Elfriede Jelinek wurde einst aufgrund ihrer "ungewöhnlichen sprachlichen Begabung" entdeckt. Meiner Meinung nach gibt es kaum jemanden, der so präzise und ironisch beschreiben kann wie Elfriede Jelinek.
In "Die Klavierspielerin" mußte als erstes der Vater aus dem Weg geräumt werden, um die Symbiose von Mutter und Tochter perfekt zu machen. Die beiden Damen bringen den Vater daher in ein abbruchreifes Altersheim, reden sich aber ein, dass sie das einzig Richtige täten. Jelinek schreibt: "Der Vater soll, als sie wieder abfahren, seinen zwei Damen, von einem unfreiwilligen Helfer in weißem Kittel gestützt, Winkewinke machen. Der Papa jedoch hält sich statt des Winkens die Hand unvernünftig vor die Augen und fleht, nicht geschlagen zu werden. Dies wirft schlechte, grelle Lichter auf die abfahrende Rumpffamilie, denn geschlagen ist der Vati nie worden, gewiß nicht."
Seit nunmehr fast 30 Jahren wird die Frage nach der pornographischen Gestalt der Texte Jelineks gestellt. Im Sinne der Definition von Pornographie ("einseitig das Sexuelle darstellende Schriften oder Bilder") können Teile von Jelineks Texten sicherlich als pornographisch bezeichnet werden. Ich sehe darin jedoch kein Problem darin, solange Jelinek nur versucht, auch das darzustellen, was normalerweise verschwiegen wird, nicht aber sexuelle erregende Texte schreibt (was sicherlich noch nicht der Fall ist). Jelineks Fehler besteht meiner Meinung nach darin, zu glauben, dass es möglich ist, den - sicherlich vorhandenen - tieferen Sinn eines "Sportstückes" während einer Theatervorstellung zu begreifen. Solange es jedoch (Pseudo-)"Kultur-Interessierte" gibt, die für derartige Theatervorstellungen zahlen, kann man der Autorin eigentlich keine Vorwurf machen.
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