Als Sohn eines Advokaten in Wien am 7.12.1801 geboren, studiert Nestroy zunächst Jus. 1822 wird er Opernsänger am Hoftheater in Wien, gibt sein Studium 1823 auf und wird wie Raimund Schauspieler in Wien, Amsterdam, Brünn und Graz. Ab 1831 ist er wieder in Wien; zuerst am Theater an der Wien, dann am Leopoldstädter Theater, dessen Leiter er in den Jahren 1854 bis 1860 ist. Seinen Ruhestand verbringt er in Ischl und Graz, wo er 1862 stirbt.
Nestroy schrieb hauptsächlich Volksstücke und Lokalpossen mit Gesangseinlagen in Dialekt und Hochsprache. Sein Schaffenszeit fällt in die Zeit des Biedermeiers, in der die Medien der strengen Zensur Metternichs unterlagen. Nestroy ist der erfolgreichste Vertreter des Wiener Volkstheaters. In seinen Stücken wird mit scharfer Ironie, boshafter Satire, urwüchsiger Komik und rücksichtslosen Spott auf die Schwächen und Auflösungserscheinungen in der Gesellschaft eingegangen. Er schreibt über 60 Stücke.
Nestroys Witz wendet sich an den Verstand. Die Zuhörer mußten über seine Witze häufig erst nachdenken, um sie richtig zu verstehen. Auch fremde Sprachen, wie Tschechisch, Italienisch, Englisch, Französisch, Latein werden parodistisch verwendet, verhältnismäßig selten dagegen die gröberen Ausdrücke der Wiener Mundart. Beliebt ist auch die Verulkung des wissenschaftlichen Kauderwelsch ("O, er hat recht, jener populäre Philosoph, wenn er klar sagt, daß das Ein nur ein Begriffsaggregat mit markierten elektromagnetisch-psychologisch-galvanoplastischen Momenten ist."). Als Wortschöpfer liebt er besonders lange Zusammensetzungen, wie "vergi߬meinnicht¬katzen¬azur¬blaue Augen" u.a.
Werke:
Den Stoff zu seinen Stücken nimmt Nestroy von überall her; meist sind es französische Vorbilder, die aber alle ins Wienerische übersetzt erscheinen.
Seine Werke:
1833 Der böse Geist Lumpazivagabundus oder das liederliche Kleeblatt
1838 Zu ebener Erde und erster Stock
1840 Der Talisman
1841 Das Mädl aus der Vorstadt oder Ehrlich währt am längsten
1842 Einen Jux will er sich machen
1844 Der Zerrissene
1847 Die schlimmen Buben in der Schule
1848 Unverhofft
Freiheit in Krähwinkel (politische Satire auf 1848)
1849 Der Unbedeutende
1852 Kampl
Tannhäuser (Parodie)
1857 Umsonst
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