Über weite Strecken der abendländischen Philosophiegeschichte wurden erkenntnistheoretische Fragen ontologischen Fragen untergeordnet, wie z.B. in der Ideenlehre Platons. Eine systematische Erörterung erkenntnistheoretischer Probleme, bei der weniger die Frage nach Inhalten der Erkenntnis als nach ihrer Methode und Struktur im Vordergrund stand, fand erstmals in Descartes\' Philosophie statt. Descartes vertrat einen rationalistischen Standpunkt, nach dem nicht die Wahrnehmung Grundlage der Erkenntnis sein könne, sondern allein die Vernunft Quelle der Erkenntnis sei. Demgegenüber behaupteten Empiristen wie Locke oder Berkeley das Gegenteil: Sinneswahrnehmung und Erfahrung seien die einzige Möglichkeit, über die Außenwelt Wissen zu erlangen. Den Streit zwischen Empiristen und Rationalisten, der bis ins 19. Jh. hinein ausgetragen wurde, versuchte Kant mit seiner Philosophie des Kritizismus aufzuheben, indem er beide Positionen verband. Nach Kant richtet sich die Erkenntnis nicht nach den Gegenständen, sondern die Gegenstände richten sich nach der menschlichen Erkenntnis. Erkenntnis könne nicht nur durch Sinneswahrnehmung allein zustande kommen; sie werde erst in Verbindung mit den Begriffen des Verstandes, den Kategorien, möglich: \"Anschauungen ohne Begriffe sind blind, Begriffe ohne Anschauungen leer.\"
Um die Hintergründe der Erkenntnistheorie zu verstehen, muss man zwischen Rationalismus und Empirismus sowie Rationalisten und Empiristen unterscheiden.
Rationalismus
Der Rationalismus bezeichnet das vernunftleitende Denken, nachdem die Quelle für Wahrheit und Erkenntnis nur aus der reinen Vernunft entspringt.
Ein wichtiger Rationalist der Antike war beispielsweise Sokrates. Er hatte einen sehr starken Glauben an die Vernunft und betrachtete sie als Fundament für die richtige Erkenntnis.
Ein Rationalist wird häufig auch als eine Person betrachtet, die an allem zweifelt, außer an der Vernunft. Es gibt sogar Philosophen, die an allem zweifeln! Doch bei den Rationalisten ist dies nicht verwunderlich; Da sie ja an den Sinneseindrücken zweifeln, aus denen unsere Welt für uns besteht, zweifeln sie folglich an dieser Welt.
Einer dieser "Zweifler" war Descartes.
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