Biographie
Georg Rodolf Weckherlin stammte aus einer schwäbischen Beamtenfamilie. Seine Ausbildung am Stuttgarter Pädagogium und sein Jurastudium an der Universität und dem »Collegium illustre« in Tübingen bereiteten ihn auf den Hofdienst vor. Zunächst, von 1606-15, hielt er sich im Gefolge württembergischer Diplomaten im Ausland auf (Frankreich, Italien und vor allem England). Hier lernte er Elizabeth Raworth kennen, Tochter des Stadtschreibers von Dover, die er 1616 heiratete.
1616 wurde er zum Sekretär und Hofhistoriographen des württembergischen Herzogs in Stuttgart ernannt; in diesem Amt kamen ihm nicht nur seine durch Studium und Reisen erworbenen Sprachkenntnisse zugute, sondern auch die literarischen und kulturellen Anregungen, die er im Ausland empfangen hatte. Eine seiner Aufgaben bestand nämlich darin, repräsentative Hoffeste zu veranstalten und zu beschreiben. Im Verlaufe dieser Arbeit entstanden formgewandte Gedichte, die in zwei Gedichtsammlungen Oden ud Gesänge (1618 und 1619) in Stuttgart erschienen.
Weckherlin reiste 1619, kurz nach dem Erscheinen der Oden vnd Gesänge, nach England. Damit waren seine Wirkungsmöglichkeiten in Deutschland begrenzt, zumal ihn seine berufliche Tätigkeit immer fester an England band. Zwar stand er zunächst noch in württembergischen und dann in pfälzischen Diensten, doch trat er 1626 ganz in englische Dienste.
Nach dem Ausbruch des englischen Bürgerkriegs bewarb sich Weckherlin, der schon 1630 englischer Staatsbürger worden war, bei verschiedenen protestantischen Mächten erfolglos um eine Anstellung. Er stellte sich im Verlauf des Bürgerkriegs auf die Seite des Parlaments und wurde 1644-49 und 1652 als Vorgänger John Miltons Sekretär für auswärtige Angelegenheiten.
Weckherlin war insofern einer der wichtigsten Vorläufer von Opitz, als er schon früh den Anschluss an die europäische Renaissance suchte, hauptsächlich an die französische Literatur. Viele seiner Gedichte sind Übersetzungen, wobei er seinen Vorbildern bis in Einzelheiten der Metrik treu blieb. Die literarische Entwicklung in Deutschland ließ diese Art Lyrik aber - Silbenzählung ohne regelmäßige Alternation - bald als überholt erscheinen und war verantwortlich für Weckherlins relative Wirkungslosigkeit. Für die Ausgabe letzter Hand seiner 1618-19 herausgegebenen Oden vnd Gesänge hat er daher versucht, den Opitzregeln getreu Änderungen vorzunehmen. Kaum ohne Vorbild in der deutschen Lyrik des 17. Jahrhunderts sind hingegen seine politischen Gedichte, die ihn als leidenschaftlichen Verfechter der deutschen - das heißt für ihn der protestantischen - Sache offenbaren: Er war im Ausland zum aggressiven politischen Dichter und Kommentator deutscher Verhältnisse geworden.
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