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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Der vorleser


1. Drama
2. Liebe

Inhaltsübersicht nach Kapiteln r / Erster Teil



Kapitel 1. (Seite 5)

Der Ich-Erzähler erzählt von dem Vorfall, als er sich einst im Oktober auf dem Nachhauseweg von der Schule auf der Strasse übergeben muss und dabei von einer Frau erblickt wird, die sich seiner annimmt, ihn auf dem Hof vor ihrem Haus in der Bahnhofstrasse wäscht und ihn anschließend nach Hause, in die Blumenstrasse, bringt. Da seine Mutter darauf besteht, dass er sich bei dieser Frau mit einem Blumenstrauß bedankt, sein Arzt jedoch noch am gleichen Tag Gelbsucht diagnostiziert, kann er dies erst 5 Monate später, also im Februar, tun.



Kapitel 2. ( Seite 8)

Er beschreibt das Haus in der Bahnhofstrasse, das bereits abgerissen worden ist, und das neue Haus, das heute an dessen Stelle steht. Auch schildert er seine Träume, in denen immer wieder und an den verschiedensten Orten das alte Haus der Bahnhofstrasse vorkommt. Seine Träume wiederholen sich ständig.



Kapitel 3. (Seite 12)

Eine Erinnerung an den Besuch dieser Frau mit dem Namen Schmitz, an das Haus in dem sie wohnt und an ihre Wohnung. (Er kann sich zwar sehr gut an sie selber, jedoch bis heute nicht an ihr damaliges Gesicht erinnern.)



Kapitel 4. (Seite 15)

Die Handlung setzt bei seinem ersten Besuch bei Frau Schmitz ein und endet damit, dass er sich vom fesselnden Anblick ihres nackten Körpers losreißt, indem er einfach davonläuft. Weiterhin beschreibt er sehr genau den Nachhauseweg und die Tatsache, dass er sich ziemlich über sein Verhalten geärgert hat und seine Reaktion selbst nicht ganz hat verstehen können. Denn vom Typ her, wie er feststellt, wäre Frau Schmitz nicht gerade die Frau gewesen, die ihm auf der Strasse aufgefallen wäre. Und so erkennt er erst Jahre später, dass es nicht ihr Äußeres, sondern ihre Art sich zu bewegen und ihr Inneres war, was ihn damals beeindruckt hat.



Kapitel 5. (Seite 19)

Es dauert eine Woche, bis er Frau Schmitz wieder besucht, eine Woche voller Sehnsüchte, Gedanken und Träume. Dass er die Schule noch nicht besuchen darf, macht die Zeit noch qualvoller. Er erzählt von seinen Phantasien und Träumen im Krankenbett und Krankenzimmer, das nach der langen Krankheit völlig damit imprägniert ist, obwohl es ihm bereits besser geht. Er schildert auch seine Gedanken, die ihm in der Frage, ob er Frau Schmitz besuchen solle oder nicht, begleiten und erkennt, dass sein Verhalten oftmals nicht seinem Denken und Entscheiden folgt.



Kapitel 6 (Seite 23)

Als er vor ihrer Tür auf sie wartet und sie schließlich von der Arbeit nach Hause kehrt, erkennt er an ihren Kleidern, dass sie Straßenbahnschaffnerin ist. Nachdem er einige Augenblicke später völlig verschmutzt mit zwei Koksschütten, die sie ihn gebeten hat aus dem Keller zu holen, wieder nach oben in ihre Wohnung zurückkehrt, lässt sie ihm ein Bad einlaufen, da sie der Meinung ist, dass er so schmutzig nicht wieder nach Hause könne, und verführt ihn schließlich, als er sich aus der Badewanne erhebt, um von ihr abgetrocknet zu werden.



Kapitel 7 (Seite 28)

Bereits in der nächsten Nacht merkt er, dass er sich in sie verliebt hat, und versucht sich klar zu machen, ob dies der Preis für die Nacht mit ihr sei und dafür, dass sie ihn verwöhnt hat. Er erinnert sich an seine Kindheit und daran, wie er von seiner Mutter umsorgt und verwöhnt worden ist, und fragt nach den Gründen dafür. Daraufhin entscheidet er sich, wieder in die Schule zu gehen. Erstens will er seine Männlichkeit, die er erworben hat, zur Schau stellen und zweitens will er Frau Schmitz von nun an jeden Tag sehen, was er nicht könnte, wenn er noch weiterhin zu Hause bleiben würde. Von seinem Entschluss, wieder in die Schule zu gehen, berichtet er sofort seinen Eltern, wobei er aber immer stärker merkt, wie er sich von seiner Familie und seinem Zuhause entfernt und gleichzeitig ein neuer Lebensabschnitt für ihn beginnt.



Kapitel 8 (Seite 33)

Die folgenden Tage schwänzt er die letzte Stunde, damit er bereits um zwölf Uhr, wenn ihre Schicht endet, bei ihr sein kann. Sie duschen und lieben sich. Um halb zwei muss er schnellstens nach Hause zum Mittagessen. Am 6. oder 7. Tag fragt er schließlich nach ihrem Vornamen und merkt, dass sie auch seinen noch nicht weiß, obwohl er täglich seine, mit seinem Namen versehenen Bücher auf ihren Küchentisch legt. Auch erzählt er ihr von seiner bereits so lange andauernden Krankheit und davon, dass er für sie die Schule schwänzt, da er keine Hoffnung mehr hat, noch versetzt zu werden. Doch schon sehr bald bemerkt er ihre Wut darüber und verspricht ihr sofort wieder, sich zwar noch mit ihr zu treffen, jedoch auch wieder für die Leistungen in der Schule zu kämpfen.



Kapitel 9 (Seite 38)

Die ersten Gedanken sind die Gedanken an damals, an die Zeit des gemeinsamen, jedoch vergangenen Glücks, die Gedanken an die Schulzeit, daran, dass er von seinen Lehrern und manchen Mitschülern nicht richtig wahrgenommen wurde und wie sich dies dann durch ihn, aber auch durch Hanna änderte. Er erzählt aus der Zeit mit Hanna, als er sich mit ihr über ihre Vergangenheit und Zukunft unterhielt und davon, dass er mit ihr in den Osterferien mit dem Fahrrad wegfahren wollte. Im Gegensatz zu der Gegenwart seiner Mutter, die er damals bereits als peinlich empfand, macht ihm die Gegenwart Hannas, obwohl sie 21 Jahre älter ist als er, stolz. Heute staunt er über die Sicherheit, die ihm Hanna damals gab. Er erinnert sich an die letzten Wochen, bevor das Schuljahr endete und daran, wie er gekämpft hat, es zu bestehen, doch auch daran, wie oft er sich noch mit Hanna traf und wie er ihr aus verschiedenen Büchern vorlas.



Kapitel 10 (Seite 45)

Als die Osterferien anfangen, steigt er gleich am ersten Tag um halb fünf Uhr morgens in den Zug, in dem auch Hanna unterwegs ist, setzt sich jedoch nicht in den ersten Wagen, wo sich Hanna und der Fahrer befinden, sondern in den zweiten, in dem er sich mehr Privatheit und wenigstens einen Kuss von ihr erhofft. Während der langen Fahrt bis nach Schwetzingen, die ihm wie ein Alptraum vorkommt, ignoriert ihn Hanna. Und auch mittags um zwölf, als er traurig, enttäuscht und über ihr Verhalten verwundert zu ihr kommt und nach den Gründen für ihre Ignoranz fragt, verhält sie sich nicht anders. Dass er natürlich nur ihretwegen mitgefahren ist, sieht sie nicht ein. Stattdessen redet sie ihm ein, dass er sie nicht habe kennen wollen. Sie bittet ihn aus der Wohnung, lässt ihn aber eine halbe Stunde später, als er wiederkommt und die ganze Schuld auf sich nimmt, wieder ein und verzeiht ihm. Doch auch die folgenden Wochen verlaufen nicht anders. Bei jedem Streit verzeiht sie ihm und liebt ihn erst dann wieder, wenn er kapituliert, ganz gleich, ob er Recht oder Unrecht hat.





Kapitel 11 (Seite 51)

In der Woche nach Ostern fahren sie für vier Tage mit dem Fahrrad weg. Um für Hanna zu sorgen und für sie zahlen zu können, verkauft Michael seine Briefmarkensammlung. Ihre gemeinsame Zeit ist sehr harmonisch und Hanna genießt die Tage, ohne sich um irgendetwas kümmern zu müssen. Doch eines Morgens, als Michael früher aufsteht, um ihr gemeinsames Frühstück und eine Rose für Hanna zu holen, und ihr die Nachricht auf einen Zettel schreibt, den er auf den Nachttisch legt, ist es vorbei mit Hannas guter Laune. Empört und enttäuscht darüber, dass er einfach so gegangen ist, schlägt sie ihm mit einem Gürtel ins Gesicht und lässt ihn erst wieder an sich heran und schläft mit ihm, als er die Schuld auf sich genommen hat. Doch vorher muss er ihr natürlich wieder vorlesen. Somit ist alles wieder in Ordnung und Michael ist sogar der Meinung, der Streit habe sie noch näher zueinander geführt. Daraufhin schreibt er ihr ein Gedicht.



Kapitel 12 (Seite 58)

Michael erinnert sich an den Preis, den er bezahlen musste, um auch noch die letzte Woche der Ferien alleine mit Hanna zu verbringen. Er ließ sich von seiner kleinen Schwester erpressen, für die er Kleider stehlen musste, damit diese in der einen Woche zu Bekannten käme, so wie es Michaels Eltern planten, und nicht darauf bestünde mit ihm zu Hause zu bleiben. Auch für Hanna stiehlt er ein Nachthemd, das er ihr in dieser Woche zum Geschenk macht. Er kocht für sie bei sich zu Hause, liest ihr aus seines Vaters Büchern vor und schläft mit ihr.



Kapitel 13 (Seite 63)

Er beschreibt Erinnerungen an den Wechsel von der Unter- in die Obersekunda, bei dem seine alte Klasse aufgelöst wurde und er in eine neue Klasse kam, in der er unter anderen Sophie kennenlernte, die ihm gut gefiel und mit der er sich gut verstand.



Kapitel 14 (Seite 67)

Michael erzählt von dem gemeinsamen Sommer mit Hanna, den er einen Gleitflug seiner Liebe nennt, und davon, dass er ihr aus Tolstois Roman "Krieg und Frieden\" vorliest, was viel Zeit in Anspruch nimmt. Auch erzählt er von der lustigen Zeit, in der sie die verschiedensten Kosenamen füreinander erfanden oder sich eines Tages "Kabale und Liebe\" im Theater ansahen. Doch genauso erwähnenswert wie die gute ist auch die weniger gute Zeit mit Hanna. Denn schon bald merkt Michael, wie gerne er sich mit seinen Freunden im Schwimmbad, ja manchmal sogar lieber als mit Hanna trifft. Besonders stark zeigt sich das Gefühl, als er an seinem Geburtstag aus dem Schwimmbad zu ihr kommt und das Treffen aufgrund ihrer schlechten Laune im Streit ausartet, den Michael jedoch nach einigen Augenblicken aus der blitzartig zurückkehrenden Angst, sie zu verlieren, schlichtet.



Kapitel 15 (Seite 72)

Michael verrät Hanna, indem er sich vor seinen Freunden nicht zu ihr bekennt, was ihm aber zu schaffen macht. Auf seine Bedrücktheit hin wird er eines Tages von seiner Mitschülerin Sophie angesprochen, vor der er es aber trotz des Gefühls, es ihr anvertrauen zu können, nicht schafft, sein Geheimnis um Hanna zu lüften.



Kapitel 16 (Seite 75)

Nie erfährt Michael, was Hannas Leben ausfüllt, wenn sie nicht gerade arbeitet oder mit ihm zusammen ist. Und wenn er es gerne erfahren will, weicht Hanna immer wieder mit ihren Antworten aus. Er weiß, dass sie manchmal allein ins Kino geht, erinnert sich auch an Filme, die sie beide mögen. Doch trotzdem ist Hanna immer diejenige in der Beziehung, die den Ton angibt und bestimmt, ob und wann sie sich sehen. Nur ein einziges Mal, erinnert sich Michael, sah er sie unverabredet und nur ein Mal traf er sie mehr oder weniger durch Zufall im Schwimmbad, kam jedoch nicht dazu mit ihr zu reden, da sie sofort wieder verschwand, als er aus der Ferne einen kurzen Moment lang seinen Blick von ihr ließ.



Kapitel 17 (Seite 79)

Am folgenden Tag, nach der Begegnung im Schwimmbad, ist Hanna verschwunden und Michael versucht alles, was in seiner Macht steht, um sie wiederzufinden, doch leider vergeblich. Er beschreibt seine folgenden und sehr qualvollen Tage ohne Hanna.



Zweiter Teil



Kapitel 1

Michael verdrängt die Erinnerung an Hanna und ist gleichzeitig in seinen Empfindungen abgestumpft, weil er sich nie wieder demütigen lassen will. Seine Mitmenschen müssen unter seinem "großspurigen, überlegenen Gehabe\" leiden. Oft verspürt Michael sogar Genugtuung, wenn er andere verletzt.



Kapitel 2

Zum ersten Mal nach ihrem Verschwinden sieht Michael Hanna im Gerichtssaal bei einem KZ-Prozess wieder, den das Seminar, an dem er während seines Jurastudiums teilnimmt, zum Gegenstand hat. Die Studenten des Seminars wollen die Verbrechen und Greuel ihrer Eltern voller Eifer ans Licht bringen und triumphierend hochhalten.



Kaiptel 3

Bei der Gerichtsverhandlung erfährt Michael, dass Hanna vom Herbst 1943 bis zum Frühjahr 1944 in Auschwitz sowie im Winter 44/45 in einem Arbeitslager bei Krakau als Wächterin eingesetzt war. Sie hatte sich für diese Tätigkeit freiwillig gemeldet, obwohl ihr Siemens zuvor eine Stelle als Vorarbeiterin geboten hatte. Michael sieht diese Frau, mit der er viele glückliche Stunden verbracht hatte, ohne dabei irgend etwas zu empfinden ("Ich fühlte nichts\").



Kapitel 4

Michael ist wie betäubt gegenüber Hanna, obwohl er sie genau betrachtet und sie sich vorzustellen versucht. Die gleiche Betäubung wirkt sich auf seine gesamte Wahrnehmung aus, weil er dem Prozess jeden Tag beiwohnt und täglich mit den Geschehnissen aus dem KZ konfrontiert wird, so dass er sich nach einiger Zeit daran gewöhnt und sich davon distanziert.



Kapitel 5

Die Anklage wird verlesen: Hanna soll eine von fünf Aufseherinnen gewesen sein, die aus Auschwitz in ein kleines Außenlager bei Krakau beordert worden waren. Wahrend ihres Zugs nach Westen, den sie gegen Kriegsende zusammen mit den Gefangenen antraten, kamen bei einer Bombennacht mehrere Hundert Frauenhäftlinge in einer Kirche, die durch die Bomben angezündet worden ist, ums Leben. Der Hauptanklagepunkt gilt jener Bombennacht, weil die Aufseherinnen die Gefangenen in der brennenden Kirche eingesperrt ließen und so alle Frauen bis auf eine Mutter mit ihrer Tochter verbrannten. Beide sind nach Israel ausgewandert. Die Tochter hat ihre Erlebnisse im Lager und beim Zug nach Westen in einem Buch festgehalten. Mutter und Tochter sind die Hauptzeugen, wobei die Tochter nach Deutschland gekommen ist und die Anhörung der Mutter in Israel erfolgt.







Kapitel 6

Es entstehen Widersprüche zwischen dem, was Hanna aussagt und was sie an anderer Stelle im Protokoll gelesen und unterschrieben hat. Sie redet mit keiner der anderen Angeklagten und protestiert gegen deren angeblich falschen Aussagen. Sie gibt zu, an den Selektionen der schwachen Arbeiterinnen, die nach Auschwitz gebracht wurden, beteiligt gewesen zu sein. Auch obwohl sie wusste, dass man die Gefangenen dort tötete, tat sie ihre Aufgabe. Sie stellt dem Richter die prekäre Frage, was er denn an ihrer Stelle unternommen hätte, und bekommt vom verwirrten Richter nur eine unzureichende Antwort.



Kapitel 7

Hanna beharrt weiterhin auf der Wahrheit, auch wenn es durchaus möglich wäre die Aussagen der Tochter zu bestreiten, was im Sinne aller Beteiligten, so auch der Zeugen aus dem Dorf, wäre. Zum Beispiel könnte man versichern, dass man immer noch unter dem Befehl der Wachmannschaften stand und dadurch weder den Angeklagten noch den Zeugen vorgeworfen werden kann, nicht gehandelt zu haben. Doch Hanna verstrickt sich in noch tiefere Widersprüche mit den anderen Angeklagten und schürt damit ihren Hass. Es kommt dabei zur Aussprache, dass Hanna Schützlinge unter den Häftlingen hatte, um die sie sich verstärkt kümmerte und die nicht zu arbeiten brauchten. Sie holte sie abends zu sich, um sich von ihnen vorlesen zu lassen, bis sie sie eines Tages zum Transport nach Auschwitz auswählte.



Kapitel 8

Michael liest in dem Buch der Tochter auf Englisch die genaue Schilderung der letzten Monate im Krakauer Lager sowie den für die meisten letzten Aufenthalt in der Kirche eines verlassenen Dorfes. Man erfährt auch, wie es Mutter und Kind geschafft hatten, den Brand in der Kirsche zu überleben: Sie sind in der allgemeinen Panik und dem Geschrei auf die Empore geflüchtet, die erstaunlicherweise vom Feuer verschont geblieben war.



Kapitel 9

Entgegen dem Bericht aus den Akten der SS beteuern alle außer Hanna ihre Unschuld. Dieser sei falsch. Darin steht, dass die unter den Angeklagten befindlichen Häftlinge dafür sorgen mussten, dass keine der Gefangenen aus der Kirche fliehen konnte. Die anderen behaupten, bei dem Einschlag verletzt worden zu sein oder sich um die Verwundeten gekümmert und so nichts vom Brand in der Kirche mitbekommen zu haben. Hanna aber beharrt darauf, den Bericht gemeinsam mit den anderen verfasst und geschrieben zu haben, nachdem die anderen sie für die alleinige Schreiberin erklären. Als es jedoch zu einer Untersuchung der Schrift kommen soll, gibt es Hanna unvermittelt zu, den Bericht alleine geschrieben zu haben. Sie gesteht zudem, die Kirche deshalb nicht aufgeschlossen zu haben, weil sie befürchtet habe, dass im allgemeinen Aufruhr alle Gefangenen fliehen könnten und sie ihre Aufsichtspflicht verletzen würde.



Kapitel 10

Michael kommt bei einem Spaziergang plötzlich zur Lösung aller Fragen: Hanna kann nicht lesen und schreiben. Nur aus Angst vor Bloßstellung hatte sie es zugegeben, den Bericht geschrieben zu haben, und so die gesamte Schuld auf sich genommen. Deshalb ließ sie sich vorlesen. Jene Angst vor Bloßstellung hat sie ihr gesamtes Leben lang bei allen Entscheidungen begleitet.



Kapitel 11

Nun schieben die übrigen Angeklagten alle Schuld von sich auf Hanna. Sie soll als Hauptakteurin Befehle erteilt und Entscheidungen getroffen haben. Michael ist unsicher, ob er sich in den Prozess einmischen und dem Vorsitzenden Richter die Wahrheit über Hanna anvertrauen sollte.



Kapitel 12

Michael hat eine Unterredung mit seinem Vater, die zu keiner Lösung seines Problems führt.



Kapitel 13

Die Gerichtsverhandlung wird für zwei Wochen zur Befragung der Mutter nach Israel verlegt. Obwohl er es sich vorgenommen hat, kann sich Michael nicht aufs Studium konzentrieren, weil er ständig an Hanna denken muss und sie sich als KZ-Aufseherin vorzustellen versucht.



Kapitel 14 / 15

Michael beschließt zum Konzentrationslager Struthof zu fahren. Er wird von einem Mann mitgenommen, mit dem er darüber ins Gespräch kommt, was die Gründe für ein solches Massenmorden wie im Dritten Reich sein konnten. Der Mann versucht ihm klarzumachen, dass die Offiziere lediglich ihrer Arbeit nachgingen und weder aus Hass noch aus Abscheu, sondern allein aus Routine die Hinrichtungen vollstrecken ließen. Als Michael den Mann fragt, ob er einer von den besagten Offizieren gewesen sei, wirft ihn dieser aus dem Wagen. Seine Besichtigung des Arbeitslagers verhilft ihm nicht zu der gewünschten Veranschaulichung, weil das Lager ohne die vielen tausend Häftlinge eine vollkommen friedliche Stimmung zur Schau trägt.



Kapitel 16

Obwohl er sich dazu entschließt, Hannas "Lebenslüge\" dem Vorsitzenden Richter aufzudecken, kommt es zu keiner Aussage und Michael wird erneut von der anfänglichen Betäubung und Gleichgültigkeit gefangengenommen.



Kapitel 17

Bei der Urteilsverlesung im Juni bekommen Hanna lebenslänglich und die anderen zeitlich begrenzte Freiheitsstrafen.

Dritter Teil



1. Kapitel, S.159

Im Winter nach dem Prozeß wird Michael, obwohl er kaum noch soziale Kontakte pflegt, von einer Gruppe anderer Studenten über Weihnachten auf eine Skihütte eingeladen. Dort bekommt er, da er nie friert und immer im Hemd fährt, eine starke Erkältung und hohes Fieber. Seine Erklärung dafür, warum er \"nicht friert, obwohl er frieren müßte\" (S.160) lautet: \"Die Betäubung (mußte) sich meiner körperlich bemächtigt haben..., ehe sie mich loslassen, ehe ich sie loswerden konnte.\"

Nach Beendigung seines Studiums erlebt Michael als Referendar den Sommer der Studentenbewegung mit, nimmt jedoch nicht aktiv an dieser teil. Er erklärt seine Passivität mit der Distanz, die er zu den anderen Studenten verspürt, wenn es um die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit geht.



2. Kapitel, S.164

Michael heiratet Gertrud, eine ehemalige Mitstudentin und Kollegin, die er auf der Skihütte kennengelernt hat, als diese von ihm ein Kind erwartet. Nach fünf Jahren jedoch lässt er sich scheiden, da seine Ehe, wie auch alle anderen späteren Beziehungen zu Frauen, immer durch die Erinnerung an Hanna belastet ist.





3. Kapitel, S.167

Während er sein zweites Examen macht, erfährt Michael vom Tod des Professors, der das KZ-Seminar geleitet hat. Auf der Beerdigung trifft er einen alten Kommilitonen und unterhält sich mit diesem über alte Zeiten. Als er ihn jedoch über seine Beziehung zu Hanna befragt - die unter den Studenten im Seminar durchaus bemerkt worden ist - ergreift Michael buchstäblich die Flucht und rennt ohne große Verabschiedung zu seiner Straßenbahn.



4. Kapitel, S.171

Nach dem Referendariat arbeitet Michael zunächst bei einem Professor an der Universität und wechselt später an eine Forschungseinrichtung, wo er über Rechtsgeschichte forscht.



5. Kapitel, S.174

Michael beginnt, für Hanna auf Kassetten zu lesen und ihr diese ins Gefängnis zu schicken. Auch als er selbst zu schreiben anfängt, liest er Hanna vor und merkt dabei stets, ob an seinem Manuskript noch Korrekturen und Veränderungen vorzunehmen sind. Er sagt von sich selbst: \"Hanna wurde die Instanz, für die ich noch mal alle meine Kräfte, alle meine Kreativität, alle meine kritische Energie bündelte.\" (S.176)



6. Kapitel, S.177

Im vierten Jahr ihres Kontaktes erhält Michael von Hanna eine kurze handschriftliche Nachricht. So erfährt er, dass sie im Gefängnis begonnen hat, schreiben und lesen zu lernen. Hanna schickt ihm nun immer wieder kurze Kommentare zu den einzelnen Autoren, welche von Michael über die Jahre hinweg alle aufbewahrt werden.



7. Kapitel, S.181

Nach neun Jahren erhält Michael einen Brief von der Gefängnisleiterin. Sie eröffnet ihm, dass Hanna im folgenden Jahr entlassen werden soll. Gleichzeitig bittet sie ihn, als deren einzige Kontaktperson Hanna nach ihrer Entlassung ein wenig zu betreuen und sie auch davor noch einmal zu besuchen. Michael beginnt daraufhin, sich um Arbeit, Wohnung und soziale Bildungsmöglichkeiten für Hanna zu kümmern. Den Gefängnisbesuch jedoch schiebt er auf bis zu letzten Woche vor Hannas Entlassung.



8. Kapitel, S.184

Michael besucht Hanna im Gefängnis. Obwohl er versucht, es sich nicht anmerken zu lassen, ist Michael erschrocken von Hannas stark gealtertem Gesicht und ihrer Gestalt, er empfindet Distanz und Entfremdung.



9. Kapitel, S.189

In großer Eile trifft Michael die letzten Vorbereitungen für Hannas Besuch. Am Nachmittag, bevor er sie abholen soll, ruft er noch einmal im Gefängnis an und spricht zunächst mit der Gefängnisleiterin und dann mit Hanna über ihre Entlassung und das \"Programm\" des folgenden Tages.



10. Kapitel, S.191

Als Michael am nächsten Morgen ins Gefängnis kommt, erfährt er, daß Hanna sich erhängt hat. Zusammen mit der Leiterin besucht er ihre Zelle. Dort liest ihm diese Hannas Testament vor, in welchem sie ihm aufträgt, ihr gespartes Geld der Tochter zu geben, die mit ihrer Mutter den Brand in der Kirche überlebt hat. Bevor er das Gefängnis verlässt, wirft Michael noch einen Blick auf Hannas Leiche und hat ein letztes Mal den Eindruck, als \"schiene im toten Gesicht das Lebende auf.\" (S.197)



11. Kapitel, S.199

Im folgenden Herbst fährt Michael nach New York, um der Tochter das Geld zu übergeben. Er erzählt ihr von seiner Beziehung zu Hanna, und beide beschließen, das Geld einer jüdischen Vereinigung zur Bekämpfung des Analphabetismus zu spenden.

 
 

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