Zusammenfassung:
Lavinia, eine junge Frau aristokratischer Abstammung, ist erst seit kurzem von ihrem Studium in Europa nach Faguas, einer armen, staubigen und heissen Kleinstadt in Nicaragua zurückgekehrt. Die ihr durch den Tod ihrer heissgeliebten Tante Inès angebotene Fluchtmöglichkeit nutzt sie und sie zieht weg von ihren Eltern und deren dauernden aristokratischen Oberflächlichkeiten ins geerbte Haus der Verstorbenen. Von da an führt Lavinia ein unabhängiges Leben und widmet sich voll und ganz ihrem neuen Job als Architektin, dem Job, von dem sie seit ihrer Kindheit immer geträumt hat. Abends, wenn sie nach Hause kommt und es sich in ihrer Wohnung gemütlich macht, strahlt ihr von der Terrasse ein prächtig blühender Orangenbaum entgegen. Dieser wird bewohnt von der Seele einer verstorbenen Indianerin, die sich im Verlauf des Buches immer wieder in Ichform, sehr poetisch und mit geschichtlichem Hintergrund, an den Leser und auch an Lavinia wendet. Sie verkörpert die Geschichte der Indianer, deren Kämpfe gegen die spanischen Invasoren und somit den puren Freiheitsdrang, den eisernen Willen einer Oppositionellen.
Gleichzeitig mit dem Einverleiben einer vollfarbenen Orange jenes Baumes gewährt Lavinia den Trieben der Indianerin Einlass in ihren Körper und wird fortan von dieser beeinflusst. So lebt Lavinia dann als "bewohnte Frau" mit ihrem Arbeitskollegen Felipe zusammen, den sie kennen und lieben gelernt hatte.
Projekte für protzige, von der Militärdiktatur in Auftrag gegebene Einkaufszentren, die ganze Blechhüttendörfer vernichten, öffnen der zuvor kritisch-distanzierten höheren Tochter immer mehr die Augen; ihr durchmischtes Blut gerät in Wallung. Und als Felipe eines Abends einen verwundeten Kollegen in Lavinias Haus rettet, sieht sie sich zum ersten mal direkt konfrontiert mit den Freiheitskämpfern und der Tatsache, dass ihr Freund Felipe einer von diesen ist. Einer von denen also, die jener Diktatur den Kampf angesagt haben, die Supermärkte armen Leuten vorzieht und Gegner wie Felipe und seinen Freund Sebastian eiskalt durchsiebt. So lebt Lavinia von da an, durch ihren betont virilen Freund stets mit der Freiheitsorganisation Seite an Seite.
Nach langem Ringen ihrer Vernunft gegen das sie durchfliessende Indianisch-Revolutionäre, tritt sie schliesslich doch in die Untergrundorganisation ein. Unter ihrem Pseudonym Inès kommt sie in Kontakt mit der Krankenschwester Flor, von welcher sie in die Kunst des Opponierens eingeführt wird. Ein freundschaftliches Band legt sich mit der Zeit um die beiden Frauen und Lavinia begibt sich endgültig auf den Weg ihrer "Untermieterin" in Richtung "Freiheit".
Mit dem Auftrag, den neuen protzig-westlichen Wohnschuppen für den Generalstabschef der Armee, General Vela zu bauen, kommt sie in direkten Kontakt mit dem Feind und wird so zur wertvollen Beschafferin von Insiderinformationen der Organisation. Immer bedingt dadurch, dass sie weiterhin die Rolle der unproblematischen Aristokratin spielt, also den Schein wahrt, nimmt sie an Bällen teil und diniert mit den Handlangern des "Grossen Generals".
Regierungsmorde an Oppositionellen lassen in der Folge den latenten Hass der Bevölkerung zwischenzeitlich ausbrechen, der Bau der Behausung schreitet voran;- Lavinia spürt, dass die Zündschnur, die ihre Gruppe jahrelang in sorgfältiger Arbeit präpariert und gelegt hatte, schon bald gezündet wird.
Kurz nachdem Felipe angeschossen von einem Taxifahrer in ihrem Bett verblutet ist, erfährt sie, dass tatsächlich eine Mission geplant ist und Felipe als Teil derer hätte eingesetzt werden sollen. An der Stelle ihres geliebten verschiedenen Aufständischen soll sie als Inès zusammen mit ihren Genossen das neugebaute Haus General Velas, der zur Eröffnungsparty geladen hat, besetzen.
Mit dem detaillierten Wissen der Architektin im Rucksack entern sie den "Bunker" und nehmen zahlreiche bedeutende Personen in Gewahrsam. Lavinia jedoch wird gleichzeitig als sie General Vela erschiesst, von diesem niedergestreckt; ihr Blut ergiesst sich auf den Teppich der Diktatur und bezeugt dadurch einen Etappensieg der Oppositionellen.
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