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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Frl. dr. mathilde von zahnd


1. Drama
2. Liebe

Frl. Dr. H.c. Dr. Med. Mathilde von Zahnd ist Gründerin, Eigentümerin und oberste Ärztin des Sanatoriums "Les Cerisiers". Frl. von Zahnd ist eine buckelige, fünfundfünfzigjährige Jungfer und stammt ab von einer machthabenden Familie, die zahlreiche namhafte Persönlichkeiten hervorbrachte - wie den Vater (Wirtschaftsführer), den Onkel (Politiker) oder den Generalfeldmarschall Leonidas von Zahnd - und deren letzter nennenswerter Spross sie ist. Die letzten Lebenden der traditionsreichen Familie, Tante Senta und Vetter Ulrich, verweilen in ihrer Klinik. Ein weiterer Teil der alten Familie ist in ihrem Sanatorium gestorben. Frl. von Zahnd beschreibt es sogar als medizinisches Wunder, dass sie für relativ normal gilt, was ihren Geisteszustand betrifft. Ihr Vater hat sie gehasst und im Gegenteil zu ihm bezeichnet sie sich als Philanthrop. (Zitat: "Die Physiker" S.12): "Er hasste mich wie die Pest, er hasste überhaupt alle Menschen".

Hinsichtlich des Wirtschaftens stellt sich Fräulein von Zahnd als sehr erfolgreich heraus, denn in ihrem Haus sind stets die wohlhabendsten Funktionäre aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft untergebracht. Medizinisch geniesst sie Weltruf.

Frl. Doktor Zahnd zeigt sich sehr sozial und freundlich. Im Gespräch mit Frau Rose sichert sie die fortdauernde Unterkunft des Herrn Möbius zu, als Antwort auf die Befürchtung, die Frau Rose plagte, ihr ehemaliger Mann könnte in eine staatliche Heilanstalt verlegt werden.

Sie charakterisiert sich auch selbst als menschlich (Zitat: "Die Physiker" S.12): "Ich bin schließlich kein Unmensch". Dementgegen zeigt sich ihre später ins Bild tretende Sucht nach Macht schon früh, und zwar gegenüber Herrn Inspektor, dem sie klar macht, dass sie entscheidet, für wen sich ihre Patient halten.

Auch ihren noch verbliebenen Verwandten gegenüber lassen sich Zeichen strikter Bestimmtheit und Zielstrebigkeit ablesen. Die Oberschwester berichtet ihr, dass Tante Senta unruhig ist, woraufhin Fräulein Doktor von Zahnd skrupellos den Befehl zur Verdoppelung der Dosis erteilt.

Ihren Patienten jedoch, bringt Frl. von Zahnd viel Verständnis entgegen; auch der Mord von Einstein wird ihm nicht angelastet. Sie ist verständnisvoll und lobt ihn für sein Geigenspiel.







Im zweiten Akt kippt der einst positive Eindruck jedoch und wandelt sich schliesslich völlig ins Gegenteil.

Nach dem dritten Mord in ihrer angesehenen Klinik sitzt Fräulein Zahnd düster und in sich versunken im Salon. Der unnatürliche Tod der Schwester ist für sie noch nicht mal das Schlimmste und scheint sie nicht sonderlich zu beunruhigen. Sie fürchtet nur verzweifelt, dass ihr medizinischer Ruf nun dahin sei. Hier zeigt sich erstmals, wie egoistisch sie denkt. Die zuerst menschlich wirkende Person scheint immer unmenschlicher zu werden und zuvor positive Charakterzüge wandeln sich ins Negative ab.

Das eigentliche Vorhaben zeigt sich erstmals deutlich, als sie berichtet, dass die Morde der drei getöteten Schwestern Heldentode gewesen seien. Denn sie hat die Schwestern für ihren Zweck als Opfer missbraucht und darum sind sie aus ihrer Sicht Helden geworden. Sie bezeichnete sie ironisch als Helden.

Die Wissenschaftler der Physik will sie ausnützen. Sie sind nicht zum Vergnügen im Sanatorium, sondern um für sie tätig zu werden.

Schon beim nächsten Zusammentreffen mit den Physikern kommt ihr, bis dahin nicht komplett zu durchschauender, Charakter ans Tageslicht.

Ganz gelähmt und verblüfft sind die Physiker erst, als Frl. von Zahnd ihre Vision von Salomo verkündet. Die drei starren sie entsetzt an.



Nun gibt die "irre" Ärztin zu, dass sie die Morde einkalkuliert hat und verkündet ihren Plan von der Weltbeherrschung. Ihre Rechnung ist aufgegangen. (Zitat: "Die Physiker" S.85): "Nicht zugunsten der Welt, aber zugunsten einer alten, buckligen Jungfrau". Sie beschreibt: (Zitat: "Die Physiker" S.85): "Mein Trust wird herrschen, die Länder, die Kontinente erobern, das Sonnensystem ausbeuten, nach dem Andromedanebel fahren".

Obwohl sie verrückt geworden ist, zeigt sie sich als absolut ruhige und souveräne Figur, und das trotz der Dramatik der Geschehnisse. (Zitat: "Die Physiker" S.84): "Fräulein Doktor spricht alles still und fromm". Sie ist sich ihrer Macht absolut sicher und geniesst in ruhiger Weise den Triumph über die Physiker, die Welt, das Universum. Sie bestimmt (Zitat: "Die Physiker" S.84): "Ich aber übernehme seine (Salomos) Macht" und (Zitat: "Die Physiker" S.85): "das Weltunternehmen startet".

 
 

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