PYRANJA - Biografie
Erfahrung als Summe des Erlebten bildet meist die Grundlage für das menschliche Handeln. Die gebürtige Rostockerin PYRANJA hat bereits einiges gesehen:
Die Wende im Kindesalter, einen einjährigen USA-Aufenthalt und den Umzug in den Berliner Dschungel. Sie war stets in der Lage sich zu behaupten und ihren Kopf weit oben zu behalten. PYRANJA hat sich durchgesetzt im nach wie vor stark jungslastigen HipHop-Zirkus.
"Ich hab halt schon immer Rap gehört, seit ich so 12 oder 13 Jahre alt war", beschreibt PYRANJA ihre ersten Kontakte mit der Musik in Rostock. "Plattenläden gab es damals bei uns nicht, deswegen sind wir immer nach Polen gefahren um uns dort mit raubkopierten Tapes einzudecken."
Im Jahr 2001 war PYRANJA einer der großen Lichtblicke im beinahe überschwappenden Rap-Raubfischbecken. Dafür sorgte neben ihrer Performance im Rahmen des "Swingerclub" -Projektes (zusammen mit Curse, Tefla & Jaleel, DCS und Lenny) vor allem ihr beeindruckendes EP-Debut "Im Kreis" auf Def Jam Germany. Trotz (oder wegen?) eines völligen Verzichts auf die sonst "marktüblichen" musikalischen Kompromisse gelang ihr der Einstieg in die deutschen Single-Charts.
PYRANJAs Fähigkeit ehrlich zu texten und emotional zu rappen, spricht für sich. Einen "Lady-Bonus" hatte sie nie nötig. Die Wahlberlinerin ist es vielmehr gewohnt sich durchzusetzen und zu nehmen, was sie braucht. Ihr Weg war gewiss nicht immer der einfachste, doch anstatt irgendwann gefrustet aufzugeben, blieb PYRANJA standhaft. Sie wurde stärker und behielt ihr Ziel genau im Auge.
Im Februar 2002 wurde schließlich im ZDF "Will einmal bis zur Sonne gehen...", ein Dokumentarfilm über Frauen im HipHop-Business ausgestrahlt, in dem PYRANJA's bisherige Karriere neben denen von CORA E. und BRIXX beleuchtet wurde. Auch vor der Kamera gelang es ihr mit ihrer unverkrampften und natürlichen Art zu überzeugen.
Am 03.02.03 erschien mit "Wurzeln und Flügel" ihr Debutalbum. Und der Titel blieb Konzept: PYRANJA verstand es mit ihren poetischen und bildhaften Texten sowohl ihre persönlichen-, als auch die Wurzeln ihrer Subkultur zu beschreiben. So reduzierte sich das Klangbild des Albums auf teils zurückgenommen-abstrakte, teils hart bouncende Beats und reimtechnisch ausgereifte, energetische Raps; in anderen Worten: Auf das Wesentliche der Kunstform Rap.
Ihre bildreiche Sprache ist PYRANJAs größter Trumpf: "Ich lasse in meinen Texten Freiraum für Interpretationen" sagt sie über ihr Talent. "Aber Worte sind schließlich doch nur Worte. Deshalb hat jeder der unsere Sprache versteht, auch die Möglichkeit mich zu verstehen".
Um Verständnis geht es ihr auch auf ihrem neuen Album "Frauen & Technik". Der Titel des Longplayers steht nicht nur für PYRANJAs Vielseitigkeit und musikalische Weiterentwicklung, sondern ist gleichzeitig ein Appell an alle, diesen oft ja eher negativ besetzten Spruch in etwas Positives zu verwandeln. Denn PYRANJA hat ihre ganz eigenen Techniken, nicht nur was Raps und Style angeht. Auch auf der Businessebene zog sie notwendige Konsequenzen und gründete kurzerhand ihr eigenes Plattenlabel "Pyranja Records".
"Dieser Schritt, diese Entscheidung, war extrem wichtig für mich. Nach meinen nicht immer guten Erfahrungen mit der Musikindustrie, war es nur logisch, diesmal die Zügel in die eigene Hand zu nehmen. Ich hatte einfach keine Lust mehr, Fehler von Anderen akzeptieren zu müssen." Mit Hilfe von Sponsoren wie Carhartt und Titus Berlin, sowie in Zusammenarbeit mit Groove Attack gelang es der erst 25-jährigen ein starkes und autarkes Netzwerk aufzubauen, in dem sie die komplette Kontrolle über alle Entscheidungen behält.
Zu diesem Netzwerk zählen auch das Produzententeam "Alphabeatz". Die beiden Beatmaker und HipHop-Verrückten Joerilla und Mesa produzierten das komplette Album "Frauen & Technik" innerhalb von wenigen Monaten im legendären Hansa Tonstudio am Potsdamer Platz in Berlin. "Die Arbeit mit den Jungs war sehr professionell und lehrreich" erzählt PYRANJA. "Sie arbeiten jeden Tag extrem konzentriert an ihrer Musik und haben es geschafft, jedem Song auf meinem neuen Album einen stimmigen und jeweils einzigartigen Ton zu geben."
So hört man PYRANJA z.B. auf "Blondes Gift" in ungeahnter Härte und dennoch relaxt über eine verzerrte Gitarre rappen, während sie auf dem melancholischen "So Oda So" und auf ihrer gefühlvollen Preisung der Schönheit des Meeres "Nordcore" zum ersten Mal beweist, das sie auch in Lage ist, Hooks selbst einsingen zu können.
Als Gäste auf "Frauen & Technik" tummeln sich Damion (Ex-Kaosloge) und BukueOne aus Oakland, Kalifornien. Fumanschu gibt sich auf dem heiß diskutierten Track "Ab 18" die Ehre. Natürlich dürfen auch ihre Homies vom Ostblokk (Joerilla, SeraFinale, DraQ, Jamie Whyte) nicht fehlen.
A propos Ostblokk: Mit diesem hat PYRANJA parallel zu ihrem Soloalbum mal eben den ziemlich beeindruckenden Longplayer "Einmal um Blokk" aufgenommen.
Das viel versprechende Album "Frauen & Technik", der Ostblokk Rundumschlag "Einmal um Blokk", sowie der im November ins Kino kommende Hip-Hop-Film
"Status Yo", in dem PYRANJA eine Nebenrolle besetzt, werden im Herbst 2004 dafür sorgen, dass niemand mehr an dem Rap-Girl aus Berlin vorbeikommt.
PYRANJA bringt alle Voraussetzungen mit sich, um zu leuchten: Intelligenz, Sprachbegabung, Reimskillz und einen großen Willen. Sie ist tief in der HipHop-Kultur verwurzelt und hat ihre Flügel ausgefahren.
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