1. Allgemeiner Überblick
Mit Vorklassik ist die Epoche gemeint, die zwischen dem Barock und der Wiener Klassik liegt. Meistens wird als Beginn das Todesjahr Bachs gezählt (1750). Als Ende nimmt man das Erscheinungsjahr von Haydns Streichquartetten op. 33 (1781) und den Beginn der Wiener Klassik. Dieser Zeitraum ist jedoch zu knapp bemessen, denn es sind schon vor 1750 vorklassische Tendenzen erkennbar (Telemann, J.S.Bach). Auf der anderen Seite sind auch noch nach 1781 Werke von Vorklassikern (J.Chr.Fr. Bach) erschienen. Es ist daher heute Usus die V. zwischen 1735 und 1785 anzusiedeln. Schaut man sich das Wort V. nun einmal an, so fällt das Wort Vor besonders auf. Es suggeriert eine Art Übergangszeit, die man nicht anders überbrücken kann. Das ist nur richtig, wenn man die V. von der W. Kl. Aus betrachtet. Schaut man nun einmal in die anderen geisteswissenschaftlichen Bereiche, so fällt auf, daß gerade in diesen Bereichen höchste Leistungen erbracht wurden (Philosophen: Voltaire, Rousseau, Kant, Winckelmann, Autoren: Lessing). In der Gesellschaft kann die V. tatsächlich als Übergangszeit gesehen werden zwischen dem Absolutismus und Bürgertum. Durch die Aufklärung wurden viele Werte, die vorher galten änderten sich, so dass eine Umorientierung stattfand. Der Umschwung, den man in der Musik daran erkennt, daß das Bürgertum die kulturelle Macht ergreift, vollzieht sich in mehreren Schritten: Rokoko, Rationalismus/Irrationalismus, empfindsamer/galanter Stil und Sturm und Drang
Bedeutende Komponisten, Theoretiker, Schulen und Orte sind:
Bachsöhne, Mannheimer Schule, Wiener Schule, Berliner Schule,
Typische Instrumente sind:
Clavichord, Hammerflügel, Glashamonika, Baryton.
Reihenfolge: 1730 frz. galanter Stil und ital. Neuer Ton in der Opera buffa, Sonate und Sinfonia, prägen den Rokoko als V. um 1750/60, führen über Empfindsamkeit und Sturm/Drang zur Klassik.
2. Erklärungen zu oben genannten Fachwörtern:
2.1 Rokoko
Das Ursprungsland des Rokoko ist Frankreich, wo in Reaktion auf das Pathos und die Monumentalität des Barock eine Hinwendung zum intimen, persönlichen stattfindet, zu einer verfeinerten Wohnkultur (verspielten, kleinförmigen Dekorationsstil Louis-quinze)
Speziell in der Musik wirkt er als galanter und empfindsamer Stil den Übergang vom Barock zur Wiener Klassik mit. Die Tendenz geht hin zu kleinen Formen, einfacher Melodik, aber auch in einer reichen Verzierungstechnik, weshalb man sagen kann, dass die Einflüsse des Barock noch erkennbar sind.
2.2 Rationalismus
Im Rationalismus versuchten die Komponisten bei der Musik den Spagat zwischen Wissenschaft und Kunst nach Regeln. Alles sollte, wie in der Aufklärung üblich, durch den Verstand begründet sein
2.3 Irrationalismus
Der Irrationalismus ist die genaue Gegenströmung zum Rationalismus, weil er nicht den Ratio über das Gefühl stellt, sondern umgekehrt. Die Musik ist nicht in Formen gepreßte Noten, sondern Musik sind Gefühle, die man zum Ausdruck bringt. Dieser expressive Stil wurde später in einer anderen Art in der Empfindsamkeit fortgesetzt.
2.4 Empfindsamkeit
Die E: setzt, wie schon der Rokoko, gegen den Pathos und die übergewaltige Macht des Barock eine Aussprache des persönlichen Gefühls, wie es der allgemeinen Zeitströmung entsprach.(GGS.: vertreibt rokokohaft tändelnde Ornamentik) Zur Empfindsamkeit, die ihren Höhepunkt und ihre Überwindung in Goethes "Die Leiden des jungen Werthers" fand, gehört die Mannheimer Schule mit ihren expressiven Manieren (in Paris auch C.Ph.E. Bach). In der Wiener Schule verschmilzt Ernst und Heiterkeit, während die Berliner Schule noch die barocke Tradition vorführt.
In der E. wird die Musik mitbestimmt von dem Handeln, der Gestik/Mimik und wechselnden Gefühlen. Die Musik ist nun nicht mehr pathetisch-gravitätisch, sondern heiter und natürlich d.h. mehr Dur als Moll. Durch eine Mischung aus europäischen Elementen strebt die Musik in die Richtung einer musikalischen Universalsprache (Meine Musik versteht man in der ganzen Welt Haydn).
NOVUM Die Sonaten der E. sind meist dreisätzig, wobei der Kopfsatz aus einem ersten Teil (Exposition) einem Mittelteil (Art einer Durchführung) und einer Reprise besteht.
In einigen Stücken hat der Komponist die Gelegenheit sich und seine Stimmung in einem "rendalen Prinzip" mitzuteilen d.h. freie Stellen in Art eines Rezitativs auf dem Klavier.
2.5 Galanter Stil
Die Herkunft des Wortes galant ist schon recht aussagekräftig (v. span. gala = Hoftracht). bezeichnet höfische Sprache und Umgangsformen sowie die Bildung darauf. Der g.S. breitete sich in Nachahmung des frz. Hoflebens in Europa zur Charakterisierung von Kleidung, Speisen, zierlichen Umgangsformen gegenüber Frauen.
Galante Musik wurde für das Unterhaltungsbedürfnis der absolutistischen Höfe komponiert.
C.Ph.E. Bach charakterisierte galant in seiner Schrift "Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen" als Gegensatz zu gearbeiteter, streng harmonischer, Musik. Der Schwerpunkt einer Komposition des galanten Stils liegt auf eleganter, leicht spielbarer, melodiöser und harmonisch einfacher Musik für bürgerliche Dilettanten (KULTURELLE MACHTERGREIUNG DES BÜRGERTUMS) Der g.S war als Modeerscheinung offenbar im späteren 18. Jh. nur eine Stilmöglichkeit neben anderen auch für ein und denselben Komponisten. Wie stark oder wie andauernd man sich des g.S. bediente war mehr eine individuelle Geschmacksfrage als eine historische Frage. Als DER "Prototyp" des Weltmännisch-Eleganten gilt allgemein J.Chr. Bach.
2.6 Die Symphonie im 18. Jahrhundert
In der Entwicklung der Symphonie spiegelt sich der allgemeine Wandel im Geschmack wieder, der sich von ca. 1730 vom Spätbarock abwandte hin zu einer neuen "Sprache der Einfachheit" (durchsichtige Setzweise, symmetrischen Perioden und durch Kadenzharmonik geprägte Themen und Formen). Dies alles wurde durch die Sonatensatzform in eine angemessene allgemein verbindliche Form gebracht.
Merkmale: 1. harmonischer Grundplan in Dur: Wechsel zwischen T und D; Modulation: T
Moll: Wechsel zwischen t und tp; Modulation: t
2. Verarbeitung/Entwicklung des Themenmaterials durch Abwandlung (Durchführung)
3. Dreiteiligkeit der Form durch Wiederaufnahme (Reprise) des ersten Teils (Exposition) nach der Durchführung
4. Einführung eines zweiten kontrastierenden Themas (Seitenthema) in der Exposition
Des weiteren entwickelten sich die: Satztechnik, das Klangbild, den Eigenwert der Dynamik und die Gestaltung der zyklischen Form. Am Anfang ließen sich diese Merkmale noch nicht in einem Werk, sondern nur in verschiedenen Werken finden. Man ist heute nicht in der Lage, dass man sagen kann, dass ein einziger Komponist mehr als ein anderer an der Entwicklung beteiligt war, zumal noch eine Gesamtauswertung der rd. 10000 Werke
fehlt. Man kann aber wohl sagen, dass es einige herausragende Komponisten in bezug auf Individualität oder Wirkungskraft gegeben hat. Der Mailänder Giovanni Battistuta Sammartini gilt als der erste Verfasser von Konzertsymphonien, die ansatzweise etliche Charakteristika der späteren Norm enthalten. Die übliche Einteilung der "vorklassischen" S. geht zwar oft nach äußerlichen Kriterien vor, aber in Mannheim haben die (finanziellen) Gegebenheiten und die schöpferische Persönlichkeit ihres Gründers Stamitz zu einer wirklichen "Schule" geführt. Der Beitrag der sog. Mannheimer Schule (kommt noch) zur Entwicklung der Symphonie ist die Erarbeitung eines, im Orchesterspiel erarbeiteten dynamischen und klangfarblichen Valeurs (Tonabstufung).
2.7 Mannheimer Schule
Der Begriff M. umfaßt im weiteren Sinne das Musikwesen der ehemaligen Kurpfalz in der 2. Hälfte des 18. Jhdt. Unter Kurfürst Karl Theodor, der 1743-1787 in Mannheim residierte, und im engeren Sinne die Mannheimer Musiker in dieser Zeit (Stamitz als Gründer, Toeschi 1842, Richter 1847, Holzbauer 1852 und Filz 1854). Deren Schüler waren so überragende Virtuosen, dass Burney sie mit einer Armee aus Generälen vergleicht. Besonders gut waren aber die Violinenschüler von Stamitz, als da wären: Cannabich, Fränzl, die Toeschi-Söhne, die Cramer Brüder, Zardt, die Eck-Brüder und die Söhne von Stamitz. Vielgerühmt war die Orchesterdisziplin der Mannheimer, die sich in der Präzision des Vortrages, der Möglichkeit von kleinsten dynamischen Nuancen und in einer einheitlicher Bogenführung zeigten. Das beruhte auf den Gemeinsamkeiten der musikalischen und spieltechnischen Ausbildung der Streicher durch Stamitz/Cannabich. Diese Ausbildung führte zu unvorstellbaren klanglichen Effekten, die u.a. von Mozart gerühmt wurden. Die Blasinstrumente waren im Mannheimer Orchester ausgezeichnet besetzt: 1723: Böhmische Hornisten (Zwirny); 1757/59Klarinettisten (Quallenberg, Gebr. Tausch), waren paarweise im Orchester vertreten, was W.A Mozart als Besonderheit rühmte. Des weiteren seien die tüchtigen Bläser Wendling (Flöte), Ramm, Lebrun (Oboe), und die Hornisten der Familien Dimmlere und Lang erwähnt. Die Zeitgenossen sprachen meist von Mannheimer Qualitäten in bezug auf die o.ä. Disziplin, seit Riemann werden auch die stilistischen Gemeinsamkeiten in den Werken der Mannheimer als Merkmale dieser Gruppe gesehen. Spezifische Merkmale dieser Gruppe, die in einer Wechselwirkung zu den spieltechnischen Qualitäten stehen sind: starke Verselbstständigung der Bläserstimmen im Orchestersatz bis hin zu ausgeprägt konzertanten Partien in den Symphonien, große dynamische und klangliche Kontraste auf engstem Raum, rauschende Crescendi bei gleichbleibender Harmonie unter Beteiligung aller Orchesterteile, kleingliedrigkeit in der melodischen Gestaltung, überraschende Periodik ungerader Taktzahlen, Gegensätzlichkeit zweier Sonatenthemen, Überraschungseffekte wie Akzente auf leichten Taktteilen, unvorbereitete Generalpausen und bestimmte melodische Formeln, die z.T. so drollige Bezeichnungen wie Mannheimer: "Walze" "Rakete" "Seufzer" "Vögelchen" erhalten haben. Diese teilweise zu oft gebrauchten Manieren führten mit unter zu einer Warnung vor dem "vermanierten Mannheimer Gut". Die offensichtliche Abkehr vom Spätbarock (AUFKLÄRUNG) vollzog sich nicht nur in Mannheim (Sammartini) sondern auch in Berlin (s.u.) und Wien (s.u.), in Böhmen und Italien, aber nirgendwo mit dem gleichen Effekt, der gleichen Vehemenz, oder orchestralen Brillanz wie in Mannheim. Daher meine ich, dass die Mannheimer Schule eine Rolle als Avantgarde des 18. Jhdt. hat. Als Vorreiter zwischen Barock und Klassik haben die Mannheimer im Wesentlichen drei Dinge: Erschaffung des Orchesters im heutigen Sinne, Umwertung des Klanges in der Musik, Vorbereitung der neuen Zeit (Sinfonie) Generell hängen diese drei Sachen untrennbar zusammen.
1. Vor der Vorklassik (Renaissance, Barock) war es nicht üblich alle Stücke mit einem genormten Symphonieorchester vorzutragen, im heutigen Sinne, d.h. genormte Besetzung mit erkennbarer Sitzordnung und Wiedergabe der Nominierung in der Partitur (von oben nach unten: Holz, Blech, Batterie, Streicher). Im Barock wurde die Besetzung ad libitum in einem Ensemble zusammengestellt (Brandenburgische Konzerte). Dieses Ensemble bestand meisten aus einem Basso continuo (Generalbass-prinzip) Die anderen Stimmen darüber konnten fast beliebig ausgetauscht werden nach der Formel: Sopraninstrument gegen Sopraninstrument und Baßinstrument gegen Baßinstrument. Das, was z.B. J.S.Bach für seine Matthäus Passion an Instrumenten benötigte schrieb er sich einfach zusammen. Mit diesem ad libitum Ensemble machten die Mannheimer Schluß, indem sie dem Ensemble eine nominierte Struktur gaben. Der Basso continuo wurde zwar nicht abgeschafft, aber die Musik wurde so angelegt, daß er überflüssig wurde. Daraus und aus dem bedeutungslos werden des "maestro al cembalo" kann man das Ende des "generalbassbeherrschten Zeitalters" ersehen. Des weiteren wurde die Begleitung festgelegt: Mittelstimmen der Streicher und Bläser übernehmen die füllende Funktion des Harmonischen. Das Mannheimer Orchester sieht also wie folgt aus: das Streichquartett (1.+2. Geige, Bratsche Cello) bildet die klangliche Grundierung. Die Bläser bringen die klangliche Farbe in das Stück. Durch den Wegfall des basso continuo brauchten die Mannheimer nun eine neue klangfüllende Stimme. Diese Funktion übernahm nun die Hörner, die an den wichtigen Stellen die harmonische Stütze aushielten.
Dieser Wandel bereitete den Klang und die Struktur für die Musik und Orchester der Wiener Klassik vor. Dieser Wandel ist zugleich auch ein Wandel in der elementaren Musikauffassung überhaupt. Die Ober
stimme dominiert nun nicht mehr nur das Geschehen der Musik, sondern auch deren Ausdruck, deren Klang
2. Im Gegensatz zum Barock gewinnt in der V. mehr und mehr an Bedeutung und wird in der Empfindsamkeit sogar zum Hauptbestandteil der Musik, da er das Ausdrucksmittel des Komponisten ist. Die Leute werden nicht mehr von der Machart des Werkes, sondern von der Vortragsweise, der Interpretation, des Stückes begeistert. Die psychologische Methode der Musikerschließung gewinnt an Bedeutung, wie auch schon in der Empfindsamkeit. Stamitz und sein Orchester sorgten nun weniger mit der Form der Musik, als mit dem Klang, dem Sound der Musik für Furore unter den Zeitgenossen. Vergleicht man nun die Malerei mit der Musik, so fällt die Analogie auf: In der Musik ist Klang wichtiger als Komposition, in der Malerei wird Farbe wichtiger als Struktur des Bildes. Es war tatsächlich eine einheitliche Tendenz der V., dass die Erscheinung einen neuen Vorrang vor dem Wesen hatte. Es beeinflußt nicht den Wert von J.S.Bach´s Konzert wenn man es für zwei Klaviere in c oder in der Fassung für zwei Violinen und Orchester in d hört nicht im geringsten. Das ändert sich bei den Mannheimern grundlegend. Der Klang wird von einer Nebensache zu einer der, wenn nicht sogar zu der Hauptsache. Dies kommt in der meisterhaften Aufführungstechnik und der aufsehenerregenden Orchesterdisziplin zum Ausdruck.
Aber die Mannheimer haben nicht nur das Orchester und den Klang der (Wiener) Klassik vorbereitet, sondern sie wirkten zusammen mit anderen Künstlern an der Erstellung der Sinfonie mit und zwar durch den Ausbildung des zweiten kontrastierenden Themas im ersten Satz. Das war eine Voraussetzung für die "Wienerklassische Sonaten-Sinfonie-Entwicklung". Sie führten auch das Menuett als Satz in die Sin. ein, dass in der nunmehr 4-sätzigen Sin. an dritter Stelle steht.
Ein weiteres Merkmal der Mannheimer sind einige wiederkehrende Figuren in der führenden Stimme, die Manieren der Mannheimer, vor denen L. Mozart seinen Sohn warnte.
1. Walze: Motiv, dass bei gleichbleibender Harmonie immer höher rückt.
2. Rakete: In gebrochenem Dreiklang aufschließende Dreiklang Auch noch bei Beethoven zu finden
3. Behebung: Wiederholung des Haupttones eines Themas durch Aufwärts zur Terz und Hinab zum Hauptton.
4. Seufzer: fallende Sekunde vom betonten zum unbetonten Taktteil (Septime auch möglich) lassen sich schon bei Bachs f-moll Präludium des zweiten Teiles des Wohltemperierten Klaviers finden.
Erst die Kombination dieser Manieren machte das "gout" der Mannheimer aus.
Mannheim blieb bis zum Wegzug des Kurfürsten ein Kulturzentrum von europäischen Rang, so gab es auch eine "Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften" und das Nationaltheater, in dem 1-1782 die legendäre Aufführung von Schillers "Die Räuber" stattfand.
2.8 Berliner Schule
Die Musiker der Hofkapelle König Friedrichs II bes. Quantz, C.Ph.E.Bach Benda, Graun, und Nichelmann. Im Vergleich zu der Mannheimer Schule wurde die Berliner Musik mehr von dem Herrscher, der den instrumentalen Bereich, den strengen Satz, hochbarocke Formen und eine heitere Melodik, mochte, geprägt, weshalb sie gegenüber den Mannheimern mehr auf Tradition achteten. Der Schwerpunkt der B.S. liegt auf der Klavier-und Kammer-komposition, denn allein Quantz allein schrieb 300 Flötenkonzerte und 200Sonaten, die im sog. "vermischten Geschmack", solide, und nach den interpretatorischen Fähigkeiten des Königs. Bedeutender als Quantz war C.Ph.E.Bach, dessen Trios und Kammersinfonien ein stärkeres Streben nach Ausdruck und eine sorgfältige motivische Verarbeitung auszeichnet. In seinen dreisätzigen Sinfonien (ohne Menuett) verband Bach kontrapunktische Schreibweise mit der modernen Homophonie. In seinen werken laßt sich ein seltsamer Kontrast finden, der durch altertümliche Breite, wenig differenzierte Rhythmik und expressiver Harmonik, Dynamik. Dazu erschien in der "Ersten Berliner Liedschule" eine vokale Ergänzung.
Berühmte Dichtungen dieser Zeit sind "Heideröslein" und "Erlkönig".
2.9 Wiener Schule
Gruppe von Musikern ,die unter Karl VI. und seiner Tochter Maria Theresia geschaffen haben: Fux, Caldara, Conti, Muffat, Wagenseil, Reutter d. J. ,Gaßmann, Monn, Starzer, Turma, Aspelmayr, Hoffmann, u.a. Man ist sich nicht sicher, ob diese die Wiener Klassik (Adler), oder die Mannheimer (Riemann) vorbereitet haben. Schubart bescheinigte der W.S. im Gegensatz zu der B.S. (Zitat). Die ältere Generation der W. (Fux Caldara, Conti)
pflegte die Tradition des Palestrinastils, der Kantate und der neapolitanischen Oper, hingegen die jüngere die klassische Sonatensatzform bzw. die der Sinfonie aus der Opernsinfonia, der Sonata de ciesa (Caldara) und der Suite entwickelte. Wie schon in der M.S. bildete sich ein 2. kantables Thema, so wie die Durchführung mit motivisch thematischer Arbeit heraus. In der W. waren 8-taktige, symmetrische Themen beliebt. Das und Wagenseils Faible für Klavierkonzerte übten einen großen Einfluß auf Haydn und Mozart aus.
2.10 Komponistenprofil von Stamitz
Johann Wenzel Anton Stamitz: getauft 17/19. 6. 1717 in Deutsch-Brod, begraben 30.3.1757 in Mannheim.
Lernte bei seinem Vater Musik und besuchte 1728-34 das Jesuitengymnasium in Iglau (Süd-Mähren) und 1734-25 die Uni Prag. Trat wohl 1741 in die M. Hofkapelle ein, wo er 1744 mit einem Gehalt von 900 Gulden der bestbezahlteste Musiker war. 1745 wurde er Konzertmeister, 1750Direktor der Instrumentalmusik. Leitete 1754-55 das Orchester von Le Riche de la Poupliniere.
Zu Lebzeiten anerkannt als Violinist, Lehrer, und (nat.) Orchestererzieher wird er seit Riemann als Komponist gewürdigt. Nach 1745 zeigten seine werke Neuerungen, wie: Verwendung von Hörnern und Klarinetten, die Orchestercrescendi unterstützen und den Generalbass überflüssig machen. Ungewöhnliche und originelle Dynamik (Seufzer).Kleingliedrige Melodiebildung, ungeradtaktige Periodisierung und großintervallige Gesten und ist von rhythmisch prägnanter Motivik. Gegensatz:1.und 2. Thema, 2. Thema charakterisierende Synkopenbildung (wird zum Allgemeingut des empfindsamen Stils) Baut als erster das Menuett in die Sinfonie ein. Finalsätze haben mitreißenden Schwung(Presto++) Trommelbässe und Tremolo in den Mittelstimmen über den Oktavbereich hinaus verlangen gewandte Bogentechnik (Disziplin)
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