Mythos und abendländische Philosophie standen seit jeher im Widerspruch. Der Mythos besteht aus durch Tradition weitergegebenen Aussagen über das Werden der Welt, vom Handeln der Götter, Totengeister, Dämonen, usw. Er erzählt von typischen, exemplarischen Geschehnissen, die sich ständig wiederholen. Dadurch bekommt der Mensch eine Orientierung über die Ursachen der Wirklichkeit.
Der Mythos argumentiert nicht, sondern stellt dar, wie man die natürlichen Begebenheiten zu verstehen hat, entwickelt sich im Laufe der Zeit und wird weitergegeben an die nächste Generation, so dass sich der einzelne Mensch keine Gedanken mehr darum machen muss, da alles vorgegeben ist.
Der Philosoph hingegen sucht für sich selber eine logische Erklärung der Ereignisse, denkt darüber nach und sammelt Argumente. Philosophisches Denken bedeutet eine Distanzierung des einzelnen gegenüber dem kollektiven Gefüge. Der abstrakte Verstand des Philosophen versucht die Gesamtheit der natürlichen Ereignisse in einem logischen Kontext erklären zu können ohne den naiven Spiegelungen menschlicher Verhältnisse in den göttlichen Bereich Glauben zu schenken. Ebenso kritisiert sie auch die Trennung in menschlichen und göttlichen, diesseitigen und jenseitigen Bereich. Konsekutiv lehnt die Philosophie das Praktizieren ritueller Bräuche ab und oftmals auch die Religion im Allgemeinen.
Dennoch wurden die Philosophen der Antike von der griechischen Mythologie natürlich stark beeinflusst, da sie mit ihr vertraut waren. Es kamen auch Mischformen zustande.
Die Entwicklung der Philosophie des Altertums möchte ich im Folgenden darstellen.
Im mythischen Denken wird die Instanz der Götter als absolut gesehen und nicht angezweifelt, da man ja gelernt hat, dass es Götter gibt.
Die Philosophen hingegen überschreiten diese Schranke des Denkens und verlassen sich nicht mehr auf Überlieferungen, sondern nur noch auf ihre eigene Logik.
|