Biographie
*4.9.1882 Geburt in Würzburg, ärmliche Verhältnisse, Volksschule, Schlosserlehre
1904-1910 Studium der Malerei an der Münchener Akademie der Künste
1915 emigriert als entschiedener Pazifist in die Schweiz. Anhänger eines unideolo-¬
gischen Sozialismus, 1. Ehe mit Lisa Erdelyi
1918 Rückkehr nach München/Berlin zurück
1920-1933 freier Schriftsteller in Berlin; 2. Ehe: Elena Marquenne; 3. Ehe: Charlotte Jäger
1933 Erneute Emigration in die Schweiz; über London nach Paris
1934 Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft
1939-40 Flucht aus dem Gefängnis in Marseille
1940 über Lissabon nach USA, Drehbuchautor in Hollywood
1950 Rückkehr nach München, wo er am 18. August 1961 starb
Inhalt
Der erwachsene und vermögenslose Dichter Anton Seiler ist von seinem Kindheitstrauma während der Schulzeit bis aufs Tiefste geprägt: Bei einem Schulsausflug wurde Seiler von seinem strengen Lehrer, Herr Mager, vor seiner Klasse bloß gestellt, weil er Unfug getrieben hatte. Zur Strafe musste er, während die anderen Kinder im Wirtshausgarten, am Zaun warten.
In der Gegenwart will sich der inzwischen Weggezogene nach zweimaligem Versuch, mit dem "Verbrecher an seiner Seele" auszusöhnen und eine Entschuldigung erhalten.
Nach einem zufälligen Treffen mit Dr. Wiener, ein gut betuchter Herr, erhält er von einer Hure, die er vorgibt heiraten zu wollen, etwas Geld, welches sie sich soeben bei Dr. Wiener verdient hat ;-). Guten Gewissens begibt er sich in die Stube des Lehrers und trifft ihn bei der Korrektur von Klassenarbeiten an, die er mit Ärger und Wut kommentiert. Als zwei derzeitige Schüler Magers hin zustoßen, lässt er seinen Ärger über die miserablen Leistungen an Ort und Stelle in Form einer Schelle an dem kleinen Jungen ab. Dieses Ereignis führt Seiler nahe, wie er damals gleichermaßen von Mager behandelt wurde und verfällt abermals in einen Sumpf von jugendlicher Demütigung, welche sich in seine Seele gebrannt hat. Im Affekt erwürgt Seiler Mager und wird, auch auf Grund des "Diebstahls" von 100 Mark vor Gericht gestellt.
In mehreren Verhandlungsphasen, kann der Dichter, entgegen den Ausführungen der Staatanwaltschaft und des Richters, bei einem Geschworenen, der Einäugige, seine Unschuld anpreisen. Trotzdem wird Seiler zum Tod durch Enthauptung verurteilt, wobei sich der Einäugige später bewusst wird, dass er sich aktiv für Seiler hätte einsetzen sollen. Er begreift nämlich, dass es Unrecht ist jemanden zu enthaupten. Durch die Begegnung mit Seilers Mutter wird dieser Eindruck zunehmend vertieft. Der angesehene Einäugige sieht in seiner Bekümmerung keinen anderen Ausweg als Selbstmord zu begehen. Zum Schluss wird dargestellt, wie der Dichter Anton Seiler im Gefängnishof einen Kopf kürzer gemacht wird.
Bedeutung
Es geht um die Ursachen, die Strafe, genauer, die Todesstrafe und wie man sich als Schöffe verhalten sollte.
Leonhard Franks Erzählung "Die Ursache" setzt auch mit der Problematik der Todesstrafe auseinander. Außerdem kritisiert das Justizsystem des späten 19. Jahrhunderts und beschäftigt sich mit der Frage der Schuld für begangene Verbrechen, die individueller betrachtet werden sollten. Außerdem stellt er das kapitalistische Wirtschaftssystem und das autoritäre Schul- und Erziehungssystem als Ursache für Taten dar, wie sie Anton Seiler begangen hat.
3.April 2003 3d14 |