Der innere Monolog "Leutnant Gustl" von Arthur Schnitzler handelt von dem jungen k und k Offizier Gustl. Dieser wird nach einer Theatervorstellung in Wien von einem nicht satis-faktionsfähigen Bäckermeister beleidigt und glaubt deswegen, Selbstmord begehen zu müssen. Er irrt in der Stadt herum und überdenkt die Situation und sein Leben. Am folgendem Morgen erfährt er durch Zufall, daß der Bäckermeister in der vergangenen Nacht an einem Infarkt gestorben ist.
Gustl ist ein etwa 24 jähriger Leutnant. Er bekommt von einem Freund eine Karte für eine Theatervorstellung, ein Oratorium, geschenkt und geht eigentlich nur hin, um sich abzu-lenken. Am nächsten Tag hat er nämlich ein Duell mit einem Doktor, welcher eine abfällige Bemerkung über Offiziere ihm gegenüber gemacht hat. Gustl ist sich ziemlich siegessicher, und da ihm die Vorstellung nicht sonderlich zusagt, läßt er seine Gedanken schweifen, und schaut sich auch gewohnheitsmäßig nach hübschen Damen um. Seine Beziehungen zu Frauen sind äußerst oberflächlich, für ihn sind sie ein bloßer Zeitvertreib. Im Moment hat er ein Verhältnis mit einer vermutlich verheirateten Frau, was ihn jedoch nicht davon abhält, sich anderweitig umzuschauen. Nach Ende des Oratoriums gibt es ein Gedränge an der Garderobe. Gustl hat einen Streit mit einem Bäckermeister, den er vom Sehen her aus dem Kaffeehaus kennt. Dieser nennt ihn im Zorn einen "dummen Jungen". All das geschieht sehr leise und niemand scheint es gehört zu haben. Gustl, den es innerlich zerreißt, will ihm einerseits nachlaufen und ihn stellen, aber andererseits hat er panische Angst davor, daß jemand den Streit mitbekommen hat. In seinem Wahn ist er sich sicher, daß der Bäcker es jedem erzählen wird. Er irrt durch die Straßen von Wien und quält sich immer und immer wieder mit der Frage, was er jetzt tun soll. Als er sich wieder einigermaßen gefaßt hat, sieht er Selbstmord als den einzigen Ausweg, da es ihm der Ehrenkodex der Offiziere verbietet einen Satisfaktions-unfähigen zum Duell zu fordern und ihm so nur die eine Möglichkeit bleibt. Er stellt sich vor, wie seine Familie, seine Freunde und Steffi, seine Geliebte, auf seinen Tod reagieren würden. Schließlich landet er im Prater, und beschließt, sich am Morgen umzubringen. Dann schläft er auf einer Bank ein. In der Früh spürt er ein Hungergefühl und macht sich trotz allem auf, um in seinem Stammkaffeehaus zu frühstücken. Er will danach nach Hause gehen und ein paar Briefe schreiben, bevor er den letzten Schritt tut. Im Lokal bestellt er sein Frühstück und wird dann von Kellner gefragt, ob er schon von Herrn Habetswallner, dem Bäckermeister, wisse. Als Gustl dann hört, daß diesen zu Mitternacht der Schlag getroffen hat, zerplatzt er fast vor Freude, ohne es sich anmerken zu lassen, natürlich. Er ist so froh wie noch nie zuvor in seinen Leben. Den Tod des Bäckers sieht er als ein einziges Glück und er beginnt sogleich, seinen restlichen Tag zu planen. Das er so knapp dem Tode entronnen ist, hat für ihn gar nichts geändert. Er lebt sein Leben genauso oberflächlich wie zuvor weiter.
Es ist interessant, einmal einen Monolog aus der Sicht eines fehlerhaften Charakters zu lesen. Leutnant Gustl wird einem aufgrund seiner geringen Wertschätzung von Frauen, seiner Oberflächlichkeit und seines Judenhasses gleich unsympathisch. Noch dazu kommt sein Unvermögen, sich selbst Schuld zuzugestehen. Aber trotz allem wirkt er doch nur allzu menschlich. Leider scheint es am Ende so, als hätte er rein gar nichts aus diesem Vorfall gelernt.
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