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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die drei gerechten kammacher:


1. Drama
2. Liebe

Diese Novelle wurde dem Novellenzyklus "Die Leute von Seldwyla" entnommen. Dieser Zyklus wurde im Jahre 1855 geschrieben und erschien im Folgejahr.

In Seldwyla gibt es ein Kammachergeschäft, dessen Inhaber üblicherweise alle fünf bis sechs Jahre wechseln, obwohl es ein gutes Geschäft ist, wenn es fleißig betrieben wird. Im Sommer, wenn die Gesellen gerne wandern, werden sie mit Höflichkeit behandelt und bekommen guten Lohn und gutes Essen. Im Winter aber, wenn die Gesellen Unterschlupf suchen, müssen sie Kämme machen, was das Zeug hält für geringeren Lohn. Stellt die Meisterin Sauerkraut auf den Tisch und der Meister sagt:" Das sind Fische", so muß der Geselle dies im Winter akzeptieren, nicht aber im Sommer, da er sonst gerne auf Wanderschaft geht. Das heißt im Winter sollte man seinem Meister nicht widersprechen!
Eines Tages kommt ein ordentlicher sächsischer Geselle namens Jobst. Er arbeitet wie ein Tierlein, nimmt Sauerkraut für Fisch und läßt sich nicht vertreiben. Seinen Lohn steckt er in ein Säckchen und spart ihn. Er lebt nicht wie andere Gesellen, trinkt nie einen Schoppen, sondern stellt sich mit den armen Seldwylern vor die Haustür und redet mit ihnen. Er ist so sparsam, daß weder der Schuster, der Schneider noch die Wäscherin je eine größere Summe von ihm bekommen hat. Er spart seinen Lohn, um später das Kammachergeschäft selber zu übernehmen. Seit Monaten ist Jobst der einzige Geselle des Geschäfts. Eines nachts kommt ein anderer Geselle aus Bayern. Jobst ist überzeugt davon, daß Fridolin der Bayer, nur kurz bleibt. Bald sieht er aber, daß Fridolin sein Zwilling sein könnte. Nach acht Tagen kommt abermals ein Geselle zugereist. Es ist ein junger Schwabe namens Dietrich. Schon in der Schlafstube zeigt sich, daß alle drei ordentliche und gerechte Gesellen sind. Nun versuchen sie einander gegenseitig hinaus zu drängen. Obwohl der Meister den Gesellen den Lohn kürzt, arbeiten sie immer und der Meister vermehrt sein Vermögen. Er weiß, daß er Goldgrube an ihnen besitzt und gibt nun mehr Geld aus.
Dietrich bemerkt bald, daß er sein Vermögen um einiges kleiner ist als jenes der anderen. Daher beschließt er der reichen Jungfer Züs Bünzlin den Hof zu machen, um an ihr Vermögen heranzukommen. Die anderen bemerken dies bald und kämpfen auch um die Gunst der Jungfer.
Eines Tages ruft der Meister die drei Gesellen zu sich und verkündet, daß nur ein Geselle bleiben könne. Diese Nachricht trifft die drei wie ein Blitz. Sie betteln darum, um bleiben zu dürfen. Nun sagt der Meister: " Morgen ist Sonntag, da zahle ich euch aus, ihr packt euer Felleisen.....B.S.33...". Auch die Jungfer erfährt von diesem Plan und sagt, daß sie sich mit dem Sieger vermählen werde.
Am Sonntag wandern die drei Gesellen und Züs Bünzlin vor die Stadt und lassen sich auf einem kleinen Berg nieder. Da nur Jobst oder Fridolin ihr Mann werden sollte, beschließt sie, Dietrich eine Weile zurückzuhalten.
Nach einer kleinen Pause starten die drei Gesellen den Wettlauf. Die Jungfer läßt Dietrich nicht los, obwohl die beiden anderen einen großen Vorsprung haben. Nun will sich der Schwabe losreißen, bleibt aber schließlich bei Züs. Dietrich ist so nett, daß sich Züs in ihn verliebt. Sie beschließen, zu heiraten, auch wenn Dietrich den Wettlauf verliert.
Inzwischen erreichen Jobst und Fridolin das Stadttor. Sie geraten in einen Streit, laufen am Haus des Meisters vorbei und kommen erst am anderen Ende der Stadt zu Halt. So ist Dietrich der Erste, welcher den Meister um den freien Platz bittet. Er beschließt sogar, das Geschäft zu kaufen.
Am nächsten Morgen geht Jobst zu einem Baum außerhalb der Stadt und nimmt sich das Leben. Als Fridolin seinen einstigen Kameraden am Baume baumeln sieht , läuft er davon, verändert sein Wesen und wird ein alter Handwerksbursche. Nur Dietrich bleibt ein Gerechter und lebt bis an sein Lebensende in Seldwyl. Aber auch er ist nicht glücklich, denn Züs unterdrückt ihn und betrachtet sich als selbst als alleinige Quelle alles Guten.

Bemerkung: Gottfried Keller zeigt, daß der Wunsch nach Reichtum und der Wunsch in der Gesellschaft aufzusteigen, die einstigen Kameraden zu Feinden gemacht hat. Am Anfang war es ein friedfertiges Streben, um einen Platz in der Stadt, welches in einem erbärmlichen Kampf ums Überleben endet. Keller kennt die Verhältnisse in der Kammindustrie tatsächlich und weist auf die Überproduktion hin, welche den Markt sättigt, sodaß die Nachfrage sinkt und Arbeiter entlassen werden müssen. Keller stellt die Entlassung als Verstoßung ins Unglück dar.

 
 

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