Der Major Crampas spielt als heimlicher Liebhaber und eigentlicher Auslöser des Dramas eine
wesentliche Rolle.
Crampas wird in Theodor Fontanes Roman \"Effi Briest\" erstmals erwähnt, als Effi ihrer Mutter
einen Brief schreibt. Sie erzählt vom Bezirkskommandeur Major von Crampas. Er ist 44, verheiratet
und hat 2Kinder. Zusammen mit seiner Familie zieht er im April 1877 nach Kessin. Ursprünglich
stammt er aus Schwedisch-Pommern. Seine Frau ist öfters eifersüchtig, da Crampas \"...ein Mann
vieler Verhältnisse, ein Damenmann,...\" (S. 111) ist. Worauf man schließen kann, dass er vor und
während seiner Ehe nicht immer treu gewesen ist. Auf Grund seiner Untreue kam es zu einem Duell
mit einen Kameraden, in dem er seinen linken Arm verloren hat. Er wird als \"ein schöner Mann.
Ein bißchen zu sicher.\" (S. 178) mit einem rotblondem Sappeurbart beschrieben.
Crampas und Instetten haben sich während des Krieges kennengelernt, da sie in einer Brigarde waren
und \"haben sich im Norden von Paris bei Graf Gröben öfter gesehen.\" (S.111)
Es wird im Roman oft von Crampas Vergangenheit gesprochen, wobei bemerkt wird, dass Crampas
eine gewisse Risikobereitschaft und waghalsige Situationen sucht auch er selbst sagt auf Seite 137:
\" Wer gerade gewachsen ist, ist für Leichtsinn. Überhaupt ohne Leichtsinn ist das ganze Leben keinen
Schuß Pulver wert.\"(z.B. geht er Ende September im kalten Wasser baden).
Mit dieser Einstellung gegenüber des Lebens ähnelt er Effi. Diese lässt sich
auf das Verhältnis mit Crampas ein, da sie in ihrer Ehe unglücklich ist. Noch im Elternhaus
ihrer Eltern sagt sie: \" Er (Innstetten) hat keine Ahnung davon, dass ich mir nichts aus Schmuck
mache. Ich klettere lieber, und ich schaukele lieber, und am liebsten immer in der Furcht, dass es
irgendwo reissen oder brechen und ich niederstürzen könne. Den Kopf wird es ja nicht gleich kosten.\"
(S. 34) Effie verfällt Crampas, da sie hofft bei ihm ihre Bedürfnisse ausleben zu können. Sie
fasziniert das Individuelle, das Einzigartige an Crampas. Für Effi und Crampas ist Abwechslung sehr
wichtig im Leben. Eines von Crampas Grundsätzen ist \"Abwechslung ist des Lebens Reiz,...\" (S. 133)
Sein Bedürfnis nach Abwechslung erklärt auch seine ständigen Affären mit anderen Frauen neben seiner
Ehe. Im Vergleich zu Innstetten, lebt Crampas nicht nach Prinzipien oder nach Gesetzen. Er übt
seinen Beruf aus und achtet gewisse Regeln, aber ernst nimmt er das Gesetz nicht (\"Muß denn alles
so furchtbar gesetzlich sein? Alle Gesetzlichkeiten sind langweilig.\" (S.136) Somit dient er als
Gegenfigur zu Innstetten.
Crampas kann sehr berechnen und rücksichtslos sein und in manchen Situationen bedeuten ihm Menschen eher
wenig (z.B. denkt er bei seinen Affären nicht an die Gefühle seiner Frau) und man weiß nie, ob man
ihm vertrauen kann oder nicht (\" Einem Freunde helfen und fünf Minuten später ihn betrügen, waren
Dinge, die sich mit seinem Ehrbegriff sehr wohl vertrugen. Er tat das eine und das andere mit
unglaublicher Bonhommie.\" (S. 144) ; \"... er ist so\'n halber Pole, kein rechter Verlaß, eigentlich
in nichts, am wenigsten mit Frauen. Eine Spielernatur. Er spielt nicht am Spieltisch, aber er hasadiert
im Leben in einem fort, und man muß ihm auf die Finger sehen.\" (S. 156). Andererseit konnte
er ein sehr liebevoller Mensch sein. Effi bezeichnet ihn als \"Trost- und Rettungsbringer\" (S. 110).
Crampas verschafft Effi Ablenkung und mindert bei den gemeinsamen Ausritten ihre Ängstlichkeit.
Gleichzeitig verwirrt er aber ihre Gefühlswelt.
Effi beschreibt den Major als \"vollkommenen Kavalier, ungewöhnlich gewandt\" (S. 111) und gleichzeitig
als \"ausgelassen und übermütig\" (S. 111). Ein wesentlicher Zug Crampas ist seine Schicksalsgläubigkeit.
Er hat die Ansicht, dass alles Schicksal ist und alles hätte so sein sollen.
Crampas ist ein \"...kluger Mann, welterfahren, humoristisch frei,frei auch im guten...\" (S. 151), denn
er war in vielen Gebieten der Welt, wie Paris, Pommern, Berlin und ist auch im literarischen Bereich
nicht ungebildet,denn Crampas verführt Effi mit Hilfer der poetischen Welt Heinrich Heines.
Typisch für die Sprache des Majors ist die Verwendung literarischer Wendungen z.B. \"Wer für den
Strick geboren ist, kann im Wasser nicht umkommen\" (S. 131).
Abschließend möchte ich sagen, dass Crampas ein Mensch ist, der das Leben liebt, aber nicht zwangsläufig
alles dafür tut um am Leben zu bleiben. Er lebt nach seinen eigenen Regeln, die ihm wichtiger sind
als die Gesetze der Gesellschaft. Er benötigt die Abwechslung und riskiert dafür auch einiges.
\"Wenn ich ihn richtig beurteile, er lebt gern und ist zugleich gleichgültig gegen das Leben.
Er nimmt alles mit und weiß doch, dass es nicht viel damit ist.\" (S. 256)
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