Charakterisierung von Homo Faber
In dem Roman "Homo Faber" von Max Frisch geht es um einen Mann namens Walter Faber.
Er tritt als Ich- Erzähler und Tagebuchschreiber auf.
Wir erfahren über ihn, dass er am 29. April 1907 geboren ist und an der Technischen Hochschule in Zürich studiert hat. In diesen Jahren lernt er seine frühere Freundin Hanna Landsberg kennen, sie gibt ihm den Namen "Homo Faber", was geschickter Mensch bedeutet.
In der Zeit der Tagebuchberichte arbeitet er als Ingenieur bei der UNESCO, der "technischen Hilfe für unterentwickelte Völker"
Walter Faber stellt sich als Techniker und Rationalist dar. "Ich bin Techniker und gewohnt, die Dinge zu sehen, wie sie sind" (S.24)
Er versuchst sich alle Dinge zu erklären und zu berechnen. So fühlt er sich auch verpflichtet den Mond zu erklären, während andere Leute die Betrachtung des Mondes in der Wüste von Tamaulipas als ein Erlebnis sehen. (S.24) So bezeichnet er Empfindungen und Gefühle als weibisch, was deutlich macht, dass er Frauen als ein untergeordnetes Wesen sieht.
Bis zum Kennen lernen von Elisabeth hat er ein schlechtes Bild von Frauen, diese sind ihm zu gefühlsbetont und wollen zu viele Gespräche führen, er betrachtet und behandelt sie meist als etwas minderwertiges. Dies zeigt sich deutlich in seiner Zeit mit Ivy, seiner Geliebten, die er immer wieder loszuwerden versucht, da sie ihm auf die Nerven geht. So denkt er bei einer innigen Umarmung zum Beispiel daran, was er noch zu erledigen hat.
Walter Faber scheut den Umgang mit Menschen, was besonders deutlich wird, als er Herbert Hencke im Flugzeug kennen lernt. ".meinerseits keinerlei Bedürfnis nach Bekanntschaft" (S.8). So spielt er auch gern Schach, da "man stundenlang nichts zu reden braucht" (S.23).
Menschen findet er oft anstrengend und nervenaufreibend. So spricht er meist herablassen mit Leuten, fühlt sich als Rationalist als etwas besseres.
Alles Natürliche ist Walter Faber zuwider, dies zeigt sich an seinem Zwang sich andauernd zu rasieren, weil er sich sonst vorkommt "wie eine Pflanze" und sich deshalb unwohl fühlt.
Außerdem benutzt er für die Beschreibung der Natur meist abwertende Worte wie : "..schleimige Sonne/Mond" ".es stinkt nach Fruchtbarkeit, nach blühender Verwesung." (S.51)
So zeigt sich auch eine Abneigung zur Sexualität, er bezeichnet es als "absurd", "pervers" und "verrückt" als er in einer Bar sitzt und sich die Sexualität "in aller Sachlichkeit vorstellt" (S.93). Sein Ziel ist es so zu sein wie eine Maschine, er versucht dies durch seinen Rationalismus zu erreichen. Er schwärmt Elisabeth von Maschinen vor , denn Maschinen machen keine Fehler, lassen sich nicht von Gefühlen leiten, so wie Menschen. Menschen bezeichnet er als Fehlproduktion, sie verfallen allmählich. (S.74f.)
Diese Erscheinung tritt auch bei Walter Faber auf, deshalb vermeidet er es in den Spiegel zu schauen. Wenn er dies zufällig doch tut erschrickt er meist, weil er verschiedene Dinge an sich sieht, die auf Alter oder Krankheit hinweisen. Er nimmt diese Zeichen zwar wahr, doch er versucht es durch verschiedene Ausreden zu verdrängen, so beschreibt er das Licht als unvorteilhaft, oder macht seinen Pyjama für den langen Hals verantwortlich. (S.171)
Hierbei merkt man, dass Walter Faber hinter seiner Fassade wenig Selbstbewusstsein hat.
Je mehr Zeit er mit Elisabeth verbringt, desto mehr kommt dies zum Vorschein.
Nach Elisabeths Tod und dem Treffen mit Hanna zerbricht sein rationales Weltbild immer mehr. Er wundert sich über Hannas Leben, dass sie als Frau auf eigenen Beinen steht, beruflich erfolgreich ist und sonst auch in kein Frauenbild von ihm passt.
So beginnt er Gefühle zu akzeptieren "Ich weinte." (S.176) und lernt, nicht alles rational zu betrachten. Er möchte Hanna sogar heiraten und richtet sein Leben nach ihr aus. Besonders deutlich wird diese Entwicklung bei seinem Aufenthalt in Habana, er lässt sich von dem Volk und dem Land beeindrucken, er beschreibt sich als "glücklich" (S.180).
Walter Faber spricht erstmals von "lauter wunderbarer Menschen"(S. 173). Als er sich von einem schwarzen Jungen in Habana die Schuhe putzen ließ zeigt er seine aufkommenden Gefühle "Ich greife nach seinem Kruselhaar.Ich liebe ihn." (S.175).
Trotzdem verliert er nie ganz seinen Rationalismus, die Grundeinstellung bleibt, doch Walter Faber hat sich im Laufe des Romans sehr verändert und sein Leben anders zu betrachten versucht, da ihm bewiesen wurde, dass er nicht alles planen und erklären kann.
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