1) Hedda Gabler, die Tochter eines Generals, ist nach dem Tod ihres Vaters der Meinung, daß sie sich "müde getanzt" hat, und daß "ihre Zeit um ist", und zieht sich durch eine Hochzeit mit Jörgen Tesman aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Eigentlich passen die beiden nicht zusammen, aber da keiner von Heddas vielen Verehrern außer Tesman bereit war sie zu heiraten, gab sie ihm das Ja - Wort, um für den Rest ihres Lebens versorgt und in einem sicheren Heim zu sein. Allerdings macht sich in Heddas Leben schon nach kurzer Zeit eine entsetzliche Langeweile breit. Hedda kann mit Tesman wenig anfangen, sie unterscheiden zu viele Dinge. Hedda wurde durch die innige Beziehung zu ihrem Vater zu einer selbständigen Frau erzogen, Tesman dagegen wurden durch seine Tante Juliane Tesman immer alle Probleme und Entscheidungen abgenommen. Hedda kann sich auch nicht gut damit anfreunden, daß sie nach der Heirat in eine niedrigere Gesellschaftsschicht gekommen ist. Jörgens Familie ist sehr kleinbürgerlich und sparsam, während Hedda es gewöhnt ist, viel Geld auszugeben. Sie möchte sich Tesmans Familie nicht zugehörig fühlen, sie möchte Fräulein Tesman nicht duzen, nennt Jörgen Tesman nur beim Nachnamen und schläft in einem eigenen Schlafzimmer. Hedda gerät mehr und mehr in Verzweiflung, sieht aber auch keinen Ausweg aus ihrer Situation, da sie viel zu feig ist, um eine Selbstverwirklichung anzustreben oder irgendeine Verantwortung zu übernehmen. Sie ist eingesperrt im gesellschaftlichen Korsett, sie hat keinen Beruf in dem sie sich verwirklichen kann, und auch die damals für Frauen üblichen Aufgaben, wie zum Beispiel das Kinderkriegen und die Erziehung, gefallen ihr nicht. Sie unterdrückt ihre Gefühle, muß sich verstellen in einer verlogenen Gesellschaft, gegen die sie sich nicht zu kämpfen traut. Sie braucht die Bewunderung anderer, läßt aber gleichzeitig niemanden an sich heran. Mehrmals erfährt sie durch den oft indiskreten Jörgen Tesman Eingriffe in ihre so verbissen geschützte Privatsphäre, zum Beispiel als Tesman vor ihr mit seiner Tante über die Veränderungen von Heddas Figur spricht. Gefangen in der schrecklichen Langeweile des Alltags versucht sie etwas Abwechslung mit kleinen, gefährlichen Spielchen in ihr Leben zu bringen, zum Beispiel hantiert sie gerne mit Pistolen. Diese Handlungen könnte man mit Bunjee - Jumping vergleichen - sie erschreckt sich selbst, spielt mit der Gefahr, und hat dabei ein Gefühl von Spannung und Abwechslung. Vielleicht braucht sie diese Gefühle und den Adrenalinstoß um zu wissen, daß sie noch am Leben ist. Außerdem versucht sie Freiheit zu erlangen, indem sie Macht über ihre Mitmenschen bekommt und sie gegeneinander ausspielt. Die Verzweiflung und Einsamkeit ihrer Lage verwandelt sich in Gereiztheit, Aggression und Bösartigkeit. Außerdem ist sie von Eifersucht gegenüber Frau Elvsted zerfressen, als sie hört, daß diese sich mit ihrem einst besonders vertrauten Freund so gut versteht und sogar ein Buch mit ihm geschrieben hat. So zerstört sie durch ihre Intrigen Freundschaften, verletzt ihre Mitmenschen und verhöhnt Tesman und seine Familie. Trotz allem hat sie eine Vorstellung vom "wahren Leben", sie ist der Meinung, ein Mensch sollte sich nicht von der Gesellschaft und den anderen Menschen beeinflussen und einschränken lassen. Das wird besonders deutlich, als sie Ejlert Lövborg dazu überredet wieder zu trinken, da sie meint, er wäre nicht er selbst, wenn er sich nur der Gesellschaft anpassen würde.
Auf der anderen Seite ist aber gerade für Hedda das Urteil anderer Menschen besonders wichtig, sie selbst läßt sich durch die Gesellschaft einschränken und fürchtet nichts mehr als einen Skandal. Hedda sucht nach einem Beweis für wahre Größe und Stärke, sie verspürt den Wunsch nach einer freien und mutigen Tat, durch die wahre Schönheit hervorgebracht werden kann. In Ejlert Lövborg sieht sie die richtige Person für eine solche Tat, die nur mit Kraft und Willen vollbracht werden kann, in ihren romantischen Vorstellungen sieht sie Lövborg mit Weinlaub im Haar wie Dionysos. Er soll in Schönheit sterben, "vorzeitig von der Tafel des Lebens aufstehen und das Fest verlassen", er soll einen ästhetischen Tod haben. Aber alles kommt anders als sie es sich ausgemalt hat - Lövborg stirbt nicht in Schönheit - und Hedda wird bitter enttäuscht. Sie erkennt schließlich, daß alles um sie herum zerfallen ist, sie fühlt sich überflüssig und merkt, daß sich niemand für sie interessiert. Jörgen Tesman und Frau Elvsted werden gemeinsam ein Buch schreiben, und sie ist Assessor Brack ausgeliefert, der sie erpreßt. Nun wird über Hedda, die immer Macht über andere haben wollte, Macht ausgeübt, und sie ist unfreier und einsamer denn je. Kurze Zeit versucht sie noch Tesmans Aufmerksamkeit zu erregen um von ihm gerettet zu werden, aber ihr Kampf ums Überleben hat keinen Zweck - Jörgen Tesman, der sich sammeln und ordnen zur Lebensaufgabe gemacht hat, merkt nicht, daß Hedda ihn braucht. So begeht Hedda Selbstmord, und es gelingt ihr schließlich doch noch die Reise zu beenden und aus dem Zug auszusteigen.
2) Im Gegensatz zu Hedda Gabler widersetzt sich Frau Elvsted der Gesellschaft. Es ist ihr egal was die Leute von ihr denken, es ist ihr egal, daß sie einen öffentlichen Skandal ausgelöst hat, sie folgt nur ihren Gefühlen, ihrer Liebe zu Ejlert Lövborg. Ejlert, der Hauslehrer in dem kleinen Dorf im Norden war, in dem Thea Elvsted mit ihrem Mann und ihren Kindern lebte, hat zusammen mit Thea ein Buch geschrieben. Diese Arbeit hat Thea sehr glücklich gemacht. Auch Ejlert brachte die Beziehung zu Frau Elvsted große Vorteile, sie hat ihn aus einer hoffnungslosen Stellung in der Gesellschaft erhoben und ihn auf den richtigen Weg geführt. Für Thea hat Ejlert sogar mit dem Trinken aufgehört. Als das Buch fertig war kehrte er in die Stadt zurück und ließ Frau Elvsted allein mit ihrem Mann, den sie nicht liebt. Aber Thea wollte sich nicht mit ihrer Situation abfinden - sie tat, was sie tun mußte und verließ Mann und Kinder um vor der Langeweile zu flüchten. Nur von dem Wunsch besessen ihren Geliebten zu finden reiste sie Ejlert hinterher, auch weil sie Angst hatte, er könnte wieder auf die schiefe Bahn und in schlechte Gesellschaft geraten. Thea ist zwar sehr unsicher, was die Zukunft bringen wird, aber sie hat trotzdem die Hoffnung, daß alles gut ausgeht. Wie Hedda hat auch sie romantische Vorstellungen vom Leben, aber sie hat auch den Mut um selbst über ihr Leben zu bestimmen. Schon wegen diesem Mut ist Hedda sehr eifersüchtig auf Thea. Auf der anderen Seite ist Thea aber auch sehr unvorsichtig und naiv, sie läßt sich leicht beeinflussen und etwas einreden und wird von Hedda, der sie sich anvertraut, ausgenutzt. Frau Elvsteds Angst, daß Ejlert wieder mit dem Trinken anfängt, erweist sich als begründet, durch Heddas Einfluß auf Ejlert werden Theas Träume zerstört. Trotzdem endet die ganze Angelegenheit für die eher hilflose, unschuldige Thea, die ein guter Mensch ist, nicht in einer Katastrophe.
Sie wird zusammen mit Jörgen Tesman das Buch von Ejlert fertigstellen, und höchstwahrscheinlich werden die beiden auch heiraten. Frau Elvsted wird besser in die Familie Tesman passen, als Hedda es getan hat.
3) Fräulein Juliane Tesman, die Tante von Jörgen Tesman, paßt perfekt in die Gesellschaft der damaligen Zeit. Sie widmet ihr Leben den Mitmenschen, ist sehr kleinbürgerlich und sparsam, und sieht es als Erfüllung ihres Lebens, alles für ihren Neffen und ihre todkranke Schwester zu opfern. Sie hat keine Kinder, und hat deshalb nach dem Tod ihres Bruders dessen Sohn Jörgen bei sich aufgenommen und großgezogen. Sie hat ihrem Neffen immer alle Probleme abgenommen und eine innige Beziehung zu ihm aufgebaut. Sie behandelt Jörgen immer noch wie ein Kind, und auch nach der Heirat mit Hedda unterbricht sie die innige Beziehung nicht. Sie kommt zu Besuch wann sie will, meistens unangemeldet, und sie zeigt deutlich daß sie sich in dem Haus ihres Neffen wie zuhause fühlt (sie besetzt "ihren" Platz / ihr "Revier" mit ihrem Hut, als sie zu Besuch kommt). Fräulein Tesman kommt mit Hedda nicht sehr gut zurecht, schon von Anfang an ist sie der Meinung, daß es Probleme geben wird. Hedda ist aus einer höheren Gesellschaftsschicht, und geht mit Geld und Besitz ganz anders um, als es Fräulein Tesman gewöhnt ist. Die selbstlose Hilfe der alten Dame überträgt sich auch auf Hedda, die das eher als Beschränkung und Einmischung empfindet, zum Beispiel richtet Jörgens Tante das Haus für sie ein, obwohl es Hedda vielleicht lieber selbst gemacht hätte. Fräulein Tesman bürgt sogar mit ihrer Rente für den Kredit, der für die Einrichtung des Hauses aufgenommen werden mußte. Sie tut immer das, was man von ihr erwartet, allerdings fordert sie ab und zu sanft Dank für ihre Dienste ein, indem sie immer wieder ihre vielen Opfer und Bemühungen erwähnt. Jörgens Tante möchte auch nach der Heirat ihres Neffen weiterhin die Kontrolle über Jörgen behalten, wahrscheinlich gibt sie deswegen auch Berta als Dienstmädchen zu Hedda und Jörgen. So entsteht eine noch festere Bindung zwischen Jörgen, Hedda und Fräulein Tesman, und sie hat durch Berta eine Art Spionin im Haushalt ihrer " Liebsten".
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