, die ja anfangs noch Wert auf ihren Ruf im Ausland legten, vorsichtig mit ihm umgehen. Außerdem war Kästner klar, daß seine, nun in der Schweiz publizierten Titel im Reichspropagan-daministerium aufmerksam gelesen wurden.
Einen weiteren Schritt zur Unterdrückung machte die geheime Staatspolizei, indem sie die Konten und Depots von vierundvierzig, größtenteils bereits emigrierten Schriftstellern sperren ließ. Auf der Liste standen neben Kästner noch Autoren wie Berthold Brecht, Joseph Roth, Anna Seghers, Oskar Maria Graf, Hermann Kesten und Arnold Zweig. So wurde den Schriftstellern jede Möglichkeit genommen auf diesem Weg zu Geld zu kommen.

Das Überleben als "verbotener Autor" war ein gefährliches Unterfangen. Jeder neuen Freundschaft oder Bekanntschaft war vorerst zu mißtrauen; jedes falsche Wort konnte den Kopf kosten. Die Gestapo überwachte deshalb alle Bühnen und Kaba-retts und wenn das Propagandaministerium etwas in die falsche Kehle bekam, wie zum Beispiel Kästners alte Gedichte, so wurde man verhaftet, oft war es zu unrecht. Wenn man womöglich noch zum Freundeskreis eines verbotenen Autors zählte, konnte es schon passieren, daß man für einige Wochen oder für immer ins Konzen-trationslager Esterwegen gebracht wurde.

Trotz aller Bespitzelungen und Anfeindungen der Nazis blieb Kästner seiner einmal getroffenen Entscheidung, nicht zu emigrieren, treu.
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Kästners Maxime besonders in dieser Zeit lautete:

Was auch immer geschieht:

Nie dürft ihr so tief sinken,
vom dem Kakao, durch den man euch zieht,

auch noch zu trinken!

Viele Deutsche wurden 1932 gezwungen das braune Hemd zu tragen und die Hand zum deutschen Gruß zu heben.

Andere international bekannte Autoren, die in Deutschland geblieben sind, wie etwa Gerhart Hauptmann, Gottfried Benn oder Hans Fallada, haben zwar nicht das braune Hemd angezogen, aber ganz ohne von dem Kakao zu trinken sind sie nicht davongekommen.

Auch der Freundeskreis Kästners änderte sich; Heinz Kindermann zum Beispiel, den vor 1933 Kästners Lyrik begeisterte und welcher von seiner überlegenen Ironie schwärmte, trank nicht nur von dem braunen Zeug, er rührte es mit an und badete darin. Der überehrliche Kästner, dessen Texte niemals ohne positive Zukunftsaussichten waren, war für Kindermann 1933 nur noch ein mephistophelischer Spötter und Weltverneiner, der nur in der völligen Vernichtung des Erdballs und seiner Menschheit das Heil sah.

Aber es war nicht nur der Gesinnungswechsel der den Daheimgebliebenen das Leben schwer machte. Viel schwerer wiegte der Weggang vieler Kollegen und Freunde, welche nun in der für sie fremdsprachigen Welt um ihr Überleben kämpften. Denn wer nicht gerade Thomas Mann oder Lion Feuchtwanger hieß, dem fiel es schwer, im Ausland Fuß zu fassen.
Gut und Böse, unwandelbare Maßstäbe des menschlichen Daseins, wurden durch Gesetz und Verordnung ausgetauscht. Wer unschuldige Menschen umbrachte, wurde befördert. Wer seine menschliche oder christliche Meinung sagte, wurde vernichtet.

So war es doch für Kästner Glück, daß er im Ausland publizieren konnte und, wenn auch über mehrere Ecken, seine Bücher doch international übersetzt wurden.

 
 

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