Themen: Im \"Urteil\" geht es vor allem um eine \"Vater-Sohn-Beziehung\". Der Sohn steht in einer Dreiecksbeziehung zu seinem Vater, seinem Freund und seiner Geliebten, daß sich daraus Probleme ergeben versteht sich von selbst. Die Entfremdung des Sohnes von der Familie steht dabei im Vordergrund. Die Probeme, die sich aus der fehlenden Kommunikation ergeben sind gravierend. Die ganze Situation wird noch durch den fehlenden Respekt vom Vater gegenüber dem Sohn und der fehlenden Achtung vor seinem Urteil verstärkt.
Ein weiteres Thema dieser Erzählung ist die Ehe bzw. die Ehelosigkeit. Unverheiratet Männer werden hier nicht in einem besonders gutem Licht dargestellt, da sie als verschrobene Sonderlinge angesehen werden.
Aber ebenso wie das Thema Ehe spielt auch die sexuelle Verführung durch eine Frau eine untergeordnete Rolle. Dem Sohn wird der Vorwurf gemacht einer Verführung erlegen zu sein, was dieser wiederum versucht durch eine Heirat wettzumachen.
Das Nicht-essen-Können oder -Wollen ist bei Kafka ein häufiges Motiv; es wird eingesetzt, um anzuzeigen, daß das Verhältnis einer Person zum Leben gestört ist. Es signalisiert die Hinfälligkeit des Vaters, ebenso wie auch das Zu-Bett-Bringen. Das Ins-Bett-Schicken einer andern Person hat daher in vielen Fällen auch etwas Bedrohliches, es hat die Bedeutung von Wehrlos-Machen. Im \"Urteil\" wird deutlich, daß der Sohn den Vater entmächtigen will, indem er ihn ins Bett schickt, ja ihn sogar hineinträgt.
Einen Schritt vom Unwesentlichen zum Wesentlichen zu machen, ist ein weiteres Thema dieser Erzählung. Der Text scheint eine Anspielung auf das Schreiben selbst zu enthalten. Nachdem jemand eine Zeitlang Briefe schrieb, die keine eigentlichen Mitteilungen enthielten, berichtet er jetzt über das wirklich entscheidende Ereignis in seinem Leben.
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