Die Handlung des Romans :
Werther zieht in eine ihm zuvor fremde Gegend. Dort findet er schon nach recht kurzer Zeit Anschluss. Er lernt einen Bauerjungen kennen, der zwar ungebildet ist, aber über ähnlichen Charakter wie er verfügt. An einem Ballabend
lernt er Charlotte kennen, verliebt sich auf Anhieb in sie und verbringt den Abend mit ihr. Auch in ihr findet Werther eine Seelenverwandte ; sie verbringen die nächsten 45 Tage zusammen in inniger Freundschaft. Dann kehrt allerdings Albert zurück, Lottes Verlobter. Obwohl Werthers Hoffnungen auf eine Beziehung mit Charlotte wegen ihm zunichte werden, kann Werther auch mit ihm Freundschaft scließen. Unter dieser unerwiderten Liebe leidet Werther sehr, so dass er wenig später beschließt die Gegend zu verlassen und eine Stelle am Hof anzunehmen. Diesem Entschluss voraus geht ein sehr wichtiges Gespräch zwischen ihm und dem ,,Aufklärer\" Albert über Selbstmord, in dem Werthers (und damit auch Goethes) Ansichten über die Aufklärung zu Tage kommen.
Doch auch dort wird Werther trotz der Gunst des Grafen und der Bekanntschaft mit einer Dame, die Lotte sehr ähnlich ist nicht glücklich. Aufgrund eines Eklats bei Hofe und dem darauffolgendem Geläster über seine Person kehrt er nach einer kurzen, ziellosen Wanderschaft wieder nach Wahlheim, Lottes Heimat zurück. Dort findet er nicht nur Charlotte und Albert verheiratet vor, sondern auch den Bauernburschen wieder, der eine ähnlich unglückliche Liebe wie Werther durchlebte. Als der Bauernbursche später einen Liebhaber seiner Angebeteten erschlägt und Werther von Mitleid und Verständnis gerührt den Jungen verteidigt, behauptet er, dass Mord oder Selbstmord in gewissen Situationen nahezu legitim oder unausweichlich sei, was wiederum Kritik an der Unterdrückung der Gefühle in der Aufklärung beinhaltet.
Seit der Rückkehr nach Wahlheim wird Werthers Verlangen nach Liebe und Verzweiflung immer größer. Nicht einmal die Natur, die er zuvor sehr verehrte, kann ihn noch trösten. In seinen Briefen kommt er immer öfter auf Selbstmord als letzten Ausweg zu sprechen. Nach reichlicher Überlegung entschließt er sich letztendlich für den Freitod. Als er am Abend der Tat Lotte ein letztes Mal besuchen will, küsst er sie, worauf sie ihm entgegnet ihn nie wieder sehen zu wollen, um Albert treu zu bleiben. Obwohl Werther sich jetzt Lottes Liebe sicher ist, führt er den Selbstmord durch, um ihre Ehre nicht zu gefährden.
Die Hauptpersonen des Romans :
Werther :
Ein junger Mann , wohl jünger als 20 Jahre , der aus einer wohlhabenden bürgerlichen Familie stammt und ein attraktives Äußeres besitzt.
Er ist sehr gebildet und künstlerisch veranlagt ; er malt in seiner Freizeit
Aufgrund des Reichtums seiner Familie braucht er nicht zu arbeiten
Er ist ein typischer Stürmer und Dränger weil er :
_ der Wissenschaft skeptisch gegenübersteht
_ wenig Wert auf materielle Dinge legt
_ den Adel aufgrund seines Hochmuts gegenüber dem Volk kritisiert
_ Charakter und Bildung für wichtiger als Herkunft und Geburt hält
_ das Hierarchiestreben des Adels verachtet
_ das Ausleben seiner Gefühle fordert
_ Gefühl über Vernunft stellt ,d.h. die Aufklärung kritisiert (z.B. in Gesprächen mit Albert)
(Char)Lotte:
Eine hübsche Frau , die ähnliche Ansichten sowie die Vorliebe für Literatur und Tanz mit Werther teilt. Dennoch liebt sie Albert und bleibt ihm treu (wohl auch aufgrund ihrer christlichen Erziehung).
Albert :
Lottes Verlobter/Ehemann der als typischer Aufklärer charakerisiert ist : vernünftig, beherrscht, rechtsgläubig, und zuverlässig. Deshalb steht er in einem Kontrast zu dem gefühlsgelenkten Werther.
Sprache und Form:
Das Buch ist größtenteils als Briefroman gestaltet. Das heißt, die Handlung wird allein anhand von Briefen Werthers an seinen Freund Willhelm erzählt. Diese Form des Romans erlaubt tiefe Einblicke in das Gefühlsleben Werthers. Durch die durchgehende, in einem Brief übliche Ich-Perspektive wird eine starke Selbstidentifikation mit Werther suggeriert (was wohl sehr zu dem großen Erfolg des Buches beigetragen hat).
Allein die letzten Tage Werthers und die Beschreibung des Selbstmordes werden durch den Herausgeber beschrieben
Die Sprache wirkt sehr emotional und naturverbunden, da die Natur selbst eine große Rolle spielt.
Zur Wirkungsgeschichte des Buches:
Das Buch löste bei seiner Veröffentlichung 1774 einen Skandal wegen der Duldung eines Selbstmordes aus, der zu dieser Zeit nach christlichem Glauben die ,,einzig unverzeihliche Sünde\" war. Die Kirche machte sogar Anstalten, das Buch zu verbieten, konnte das aber nicht durchsetzen.
Andererseits war das Buch in ganz Europa ein enormer Publikumserfolg und macht Goethe auch auf einen Schlag in ganz Europa bekannt. Das Buch beeinflusste vor allem die Jugend und beeinflusste nach Ansicht vieler Kritiker (z.B. Johann Peter Eckermann) eine ganze Epoche. Es fand viele Nachahmer sowohl bezüglich des Selbstmordes aus Liebe, als auch der etwas gewagten Kleidermode Werthers.
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