Gedichtsinterpretation: Gottfried Benn - Nachtcafé In dem Gedicht "Nachtcafe" beschreibt der expressionistische Dichter Gottfried Benn das Geschehen in einem Cafe. Das Lyrische Ich bewertet sehr drastisch, was es sieht und entdeckt und was sich hinter "Der Frauen Liebe und Leben" verbirgt. Das Gedicht besteht aus 24 Versen, welche ohne festes Muster in neun Strophen geordnet sind. Von der äußerlichen Form steht das Gedicht ganz in der Tradition des Expressionismus, was man daran erkennen kann, dass es kein durchgehendes Metrum besitzt. Benn lässt sein Gedicht mit einem Zitat aus der Vertonung ,Chamissos' von Schumann beginnen: "Der Frauen Liebe und Leben". In den drei folgenden Versen, welche alle den gleichen grammatikalischen Aufbau haben, beschreibt er die drei Musiker, bezeichnet diese jedoch nur mit den Namen der Instrumente: "Das Cello trinkt rasch mal", "Die Flöte rülpst tief drei Takte", und "Die Trommel liest den Kriminalroman zu Ende" - vermutlich isst der Flötenspieler gerade und der Trommler liest sein Buch fertig, wobei es sich jedoch nicht um eine hohe Literatur handelt, sondern um einen Kriminalroman.
Benn will dem Leser wohl nahe bringen, wie banal die Musiker nach dem Vortragen eines sehr anspruchsvollem Musikstückes ihre Pausen verbringen. Der Autor zeigt damit den krassen Kontrast zwischen dem hohen Niveau des vorgetragenen Musikstückes und den Menschen die es vortragen. Die weiteren 4 Strophen beschreiben Personen die sich ebenfalls im Nachtcafé befinden. .Hierbei lässt Benn jegliche Wesensmerkmale wie Alter und Geschlecht weg und beschränkt sich lediglich auf äußerliche, hässliche Merkmale. Nachdem das Lyrische Ich die Cafebesucher beschrieben hat beginnt die Musik von neuem: "B-Moll: die 35.
Sonate." Unmittelbar danach: "Zwei Augen brüllen auf", d.h. ein Anwesender empört sich über das, was er sieht. Auch in diesem Vers wird eine Person wieder auf ein Sinnesorgan reduziert, nämlich seine Augen. Diese Person scheint wohl der Meinung zu sein, dass das Publikum nicht würdig genug ist, dem Meisterwerk von Chopin zu Lauschen: "Spritzt nicht das Blut von Chopin in den Saal, damit das Pack darauf herumlatscht" Nachdem das Lyrische Ich über den Schock hinweg ist begrüßt er eine eintretende Frau recht unhöflich "He, Gigi!".
Der Gedankenstrich beschreibt einen kurzen Moment in dem nichts passiert. Dann "Fließt die Tür dahin": Dem Lyrischen Ich kommt es so vor, also öffne sich die Tür von Zauberhand. Die eintretende Frau scheint dem ihm von Anfang an etwas Außergewöhnliches zu sein, was man am Satzbau der folgenden Sätze erkennen kann. Auch Hier beschreibt der Autor die Frau knapp: "Wüste ausgedörrt, kanaanitisch braun" Beides weist auf eine orientalische Herkunft hin. Das Adjektiv "keusch" steht im totalen Kontrast zu der Umgebung. "Höhlenreich bedeutet die weibliche Figurform.
Außerdem beschreibt er den Duft, den Sie ausstrahlt, der jedoch ebenso schnell wieder verfliegt. Das war nur eine "süße Vorwölbung der Luft gegen mein Gehirn." Der Letzte Vers gilt einer weiteren fettleibigen Frau, die der vorangegangenen Schönheit "hinterher trippelt". Auch hier ist wieder ein Kontrast zu erkennen: Zuerst die Frau, die das Lyrische Ich vor lauter Schönheit verzaubert, dann eine fette, wohl nicht sehr anschauliche Frau. "Nachtcafé" ist ein typisches expressionistisches Gedicht. Es weist viele Kritikpunkte an der Gesellschaft auf.
Auf sehr grobe und schroffe Art und Weise deutet Benn auf die Hässlichkeit, die Krankheit und die Abscheu der Menschen hin.
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