Max Frisch's Komödie Don Juan oder die Liebe zur Geometrie wurde am 5. Mai 1953 im Zürcher Schauspielhaus und gleichzeitig am Schiller-Theater in Berlin uraufgeführt. Sie ist 1952 entstanden und wurde 1953 zum erstenmal veröffentlicht. 1961 arbeitete Frisch sein Stück geringfügig um. Es ist in fünf Akte gegliedert, wobei die Handlung nicht so linear und episodenhaft wie bei den meisten anderen Don-Juan-Dramen ist. Hier liegt sogar ein Zeitraum von 12 Jahren zwischen dem dritten und vierten Akt. Die Handlung der ersten drei Akt ist in sich abgeschlossen, Akt vier und fünf ebenfalls, jedoch mit wesentlich weniger Umfang. Frisch's Szenenanweisungen sind sehr spärlich.
Der Ort des Geschehens ist Sevilla. Als Zeit gibt er "eine Zeit guter Kostüme" an, da er in diesem Werk mehrere weit auseinanderliegende historische Ereignisse zusammenfaßt.
Die Zwischenspiele, die eine Tradition des spanischen Theaters sind, stehen mit der Haupthandlung meist in keinem Zusammenhang.
Folgende Personen nehmen an diesem Spiel teil: Don Juan; Tenorio, sein Vater; Miranda; Don Gonzalo, Komtur von Sevilla; Donna Elvira, dessen Gattin; Donna Anna, ihr Kind; Pater Diego; Don Roderigo, Freund der Don Juan; Donna Inez; Celestina, die Kupplerin; Don Balthazar Lopez, ein Ehemann; Leporello; Witwen von Sevilla; Drei fechtende Vettern.
1. Akt
Es ist Nacht und man kann die Musik aus der Ferne hören. Ein junger Mann schleicht eine Treppe hinauf, die zu einem Schloß führt. Als sich zwei Frauen nähern, versteckt er sich hinter einer Säule. Es sind Donna Elvira und Donna Inez auf der Suche nach Don Juan. Sie gehen weiter. Zwei andere Personen, ein alter Mann und Pater Diego erscheinen. Der alte Mann ist Don Juans Vater Tenorio und er wartet ebenfalls auf seinen Sohn, der von Tenorio in seinen wesentlichsten Eigenschaften vorgestellt wird: "Er hat kein Herz, ich sag's, genau wie seine Mutter. Kalt wie ein Stein. Mit zwanzig Jahren: Ich mache mir nichts aus Frauen! Und was das schlimmste ist, Pater Diego: er lügt nicht. Er sagt, was er denkt. Seine Geliebte, sagt er mir ins Gesicht, sei die Geometrie. Was hat mir dieser Junge schon Sorge gemacht! Sie sagen es ja selbst, sein Name kommt in keiner Beichte vor. Und so etwas ist mein Sohn, mein einziger, mein Stammhalter! - mit zwanzig Jahren noch nie bei einem Weib gewesen, Pater Diego, können sie sich das vorstellen? Selbst alle Kunst der großen Kupplerin Celestina ist bei Don Juan vergebens. Wenn er einmal ins Bordell geht, nur um dort Schach zu spielen."
Don Gonzalo, der Komtur von Sevilla kommt hinzu. Alle warten nur mehr auf Don Juan. Man erkennt, daß die Hochzeit Don Juans mit Donna Anna unmittelbar bevorsteht.
Der Komtur erzählt von den großen Taten, die Don Juan im Krieg gegen die Heiden vollbracht hat, denn er hat die Länge der feindlichen Festung in Cordoba exakt vermessen.
Zu den Hochzeitsfeierlichkeiten gehört ein Maskenfest. Da das Pferd von Don Juan schon gesichtet wurde, vermutet man, daß er selbst auch nicht weit ist.
Im Gespräch von Donna Elvira mit Pater Diego sagt sie, daß sie sich bräutlicher fühlt als ihre Tochter. Ihnen gegenüber stehen zwei Personen. Es handelt sich um Miranda, die glaubt Don Juan vor sich zu haben, aber es ist dessen Freund, Don Roderigo. Miranda verschwindet wieder. Don Roderigo ist allein, doch plötzlich kommt Don Juan hinter der Säule hervor. Er fleht Roderigo an, ihm zur Flucht vor seiner Hochzeit zu helfen. Dieser jedoch will Juan von seinem Glück überzeugen. Don Juan verschwindet im finsteren Schloßpark. Auch Don Roderigo zieht sich zurück.
Donna Anna und Pater Diego treten auf. Er macht Anna Mut zur Ehe und schildert ihr den Bräutigam, den sie kaum kennt. Plötzlich hören sie aus dem Schloß Lärm. Pater Diego geht nachsehen. Anna bleibt alleine zurück. Ein weiteres Mal hört man dieses Geräusch. Erschrocken läuft Donna Anna in den Schloßpark, in dem auch Don Juan verschwunden war.
Zwischen dem ersten und dem zweiten Akt wird ein Intermezzo (Zwischenspiel) eingeschoben. Miranda und Celestina treten auf. Ort des Geschehens ist das Freudenhaus von Celestina. Sie macht Miranda, eine ihrer Angestellten schwerste Vorwürfe, weil sich diese in einen Mann verliebt habe. Miranda ist jetzt für dieses Geschäft verloren und wird vor die Tür gesetzt.
2. Akt
Donna Anna wird in einem Saal des Schlosses von Donna Inez als Braut geschmückt. Annas Haar ist feucht und schmutzig. Als Donna Inez nach dem Grund für das Aussehen ihrer Haare fragt, berichtet die Braut über ihr Erlebnis der vergangenen Nacht im Schloßpark. Sie hat jemanden kennengelernt und nur diesen Mann will Donna Anna als Bräutigam.
Don Gonzalo und Pater Diego kommen. Don Gonzalo erzählt von der Eroberung der Burg von Cordoba und ihm wäre der gesamte Harem zur freien Verfügung gestanden, jedoch hat er keine der Mädchen angerührt, aber eine Sünde im Geist begangen.
Die Hochzeitsgesellschaft findet sich ein, nur Don Juan fehlt noch. Nachdem auch er erschienen ist beginnt die Zeremonie. Auf die Frage, ob Juan Anna heiraten will antwortet er mit einem klaren "Nein", das aber erst nach dreimaligem Wiederholen auf Reaktion stößt.
Sofort nennt er auch den Grund dafür: "Wir trafen einander gestern im Park. Zufällig. Gestern in der Finsternis. Und auf einmal war alles so natürlich. Wir sind geflohen. Beide. Aber im Finstern, da wir nicht wußten, wer wir sind, war es ganz einfach. Und schön. Und da wir uns liebten, haben wir auch einen Plan gemacht - jetzt kann ich es ja verraten: Heute nacht, beim Teich, wollten wir uns wiedersehen. Das war unser Schwur. Und ich wollte das Mädchen entführen."
Juan wollte die Hochzeit nur zum Schein mitmachen. Als jetzt klar wird, daß seine Geliebte seine Braut werden soll, sagt er sich von ihr los. Donna Anna bleibt in der ganzen Szene stumm. Don Gonzalo zieht den Degen, als Don Juan gehen will. Er will die verlorene Ehre seiner Tochter rächen. Juan will sich jedoch nicht auf einen Kampf einlassen. Auch auf die Aufforderung der Vettern geht er nicht ein.
Don Juan glaubt, daß durch seine Hochzeit die Schönheit der Erinnerung an das nächtliche Erlebnis im Park ausgelöscht würde, und er weigert sich stur, Anna zu heiraten.
Während Don Gonzalo einen weiteren Versuch startet mit Juan zu kämpfen, verabschiedet sich dieser von Anna und verschwindet. Don Juan stürzt wieder herein, und Donna Elvira, die Mutter von Anna, die zurückgeblieben ist, bietet ihm ihre Kammer als Versteck an. Tenorio sieht zufällig, wie Don Juan und Elvira sich umarmen und fällt beinahe in Ohnmacht.
Auch zwischen dem zweiten und dem dritten Akt wird ein Intermezzo eingeschoben. Die darstellenden Personen lauten abermals Miranda und Celestina, die ein Brautkleid für Miranda näht. Miranda, die in Don Juan verliebt ist will in der Nacht in den Schloßpark gehen und dort auf ihn warten. Sie hofft, daß er sie mit Donna Anna verwechselt und sie heiratet. Eine Heirat ist auf Grund ihres Berufes nur durch diesen Betrug möglich.
3. Akt
Don Juan sitzt vor dem Schloß und ißt ein Rebhuhn. Don Roderigo kommt. Im Gespräch mit ihm zeigt sich Juan wenig beeindruckt von den Erlebnissen der vergangenen Nacht. Nebenbei erwähnt er auch, daß er auf der Flucht auch bei Don Roderigos Braut Donna Inez im Schlafzimmer war. Roderigo glaubt ihm allerdings nicht. Auch das Donna Anna die ganze Nacht im Park gewartet und nach ihm gerufen hat, interessiert Juan kaum. Don Juan erzählt, wie schön das erste Zusammentreffen zwischen ihm und Anna gewesen ist, jedoch nach diesen Erlebnissen der vergangenen Nacht fühlt er nichts mehr für die Nacht mit Anna.
Während sich Don Juan von Don Roderigo verabschiedet, kommt eine Gestalt die Schloßtreppe herab, gekleidet wie eine Braut. Donna Anna, wie beide meinen. Roderigo stürzt davon. Don Juan verhöhnt Anna und seine ehemalige Liebe, indem er die Szene der ersten Begegnung genau nachspielt. Aber dann erliegt er doch dem Zauber der vermeintlichen Donna Anna und umarmt sie. In diesem Augenblick kommt Don Gonzalo und fordert Juan zum Kampf. Er erwähnt außerdem, daß sich Don Roderigo umgebracht hat, da er diese Schande nicht mehr ausgehalten hat.
Don Juan tötet den Komtur, weil er gezwungen ist, sich gegen dessen Angriffe zu erwehren. Pater Diego kommt mit der ertrunkenen Donna Anna auf den Armen; die als Braut verkleidete Gestalt will fliehen, wird aber eingeholt: Es ist die Hure Miranda. Aber auch jetzt ist Don Juan nur einen Augenblick betroffen: "Begrabt das arme Kind, aber wartet nicht darauf, daß ich mich bekreuzige, und hofft nicht, daß ich weine. Und tretet mir nicht in den Weg. Jetzt fürchte ich nichts mehr. Wir wollen sehen, wer von uns beiden, der Himmel oder ich, den andern zum Gespött macht!"
4. Akt
Don Juan ist inzwischen dreiunddreißig Jahre alt. Der Ort des Geschehens ist ein Saal in dem sich eine festliche Tafel befindet. Juans Diener Leporello stellt Karaffen auf den Tisch. Drei Musiker warten auf Anweisung. Als die Musiker nach ihrem Honorar fragen, weicht Don Juan ihnen geschickt aus, indem er sagt, daß er für solche Sachen keine Zeit hat, da er dreizehn Damen erwartet, die behaupten, daß er sie verführt habe, und der Bischof von Cordoba und außerdem ein Denkmal, ein Gast aus Stein kommt.
Leporello meldet, daß der Bischof angekommen ist. Juan bittet ihn den Bischof noch etwas warten zu lassen. Der steinerne Gast, niemand geringer als die verkleidete Celestina, tritt hinter dem Vorhang hervor, um mit Juan um ihr Geld zu handeln. Sie verschwindet jedoch wieder hinter der Gardine. Plötzlich erschrickt Juan, da eine verschleierte Dame den Raum betreten hat. Die Dame, eine Witwe, ist die Herzogin von Ronda. Sie macht Juan ein Angebot: Er heiratet sie. Er darf seiner Geometrie natürlich treu bleiben. Und außerdem besitzt sie ein Schloß mit vierundvierzig Zimmern.
Als der Bischof den Saal betritt, entfernt sich die Herzogin.
Don Juan schlägt dem Bischof einen Handel vor: Er möchte von der Kirche für tot erklärt werden und in einem abgelegenen Männerkloster eine Einzelzelle, um sich in Abgeschiedenheit nur noch der Geometrie zu widmen. Und die Kirche bekommt: die Legende von der Höllenfahrt des Frevlers.
Er versucht, den Bischof mit allen Mitteln von den Vorteilen für beide Seiten zu überzeugen, denn er ist es leid, für den großen Frauenverführer gehalten zu werden. Er glaubt sich vielmehr von den Frauen verfolgt.
Danach erläutert er dem Bischof seinen Abgang: "Ich habe eine Person gemietet, die uns den toten Komtur spielen soll, und die Damen werden schon kreischen, wenn sie seine Grabesstimme hören. Machen sie sich keine Sorge! Dazu ein schnödes Gelächter meinerseits, so daß es ihnen kalt über den Rücken rieselt, ein Knall im rechten Augenblick, so daß sie Damen ihre Gesichter verbergen - Eminenz sehen sie die sinnreiche Maschine unter dem Tisch! - und schon stinkt es nach Schwefel und Rauch."
Mit einem Schrei will Juan danach durch eine Luke in den Keller entwischen. Der Handel kommt jedoch nicht zustande, da kurz bevor die Damen eintreffen sich der Bischof als Don Balthazar Lopez, einer der von Don Juan betrogenen Ehemänner, zu erkennen gibt. Er will nun Juans falsches Spiel aufdecken.
Nachdem Lopez sich seiner Verkleidung wieder angenommen hat, treten die dreizehn Damen, die behaupten, daß Juan sie verführt habe, ein. Die Türen werden von Leporello geschlossen. Don Juan teilt den Damen mit, daß er auch das Denkmal des Komturs eingeladen hat. Man hört ein dumpfes Poltern. Don Lopez versucht vergebens die Damen darauf aufmerksam zu machen, daß dies alles nur gespielt und nicht echt ist. Als Don Juan den Vorhang erhebt wird das Denkmal des Komturs (die verkleidete Celestina) sichtbar. Das Denkmal ruft mit fürchterlicher Stimme den Namen von Don Juan. Die Damen kreischen. Don Juan greift nach der Hand des Denkmals. Man hört einen Knall. Im Rauch verschwinden das Denkmal und Juan in der Versenkung. Die Musiker spielen das bestellte Halleluja.
Ein weiters Zwischenspiel folgt. Donna Elvira ist ins Kloster gegangen. Celestina will bei ihr beichten, daß sie den Komtur gespielt und damit soviel Unheil angerichtet habe. Sie berichtet, daß Don Lopez des Landes verwiesen wurde und sich in Marokko erhängt habe, nur weil er behauptete, ein Schwindler habe den Geist des Komturs gespielt. Sie teilt ihr außerdem mit, daß Don Juan lebt und nicht tot ist. Schwester Elvira antwortet nichts und entfernt sich.
Leporello kommt hinzu. Er beschwert sich, daß Don Juan ihm vor seiner Höllenfahrt keinen Lohn gegeben habe.
5. Akt
Der fünft Akt spielt in einer Loggia. Don Juan wartet an einem für zwei Personen gedeckten Tisch. Nach einiger Zeit ruft er seinen Diener und beschimpft ihn, da man ihn zu früh zum Essen gerufen hat. Als sich der Diener entfernt, tritt der Bischof von Cordoba, vormals Pater Diego, ein. Er bewundert den prachtvollen, herbstlichen Schloßpark. Auch bei dem Bischof beschwert sich Don Juan, daß man ihn nicht pünktlich zum Essen ruft. Er kommt sich wie ein Gefangener vor, aber er will auch unter keinen Umständen sein früheres Leben wieder aufnehmen. So lebt er seit einigen Jahren auf dem Schloß, und er hat sich in die Herzogin von Ronda, niemand anders als ehemalige Prostituierte Miranda, die früher in Celestinas Bordell gearbeitet hat, verliebt.
Als die Herzogin eintritt, erzählt der Bischof gerade davon, daß jetzt die spektakuläre Höllenfahrt des Don Juan in Sevilla als Theaterstück aufgeführt werde.
Nachdem der Bischof gegangen ist, setzt man sich zu Tisch. Ganz nebenbei erwähnt Mirinda, die Herzogin, daß sie ein Kind bekommt.
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