Die Judenbuche
Annette Freiherrin von Droste-Hülshoff
(1797-1848)
Inhalt:
Friedrich Mergel wird 1738 im Dorf B als Sohn eines Halbmeiers geboren. Sein Vater ist ein Alkoholiker und setzt sich immer gegen seine ordentliche und brave Ehefrau Margret durch, deshalb geht es auch Friedrich nicht besonders gut. Eines Nachts, kommen Männer zu Magerte und erzählen ihr das ihr Mann tot aufgefunden worden ist. Als Friedrich 12 Jahre alt ist adoptiert ihn sein Onkel Simon. Dieser zeigt ihm auch die Stelle an der sein Vater tot aufgefunden worden war. In der Zeit als er bei ihm wohnt verändert sich Friedrich sehr stark.. Er wird vom stillen und zurückhaltenden Jungen zu einem Anführer der Jugend, da er sehr viel Kraft besitzt. Er freundet sich mit Johann Niemand an, der von nun an sein ständiger Begleiter wird. Eines Tages hat Friedrich eine Auseinandersetzung mit Brandis, einem Förster, dieser wird kurze Zeit darauf tot aufgefunden. Friedrich wird verdächtigt, man kann ihm die Tat jedoch nicht nachweisen. Vier Jahre später geschieht im Dorf erneut ein Mord. Aaron, ein Jude, dem Friedrich noch Geld schuldet und deshalb mit ihm eine Auseinandersetzung hatte wird tot aufgefunden. Kurz darauf verschwinden Friedrich und Johann. Den Baum unter dem Aaron gefunden worden ist, nannten sie ab diesem Zeitpunkt "Die Judenbuch". 28 Jahre später kommt Johannes zurück ins Dorf. Er kommt aus türkischer Sklaverei und hat Friedrich seit der gemeinsamen Flucht aus den Augen verloren. Ein Gutsherr nimmt ihn auf und erzählt ihm, dass Friedrich unschuldig ist. Eines Tages findet man ihn erhängt an der Judenbuche. Der Gutsherr sieht eine Narbe und erkennt nun, das es nicht Johann Niemand ist sondern Friedrich Mergel.
Interpretation:
Der Novelle liegt eine wahre Begebenheit zugrunde, die der Dichterin seit ihrer Kindheit aus Erzählungen über ihre westfälische Heimat vertraut war. Die Autorin steht über dem Geschehen, schränkt aber ihre Verantwortung ein, indem sie immer wieder die Unzuverlässigkeit ihre Beobachtungen oder ihrer Informationen hervorhebt.
Ein Symbol in diesem Text, ist für mich die Buche. Zuerst ist sie ziemlich unscheinbar aber nach der Abholzung des Waldes, steht sie ganz alleine, weil die Juden sie gekauft haben, und bekommt sie eine ganz andere Bedeutung. Auch Friedrich kann man mit dieser Buche identifizieren, am Anfang ist er der Unscheinbare, kleine Junge der nicht auffällt, durch das sich sein Charakter sehr stark ändert, entwickelt er sich eher zum Schlechten. Wäre sein Vater nicht gestorben, wäre er nie zu seinem Onkel gezogen und wäre auch ganz anders aufgewachsen. Er hat am Anfang zwar Freunde und ist sogar der "Boss" der Dorfjugend, wird aber später immer mehr zum Außenseiter.
Sogar seine Mutter zieht sich von ihm zurück, nachdem sie ihn fast nicht wieder erkennt. Wäre er bei ihr aufgewachsen wäre er wahrscheinlich der Brave, zurückhaltende Junge geblieben der er einmal war. So spielt auch dies eine große Rolle, dass verschiedene Dinge aufeinander treffen und die Leute deshalb, Friedrich für die beiden Morde verantwortlich machen, der Tot seines Vaters, sein Onkel und auch das er Streit mit den beiden ermordeten hatte. So wie Friedrich mit dem Bösen in Verbindung gebracht werden kann, ebenso steht die Buche, der die Juden durch die Inschrift die Rache an dem Mörder anvertrauen, für Unheil, denn unter ihr und in der nahen Umgebung sterben drei Leute. Hermann Mergel, der Jude Aaron und sowie es durch die Inschrift: \"Wenn du dich diesem Orte nahest, so wird es dir ergehen, wie du mir getan hast!\" vorbestimmt ist, auch Friedrich.
Ich denke Droste versucht mit der Novelle zu zeigen, wie ein Mensch dazu kommt, Mörder zu werden. Sie sucht die Gründe dafür im sozialen Umfeld jener Zeit. Man merkt auch, dass sie sehr religiös war, denn aufgrund ihrer Gläubigkeit folgert die Autorin, dass sich der Mörder zwar der irdischen Gerechtigkeit entziehen konnte, aber die höhere Gesetzmäßigkeit das Böse schließlich doch besiegt. In diesem Fall ist es wahrscheinlich die Natur der "Richter", sie verurteilt Friedrich zu sterben und die Judenbuche ist vielleicht der "Vollstrecker". Wahrscheinlich will sie dem Leser mit dieser Novelle zeigen, dass man von einem begangenen Mord einfach nicht mehr loskommt und ihn nie vergessen kann. Sowie auch Friedrich nach 28 Jahren an den Tatort zurückgekehrt ist und sich an demselben Baum erhängt, wo er die Tat begangen hat.
Charaktere:
Friedrich:
Friedrich ist ein scheues, aber schlaues Kind. Er fällt nicht auf und lebt eher zurückgezogen. Als sein Vater stirbt und er von seinem Onkel Simon erzogen wird, verändert sich sein Wesen. Er wird zu einem selbstsicheren Jungen. Mit der Zeit wird Friedrich seinem Vater immer ähnlicher. Dies ist auch der Grund, warum sich die meisten Dorfbewohner von ihm absondern und ihn später zum Mörder abstempeln.
Margret:
Bevor sie ihren Mann Hermann heiratet, ist sie eine brave, anständige Frau. Als Hermann stirbt, zieht sie ihren Sohn alleine auf. Anfangs ist sie sehr stolz auf ihren Sohn. Später wird sie immer stiller und lebt zurückgezogen
Simon:
Er adoptiert Friedrich und erzieht ihn sehr streng. Er hat starken Einfluss auf Friedrich und trägt sehr stark zur Veränderung seines Charakters bei. Er schafft es, aus einem unscheinbaren, schüchternen Jungen einen gewaltbereiten, eitlen Hochmut zu machen, der auch, was man ihm früher niemals zugetraut hätte, einen Mord begeht.
Johannes Niemand:
Er ist der Schweinehirt von Simon und der Freund von Friedrich. Er ist ein Außenseiter mit dem sich fast niemand abgibt außer Friedrich. Sie sind sich in gewisser weise ganz ähnlich. Im ersten Teil der Geschichte spielt er eher eine untergeordnete Rolle, taucht aber am Ende wieder auf, als sich Friedrich für ihn ausgibt.
Ich finde, dass die Novelle sehr gut gelungen ist. Einige Wörter, die man zu der damaligen Zeit wahrscheinlich benutzte waren zwar schwer zu verstehen, aber man konnte sie im Anhang leicht nachlesen(Was ich leider erst am Schluss bemerkte!). Am Anfang fand ich es dennoch ein wenig langweilig, aber am Schluss änderte sich meine Meinung und ich fand es sehr interessant. Was mir besonders gut gefallen hat war, dass Anette Droste die Dinge, besonders die Landschaft so genau beschrieb, dass man sich ein genaues Bild davon machen konnte. |