3.1 Deutschland
Nationalsozialistischer Terror und seine Folgen prägen die literarische Produktion in Deutschland. Die Autoren erlebten die Grausamkeit und gleichzeitig die Ohnmacht am eigenen Körper mit. Ab 1945 versucht man, das Grauen und die schrecklichen Erinnerungen jener Zeit zu bewältigen. Die Leitmotive der Nachkriegsjahre sind wütende Anklagen, Trauer und Resignation, Suche nach Erklärungen des Geschehenen und Aufrufe zur moralischen Erneuerung des zerstörten Deutschlands.
Nach 1945 ist eine Erneuerung der deutschen Literatur nur bedingt festzustellen, da die Autoren vielmehr da anknüpfen, wo sie durch nationalsozialistische Forderungen nach \"arischer\" Kunstproduktion gewaltsam unterbrochen wurden. Es wird wieder Anschluss an die Philosophie und Literatur des Auslandes gesucht. Ost- und Westdeutsche Autoren verstehen sich zumindest in den 50er Jahren noch als Vertreter einer gemeinsamen deutschen Kultur, erst mit dem Mauerbau 1961 trennen sich beider Wege.
Eine neue Prosaform ist vor allem die Kurzgeschichte, welche verwandt mit der amerikanischen \"short story\" ist. Durch ihre offene Struktur und die Konzentration auf den Moment eignet sie sich besonders zur Darstellung der Ausnahmesituation während und nach dem Krieg. Vertreter dieser neuen Prosa sind Wolfgang Borchert, Heinrich Böll und Wolfgang Weyrauch, der 1949 die erste deutsche Kurzgeschichtensammlung herausgab.
Die weitere Entwicklung des Romans nach 1945 hingegen verlief sehr verschieden.
3.2 Schweiz
Die Schweiz erfuhr die Zerstörung des Krieges als ein neutraler Nachbar. Das Land war während der NS-Herrschaft als letztes freies deutschsprachiges Land zur Zuflucht deutscher Literaten geworden. Außerdem konnte sich in der Schweiz - vom Krieg nicht unmittelbar betroffen - ein weniger verkrampftes Verhältnis zur Vergangenheit entwickeln.
Neben Frisch galt Friedrich Dürrenmatt (\"Die Physiker\", 1963) als ein Hauptvertreter dieser Zeit.
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