Benjamin Franklin Wedekind, wie Frank Wedekind mit bürgerlichem Namen hieß, wurde am 24. Juli 1864 als zweites von sechs Kindern des ostfriesischen Arztes Friedrich Wilhelm Wedekind und dessen Frau Emilie geb. Kammerer, gesch. Schwegerle, eine Schauspielerin ungarisch-amerikanischer Abstammung, in Hannover geboren. Die Familie kaufte 1872 Schloß Lenzburg in der Schweiz und siedelte aus politischen Gründen dorthin über.
Seine Schulausbildung genoß Wedekind ab 1872 an der Gemeindeknabenschule, danach an der Bezirksschule von Lenzburg und anschließend am kantonalen Gymnasium in Aarau, wo er 1883 sein Abitur ablegte. 1884 begann er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität von München. Da sich Wedekind während des Studiums lieber mit Literatur und Kunst beschäftigte - während jener Zeit entstand ein Großteil seiner Gedichte - überwarf er sich mit seinem Vater und mußte das Studium schließlich 1886 abbrechen. Seinen Unterhalt verdiente er sich in den folgenden zwei Jahren als Reklamechef der Firma Maggi in Kempthal bei Zürich. Danach war er für kurze Zeit als Zirkussekretär beim Zirkus Herzog tätig. Eine spätere Einigung mit dem Vater, das Jurastudium 1888 erneut aufzunehmen, scheiterte am Tod des Vaters. Durch den beträchtlichen Anteil am Erbe finanziell unabhängig, entschied sich Wedekind dafür als freier Schriftsteller zu leben und ging nach Berlin.
Sein Wunsch, sich in Berlin auf Dauer niederzulasssen, den er durch Kontakte zu Gerhart Hauptmann ermöglichen wollte, scheiterten an seiner amerikanischen Abstammung. Wedekind kehrte 1889 nach München zurück, lebte aber fortan auch zeitweise in Paris und Zürich. In München wurde er Mitglied der von Oskar Panizza mitgegründeten »Gesellschaft für modernes Leben«. Seinen Kontakt zu Gerhart Hauptmann und dessem Bruder Carl pflegte er weiterhin. Die Werke Georg Büchners, Friedrich Nietzsches und Arthur Schopenhauers waren zu jener Zeit das literarische Hauptinteresse Wedekinds.
1889 veröffentlichte er mit »Der Schnellmaler oder Kunst und Mammon« sein erstes Werk, an dem er seit seiner Studienzeit gearbeitet hatte. Wedekind stellte sich schon früh dem deutschen Naturalismus entgegen, und entwarf seine eigenen Regeln der Literatur, in die er jedoch durchaus klassische Elemente einband.
Ab 1896 war er als Mitarbeiter der Zeitschrift »Simplicissimus« tätig, was ihm 1899 eine achtmonatige Festungshaft wegen Majestätsbeleidigung einbrachte, und war literarischer Mitarbeiter der Zeitschrift »Die Insel«. Anschließend wirkte er als Dramaturg am Schauspielhaus München, wo er auch als Schauspieler in seinen eigenen Dramen auftrat. 1901 ging Wedekind als Regisseur, Rezitator und Lautensänger zum Kabarett »Die Elf Scharfrichter«.
Mit seinen Werken häufig bei den Behörden Anstoß nehmend, lief er ständig Gefahr, daß seine Aufführungen verboten wurden oder er sich vor Gericht verantworten mußte, was ihn zum am meisten von der Zensur verfolgten Dramatiker Deutschlands jener Zeit machte.
1906 heiratete er die Schauspielerin Mathilde Newes und ging bis 1908 nach Berlin, wo er ein Engagement als Schauspieler am Deutschen Theater hatte.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden Wedekinds Werke von der Zensur weitgehend verboten, und auch etliche Theater weigerten sich auf Druck der konservativen Öffentlichkeit weiterhin seine Werke aufzuführen.
Nachdem Wedekind am 2. März 1918 seine vierte Blinddarmoperation über sich ergehen lassen mußte, befiel ihn eine Lungenentzündung und sein Herz wurde schwächer.
Frank Wedekind starb am 9. März 1918 in München und wurde unter großer öffentlicher Annteilnahme auf dem dortigen Waldfriedhof beigesetzt.
Wedekind benutzte für seine Arbeiten eine Reihe von Pseudonymen; darunter Ahasver, Benjamin, Cornelius Mine-Haha, Frank Querilinth, Hermann, Hieronymus Jobs, Hugo Freiherr von Trenck, Kaspar Hauser, Müller von Bückeburg, Simplizissimus und Tschingiskhan.
Frank Wedekinds Werke
Dramen
1889 Der Schnellmaler oder Kunst und Mammon. Große tragikomische Originalcharakterposse
1891 Kinder und Narren (Lustspiel in vier Aufzügen)
1891 Frühlings Erwachen (Kindertragödie)
1895 Der Erdgeist (Tragödie in vier Aufzügen)
1902 Die Büchse der Pandora (Tragödie in drei Aufzügen)
1903/04 Lulu. Dramatische Dichtung in 2 Teilen; 1. Teil: Erdgeist/2. Teil: Die Büchse der Pandora
1897 Die junge Welt (Überarbeitung von Kinder und Narren)
1897 Die Kaiserin von Neufundland (Ballettpantomime)
1899 Der Liebestrank (Schwank)
1899 Der Kammersänger. Drei Szenen
1900 Der Marquis von Keith (Erstveröffentl. u.d.T. Münchner Szenen. Nach dem Leben aufgezeichnet)
1902 König Nicolo oder So ist das Leben
1904 Hidalla oder Sein und Haben (= Karl Hetmann, der Zwergriese)
1905 Totentanz (Titel der Buchausgabe: Tod und Teufel)
1907 Musik. Sittengemälde in vier Bildern
1908 Zensur. Theodizee in einem Akt
1908 Oaha - Die Satire der Satire (Literaturkomödie)
1909 Der Stein der Weisen. Eine Geisterbeschwörung (Einakter in Versen)
1910/1912 Schloß Wetterstein (Trilogie; urspr. 3 Einakter: In allen Sätteln gerecht, Mit allen Hunden gehetzt, In allen Wassern gewaschen)
1912 Franziska. Ein modernes Mysterium in fünf Akten
1914 Simson oder Scham und Eifersucht. Dramatisches Gedicht
1915 Bismarck. Historisches Schauspiel in fünf Akten
1916 Till Eulenspiegel (Bearbeitung von Oaha)
1917 Herakles. Dramatisches Gedicht
Erzählungen
1897 Die Fürstin Russalka (Sammelbd.; u.a. 4 Erz., Gedichtzyklus Die vier Jahreszeiten, 3 Tanzpantomimen)
1901 Mine-Haha oder Über die körperliche Erziehung der jungen Mädchen
1905 Feuerwerk (9 Erzählungen; u.a. Der Brand von Egliswyl, Rabbi Esra)
Gedichte
1897/1905 Die vier Jahreszeiten (Gedichte)
Essay
1895 Schriftsteller Ibsen
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