Auf den Familienvater macht der Hypnotiseur Cipolla den Eindruck eines Scharlatans. Er hat etwas von den \"marktschreierischen Possenreißern\" des 18. Jahrhunderts an sich.
Zu Cipollas Äußerem ist zu sagen, daß er dessen Alter, dessen Alter schwer bestimmbar, der aber gewiß nicht mehr jung ist, ein scharfes, zerrüttetes Gesicht hat. Ferner wirkt sein Mund stechend. Cipolla besitzt einen faltigen Mund und eine Vertiefung, genannt \"Fliege\", zwischen Unterlippe und Kinn, sein kleiner Schnurrbart ist schwarz gewichst, und seine Zähne sind splitterig. Seine Hände sowie sein Gesicht haben einen gelblichen Teint. Cipolla ist verkrüppelt - er hat schiefe Beine und einen Buckel. Erinnerungen an den Krieg fürs \"Vaterland\", wie er sagt.
Cipolla trägt einen weiten, ärmellosen schwarzen Radmantel sowie einen weißen Schal, der zu seinen weißen Handschuhen paßt. Sein Kopf wird anfangs von einem Zylinder geschmückt. Seine Kleidung sitzt, durch seine Verkrüppelung bedingt, falsch gestrafft und fällt in grotesken Falten.
Über die soziale Situation dieses Mannes läßt sich nur sagen, daß er den Adelstitel \"Cavaliere\" trägt. Unter dem Deckmantel des Zauberers übt er gnadenlose Beeinflussung der Psyche seines Publikums aus.
Cipolla, der während seiner Darbietung sehr viel raucht und trinkt, zeichnet sich durch strenge Ernsthaftigkeit aus. Er lehnt \"alles Humoristische\" ab. Er besitzt eine große Portion Selbstgefälligkeit sowie Stolz. Außerdem zeigt er dem Zuschauer immer wieder seinen sehr stark ausgeprägten Nationalstolz.
Cipolla hat Spaß daran, andere Menschen bloßzustellen und seine Zuschauer gegen- einander auszuspielen. Mit gekonnter Rhetorik, Massenhypnose, Rabulistik und Brutalität (Reitpeitsche) kann er jeden Widerstand brechen. Dies sind im Übrigen die typischen Merkmale eines Diktators. Als er merkt, daß sich jeglicher Widerstand aufgelöst hat kommt Cipolla erst richtig in Fahrt und beginnt seine Macht, die er bislang nur spöttisch präsentierte, nun auch zu mißbrauchen, und dringt in die innersten Regungen und gut gehüteten Geheimnisse seiner \"Opfer\" ein. Bei Mario geht er sogar soweit, seine Menschenwürde zu beleidigen, indem er ihn in höhnischster Weise lächerlich macht.
Das Geheimnis von Cipollas fragwürdigem Erfolg beruht zum Teil auf seiner stark ausgeprägten Selbstsicherheit, mit der er das Publikum in seinen Bann zieht, dem keiner entkommen kann. Thomas Mann präsentiert uns Cipolla als willenbrechenden, diktatorähnlichen Menschen.
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