Der Roman Der Steppenwolf entstand in einer schweren seelischen Krise des
damals knapp 50jährigen Hermann Hesses. Die Vorarbeiten für dieses Buch
beginnen im Jahre 1922. Zahllose Briefe und Äußerungen Hesses weisen auf
den autobiographischen Bezug des Steppenwolf-Romans hin.
1923 erwirbt er die Schweizer Staatsangehörigkeit, nachdem man ihn in
Deutschland während dem Krieges mit Hohn und Haß als Vaterlandsverräter
gebrandmarkt hatte und auch die politische und geistige Lage nach dem
Kriege keine Hoffnung auf einen Gesinnungswandel zuließ. 1924 heiratet der
Schrift-steller die Sängerin Ruth Wenger, von der er 1927, im
Erscheinungsjahr seines Werkes, geschieden wird.
Hesse sieht sich selbst als vereinsamten, verzweifelten Einzelgänger und
Außenseiter.
Alle meine Wanderungen, alle meine Reisen waren nur eine einzige große
Flucht, ein Fluchtversuch aus dieser Zeit der Technik und des Geldes, des
Krieges und der Habsucht ...
Wie Harry Haller, dessen Name Hermann Hesses Initialen aufweist, setzt der
Dichter seinen 50.Geburtstag als den Tag fest, um seinem Leben, wenn es bis
dahin nicht besser geworden ist, ein Ende zu setzen. Wie sein
Hauptdarsteller erkennt er selbst, dass er sein Leben seit seiner Jugend
nur in eine Richtung gelebt hat, in die des Seelisch-Dichterischen , so,
dass sein lebendig gelebtes Leben verkümmerte.
Der Roman ist auch von den Problemen der Zeit, ihren geistigen Strömungen
und Impulsen geprägt: ... zum Beispiel der Konflikt zwischen Aussenseiter
und Bürger; oder die Erfahrung der Ich-Spaltung.
Hermann Hesse beschäftigte sich seit jeher mit psychoanalytischen Fragen,
wobei er die Theorien von C. G. Jung sehr schätzte und auch seine Werk
prägte. Am sinnfälligsten ist in den Szenen des Magischen Theaters der Gang
des Ich durch die Tiefen der Seele gestaltet. Jung nennt das kollektive
Unbewußte auch die Spiegelwelt . Begleitet wird das Individuum auf seinem
Wege der Selbstverwirklichung von Personen, in denen die eigenen
psychischen Bilder, die das Unbewußte produziert, sichtbare Gestalt
gewinnen. In diesen Seelen-bildern verkörpern sich komplementär all jene
Eigenschaften, die dem bewußten Ich fehlen, deren es aber zu seiner
Vollkommenheit bedarf (betonte Komlementärfunktion Hermines; in ihrer
wiederholt angedeuteten Zweige-schlechtlichkeit klingt sowohl ihre
Verwandtschaft mit Harry als auch ihre Funktion als Idealbild an).
Dem Steppenwolf gelingt die Überwindung seiner Ich-Spaltung bis zuletzt nicht.
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