Entscheident für den Schriftsteller war auch die Entstehung eines literarischen Marktes. Dafür waren vor allem der rasche Anstieg der Buchproduktion und der sprunghafte zahlenmäßige Anstieg der Schriftsteller verantwortlich. Diese rasche Steigerung der Bücherzahlen machte es notwendig, die Buchproduktion und deren Vertrieb nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten zu organisieren.
An die Stelle des nach dem Gesetzen des Tauschhandels (1450 - ca. 1700) organisierten Buchhandels traten das moderne Verlagswesen und der moderne Buchhandel. Verlag und Sortiment, bislang in der Person des Verlegers-Sortimenters zusammengefaßt, trennten und spezialisierten sich unabhängig voneinander auf die Herstellung bzw. den Vertrieb. Verleger beauftragten Druckereien mit der Herstellung von Büchern. Die Bücher kamen dann zu den sogenannten Sortimentsbuchhändler. Dies war die Geburtsstunde des neuzeitlichen Verlegers und Buchhändlers. Erstmals gab es feste Preise. Bücher wurden nun nicht mehr nur einmal im Jahr auf Messen angeboten, sondern konnten auch während des Jahres über Buchhändler bezogen werden. Die Käufer konnten jetzt Bücher wie jede andere Ware ständig kaufen. Dieses Produktions- und Verteilsystem hat sich bis heute erhalten.
Das hatte auch Folgen für die Schriftsteller, die sich an den Markt und den literarischen Geschmack der Kunden anpassen mußte. Literatur wurde, wie damals schon erkannt wurde zur Kaufmannsware, der Schriftsteller zum Lohnschreiber. Die wirtschaftliche Stellung des Schriftstellers reichte dabei vom verlagsabhängigen Lohnarbeiter bis zum selbstständigen Warenproduzenten. Die Schriftsteller waren generell abhängig vom Verleger, und Versuche sich selbständig vom Verleger zu machen scheiterten.
Als besonders schlimm empfanden die Autoren, daß sie nicht Eigentümer ihrer Schriften waren. Der Verleger hatte die Eigentumsrechte und konnte mit den Manuskripten willkürlich umgehen. Die Frage des geistigen Eigentums (Urheberrecht) wurde aktuell durch das Nachdruckunwesen. Ohne Rücksicht auf Autoren- und Verlegerrechte druckten Buchhändler beliebte und gefragte Bücher nach, und verringerten damit den Gewinn des Verlegers, und damit auch den Gewinn des Autors. Diskussionen über den Schutz des geistigen Eigentums dauerten aber noch im 19. Jahrhundert an.
Im !8. Jahrhundert lebte der einzelne Schriftsteller in einer rechtlich ungesicherten Situation und war dem Gesetzen des Marktes schutzlos ausgeliefert. Dazu kam der starke Konkurrenzdruck unter den Autoren. Auf dem literarischen Markt konnten nur diejenigen Autoren überleben, denen es gelang sich dem Publikumsgeschmack anzupassen, oder Autoren, deren Werke durch Originalität in Inhalt und Form das Interesse der literarischen Kenner auf sich ziehen konnten. Die Bezeichnung eines Dichters als Originalgenie hat daher einen guten Grund. Nur ein kleiner Teil der Autoren produzierte nur nach seinem künstlerischen Gewissen. Neben dem Buchhandel mit gehobener und noch mehr triviale Literatur gab es, vor allem seit Mitte des Jahrhunderts ein ausgedehntes Zeitungs- und Zeitschriftenwesen.
Es vermittelte nicht das Tagesgeschehen, denn dafür war die Herstellung und Verbreitung zu langsam, sondern gesellschaftlichen, religiöse, moralische, ästhetische und literarische Ideen für das gebildete Publikum. Die einzelnen Nummern waren nicht im freien Verkauf erhältlich, sondern mußten abonniert werden. Die Redaktion der Zeitschrift bestanden häufig nur aus dem Herausgeber und eingien freien Mitarbeiter. Sie bestanden meist nur für einige wenige Nummern.
|