1 Geschichtlicher Verlauf
- 1811: Erfindung der Schnelldruckpresse
- 1815: Bundesakte des Deutschen Bundes
- 1817: Wartburgfest
- 1819: Ermordung Kotzbues, Karlsbader Beschlüsse (Verbot der Burschenschaften), Einführung der
Vorzensur
- 1830: Julirevolution in Frankreich
- 1832: Hambacher Fest
- 1833: Sturm auf die Frankfurter Hauptwache, Gründung des Deutschen Zollvereines
- 1834: Verschärfung der Karlsbader Beschlüsse
- 1835: Verbot der Jungdeutschen, erste Eisenbahnlinie
- 1836: Gründung der TH Darmstadt
- 1837: Entlassung der Göttinger Sieben, erste Lokomotivfabrik
- 1839: Erster Kunstdünger-Einsatz
- 1840: Erste Arbeiterbildungsvereine
- 1842/43: Rheinische Zeitung von Marx
- seit 1843: Herstellung von Papier aus Holz durch Holzschliff
- 1844: Schlesischer Weberaufstand
- 1846: Hungersnöte nach Mißernten
- 1848: Märzrevolution, Manifest der Kommunistischen Partei von Marx und Engels
2 \"Der Vormärz\"
- Der Vormärz ist ein literaturgeschichtlicher Epochenbegriff
- Es gibt drei Einordungsversuche:
1. Die Zeit von 1815 bis zur Märzrevolution 1848 in Deutschland
2. Die Julirevolution von 1830 und der Märzrevolution
3. Eine Unterteilung in \"Junges Deutschland\" von 1830 bis zum Verbot 1835, unbenannter Zwischenphase
und dem eigentlichen Vormärz (1840 bis 1848/49)
Gründe:
a) Nationalgefühl durch Rheinkrise
b) Haltung der Vormärz-Dichter gegenüber dem \"Jungen Deutschland\": Ablehnung des illusionären
Liberalismus
- Dritter Einordnungsversuch setzt sich durch
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- Wichtige Autoren sind
- G. Herwegh mit \"Gedichte eines Lebendigen\" 1841/43
- H. Hoffmann von Fallersleben mit \"Unpolitische Lieder\" 1841
- F. Freiligrath mit \"Ein Glaubensbekenntnis\" 1844
- G. Weerth als Feuilleton-Redakteur der Neuen Rheinischen Zeitung
- Marx und Engels nehmen zur Vormärzliteratur Stellung; später als erste sozialistische Literaturbetrachtung
angesehen
- Die Radikalisierung der Literatur nimmt nach dem schlesischen Weberaufstand von 1844 zu (\"Armenbuch\"
von Bettina v. Armin, Gedichte von Heine, Weerth, Pfau und viele andere Werke)
- Häufig hat die Vormärzliteratur einen Programm-, Bekenntnis-, Aufruf- oder Pamphletcharakter
- Vormärz ist durch die gescheiterte Revolution beendet, somit auch die Vormärzliteratur, deren Träger
sich zerstritten
3 Begriff \"Junges Deutschland\"
- Das J.D. ist literarische Bewegung mit starken politischen und zeitkritischen Tendenzen
- In der zeitlichen Einordnung liegt das Junge Deutschland 1830-1835 (siehe oben) und hat damit auch
seinen Höhepunkt
- Das J.D. ist vergleichbar mit anderen Bewegungen wie \"la giovane Italia\", \"La jeune France\"und \"La
jeune Suisse\" mit ebenfalls revolutionären Zügen
- 1835 wird das J.D. wegen \"Staatsgefährdung\"
- Unterstellungen gegenüber dem J.n D.
- Angriff auf die christliche Religion
- Herabwürdigung gegenwärtiger Verhältnisse
- Untergrabung gesetzlicher Ordnung
- Zerstörung von Zucht und Sittlichkeit
- Es gibt keine einheitliche \"Schule\" und damit sehr divergente Meinungen zwischen den Vetretern; jedoch
zeigen sich Gemeinsamkeiten:
- Der unkritisierte absolutistische Dogmatismus wird abgelehnt
- Der Adel und die Verbindung zwischen Kirche und Staat wird in Frage gestellt
- Ein gemeinsames Freiheitsstreben wird deutlich
- das J.D. fordert republikanisch-demokratische Ordnung und Verfassung sowie Presse- und Meinungsfreiheit
- die staatliche Einheit wird zum wichtigen Ziel
- die Emanzipation der Frauen oder allgemeiner \"des Fleisches\"
- Vormarxistische sozialistisch-kollektivistische Theorien (Saint Simon) verbreiten sich
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- Romantik und Klassik wird als \"unpolitisch\" abgelehnt; Goethe sei \"Zeitablehnungsgenie\"
- Alle literarischen Formen streben nach Konkretheit und Detailtreue sowie politischer, gesellschaftlicher,
relevanter, realistischer, wirklichkeitskritischer Stoffe
- Das Junge Deutschland verlangt ein großes Publikum, somit ergaben sich zahlreiche Auswirkungen auf
Zeitungen und Zeitschriften (literarischer Journalismus)
- Gelegentliche Mängel der Ästhetik und des Formalismus der Literatur werden durch literaturtheoretische
Konzeptionen und politische Ideen ausgeglichen
4 Beispiel
An die deutschen Dichter (1840) von Herwegh
Seid stolz! es klingt kein Gold der Welt
Wie euer Seiten Gold;
Es ist kein Fürst so hoch gestellt,
Daß ihr ihm dienen sollt!
Trotz Erz und Marmor stürb er doch,
Wenn ihr ihn sterben ließet;
Der schönste Purpur ist annoch
Das Blut, das ihr als Lied vergießet!
[....]
Dem Volke nur seid zugetan,
Jauchzt ihm voran zur Schlacht,
Und liegt's verwundet auf dem Plan,
So pfleget sein und wacht!
Und so man ihm den letzten Rest
Der Freiheit will verkümmern,
So haltet nur am Schwerte fest
Und laßt die Harfen uns zertrümmern!
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