AUTOR: Eugène Ionesco wurde am 26.November 1909) in Slatina (Rumänien) geboren. Der Vater war ein Rechtsanwalt, ein Rumä-ne; die Mutter war Französin. Er verbrachte eine bewegte Kind-heit in Frankreich. In einem kleinen französischen Dorf erlebte, wie er selbst sagt, seine schönsten Kinderjahre. In späteren Jah-ren musste er das Regime in Rumänien (Eiserne Garde) miterle-ben. Dies beeinflusste ihn für sein Werk „Die Nashörner“.1970 wurde er in die Französische Akademie aufgenommen. Er schrieb Dramen und Erzählungen, wie zum Beispiel „Die kahle Sängerin“, „Die Stühle“, „Die Unterrichtsstunde“ etc.Er ist Begründer und wichtiger Vertreter des absurden Theaters. Eugéne Ionesco ist am 28. Mai 1994 in Paris gestorben.
Die wichtigsten Bühnenwerke von Eugène Ionesco sind:
Die kahle Sängerin Die Unterrichtsstunde Die Stühle Opfer der Pflicht Der Herrscher Der Automobilsalon Die Begrüßungen Das Gemälde Jakob oder Der Gehorsam Der neue Mieter Die Zukunft liegt in den Eiern Mörder ohne Bezahlung Der König stirbt Fußgänger der Luft Hunger und Durst Die Lücke Das große Massakerspiel Macbett Welch gigantischer Schwindel! Der Mann mit den Koffern Reise zu den Toten
Ort der Handlung: Eine kleine Provinzstadt.
Zeit der Handlung: Gegenwart.
Personen: Die HausfrauDie KolonialwarenhändlerinDer KolonialwarenhändlerHansBehringerDie KellnerinDer ältere HerrDer LogikerDer WirtDaisyHerr SchmetterlingStechWisserFrau Ochs
INHALT:
Behringer, Ionescos Jedermann-Figur, sitzt mit Hans im Café. Während des Gesprächs hört man ein großes Tier herumlaufen und schnauben: ein Nashorn. Die Anwesenden sind empört über den Lärm und die Schäden, die das Tier hervorruft. Behringer betrachtet das Geschehen gleichgültig. Im Büro eines Verlagshauses dreht sich das Gespräch ebenfalls um die Nashörner. Wisser streitet deren Existenz schlichtweg ab und versucht Behringer und Daisy, die beide die Tiere gesehen haben wollen, als Phantasten oder Lügner hinzu-stellen. Frau Ochs kommt herein: Sie wird von einem Nashorn verfolgt – in dem sie wenig später ihren Mann erkennt. Weil das Tier das Treppenhaus zerstört hat, befreit die Feuer-wehr das Büropersonal. Behringer besucht Hans, der von einer merkwürdigen Krankheit befallen ist: Er hat eine Beule auf der Stirn, die stetig wächst, seine Haut verändert sich – er verwandelt sich in ein Nashorn. Behringer flieht vor Hans‘ Agsressivität, sieht sich aber bald von anderen Nashörnern umzingelt. Seine Verwandlung zum Nashorn begrüßt Hans als „Rückkehr zur ursprünglichen Einheit“ und Natürlichkeit. Behringer hat sich nach Hause zurückgezogen, wo ihn Kollegen aufsuchen und ihre Meinungen zur Ausbreitung der Nashörner kundtun. Immer mehr Menschen verwandeln sich in Nashörner, zuletzt verfällt auch Daisy dem Massenwahn. Allein Behringer will sich notfalls mit der Waffe verteidigen: „Ich bin der letzte Mensch. Ich werde es bleiben bis zum Ende! Ich kapituliere nicht!“, hält er an seiner Überzeugung fest, der Mensch sei „dem Nashorn überlegen“.In dem Stück „Die Nashörner“ wird die verhängnisvolle Entwicklung gezeigt, vom Men-schen zum Willenlosen, sich von Trieben leitendes Tier, welches sich nur in der Gruppe behaupten und wohlfühlen kann. Ionesco will uns auch vor der Gefährlichkeit totalitärer Systeme warnen, die aus individu-ellen Menschen gleiche „wilde Tiere“ machen können – auf Kosten unserer Ideale.
Über das Werk:
Nach dem enttäuschenden Mißerfolg seines ersten abendfüllenden Stücks „Mörder ohne Bezahlung“ (UA 1958, Darmstadt) feierte Ionesco mit seinem zweiten Versuch Triumphe an allen bedeutenden Theaterhäusern. Die Groteske über die Manipulierbarkeit der Mas-se, die Ansteckungskraft des Bösen und des Opportunismus wurde weltweit zu seinem er-folgreichsten Stück.„Die Nashörner“ entstanden nicht zuletzt aus der persönlichen Erfahrung des Autors: Er erlebte, wie in Rumänien die faschistische Eiserne Garde zur Macht aufstieg. Als „Quelle“ diente ihm außerdem das „Deutsche Tagebuch“ des Schweizer Schriftstellers Denis de Rougemont, der eindrucksvoll die Wirkung einer Hitler-Rede auf die Zuhörer beschrieb. Doch ging es Ionesco nicht darum, eine bestimmte Ideologie zu entlarven: „Ich zeigte das Böse auf, das in tausend verschiedenen Gesellschaftsordnungen unter den verschiedensten Erscheinungsformen grassiert. „Seine Weigerung, sich zu einer bestimmten politischen Richtung zu bekennen, trug dem Autor Vorwürfe von rechts wie von links ein.Zahlreiche Bühnen von Moskau bis New York nahmen „Die Nashörner“ in ihr Repertoire auf. Zu den berühmtesten Inszenierungen zählen die französische Erstaufführung von 1960 unter Regisseur Jean-Loise Barrault (Paris, Odéon-Théátre) und die englische Erstauffüh-rung in der Fassung von Orson Welles mit Laurence Olivier als Behringer (London, Royal Court Theatre, 1960).
|