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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

über "die angst des tormanns beim elfmeter" von peter handke


1. Drama
2. Liebe

Gliederung 1. Biographie des Autors/> 2. Inhalt und Analyse

3. Der Schluß

Peter Handke wurde am 6.Dezember 1942 in Griffen-Altenmarkt, bei Kärnten geboren. Sein Vater, ein Sparkassenangestellter, war deutscher Soldat und bereits verheiratet, als er Handkes Mutter kennenlernte. Noch vor der Geburt heiratete sie einen anderen Soldaten, den Berliner Straßenbahnschaffner Bruno Handke. Von 1944 bis 1948 wuchs der kleine Peter im Osten Berlins auf. 1948 zog die Familie nach Griffen zurück zu den Eltern der Mutter. Nach der Dorfschule in Griffen besuchte Handke ein katholisches Internatsgymnasium in Tanzenberg, das sich der Erziehung des Priesternachwuchses verschrieben hatte. 1959 wechselte Handke auf das Bundesgymnasium in Klagenfurt, wo er 1961 sein Abitur machte. Sein anschließendes Jurastudium in Graz brach er 1965 ab, als sein Romanmanuskript "Die Hornissen" vom Suhrkamp Verlag angenommen wurde. 1971 beging die Mutter Selbstmord, ihr widmete Handke mit seiner Erzählung "Wunschloses Unglück" den bewegendsten und literarisch bedeutsamsten Nachruf, der wohl je einer Mutter zuteil wurde. Weitere Werke Handkes sind natürlich einmal "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter", "Der kurze Brief zum langen Abschied" und das vor vier Jahren veröffentlichte Buch "Mein Jahr in der Niemandsbucht", welches aber doppelt so viele Seiten hat, wie das Buch von Kafka, welches der Christoph vorgestellt hat. Handke lebte mit seiner Tochter Amina, geboren 1969; aus der geschiedenen Ehe mit der Schauspielerin Libgart Schwarz, ab 1973 in Paris, 1978/79 in den USA, dann in Salzburg und schließlich wieder bei Paris. Mit seiner Partnerin, der französischen Schauspielerin Sophie Semin, hat Peter Handke eine 1992 geborene Tochter, mit dem Namen Leocadie.

Die Erzählung "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" handelt von der Angst eines Mörders, hier des ehemaligen Fussballtorwarts und derzeitigen Monteurs Josef Bloch, vor der Aufdeckung eines von ihm begangenen Verbrechens.
Der gesamte Ablauf der Erzählung ist auf die Beschreibung Blochs abgestellt, für den die Außenwelt sich in ein Spielgeschehen verwandelt, das auf ihn, einen Mörder, abzielt.
Der Anstoss des ganzen Spielgeschehens ist, als Bloch auf seine Arbeit kommt, wird er nur von einer Person beachtet. Die anderen Arbeitskollegen ignorieren ihn. Dies faßt Bloch als eine Mitteilung für seine Entlassung auf und verlaßt das Baugelände. Tatsächlich wurde ihm nicht mitgeteilt, dass er entlassen worden sei. Aber ohne für seine Vermutung eine Bestätigung zu verlangen und den Grund für seine Entlassung zu erfahren, quittiert er seine Dienst. Schon hier hab ich mich gefragt, warum Bloch das Ignorieren seines Erscheinen durch seine Kameraden als Zeichen seiner Entlassung ansieht. Der Leser erfährt nicht, ob er damit gerechnet oder ob er die Entlassung erwartet hat.
Bloch jedenfalls irrt dann so durch die Straßen. Um möglichst wenig wahrzunehmen, flüchtet er in ein Kino, wo er drinnen erleichtert aufatmet. Nach dem Kinobesuch mietet sich Bloch in einem Hotel ein Zimmer, verläßt dieses wieder, streunt umher, betrinkt sich und erinnert sich an die Kassiererin des Kinos und beschließt, sie aufzusuchen. (Seite 13 vorlesen)
Vor dem Kino traf er die Kassierein; sie war dabei, zu einem Mann ins Auto zu steigen. Bloch schaute zu ihr hin. Sie erwiderte, schon im Auto auf dem Beifahrersitz, seinen Blick, indem sie das Kleid unter sich auf dem Sitz zurechtzog; zumindest faßte Bloch das als Erwiderung auf.

Wieder faßt Bloch -hier das Zurechtziehen des Kleides durch die Kassiererin- als ein ihn betreffendes Zeichen auf. So unterliegt Bloch vom Anfang der Erzählung an schon ständig der Mißdeutung von Gesten und Sprechweisen seiner Umgebung.
Am nächsten Tag sucht Bloch nochmals das Kino auf, trifft die Kassiererin, begleitet sie nach Hause und verbringt die Nacht mir ihr. Am nächsten Morgen erwürgt er sie, nachdem sie ihn gefragt hatte, ob er heute zur Arbeit gehe. Schon vorher hatte ihn jedes Wort oder das ganze Gelaber der Frau gestört. Diese Frage jedoch, löste in ihm unbewußt eine für die Kassiererin tödlich Reaktion aus.
Nach dem Mord, verläßt Bloch die Stadt Wien und fährt mit dem Autobus zur südlichen Grenze des Landes, um eine frühere Freundin namens Hertha aufzusuchen, die dort eine Gastwirtschaft führt. Auf dem Weg dorthin, verliert er in dem Autobus eine amerikanische Münze, die im späteren Verlauf von großer Wichtigkeit sein wird.
Dort angekommen, irrt Bloch unruhig umher und fühlt sich von allen Personen und Eindrücken verfolgt und beobachtet. Ich zitiere: "Bloch kam es so vor, als könnten diese Vorgänge gegen ihn verwendet werden." In der Zeitung liest er, dass nach dem Mörder gefahndet wird und das man neben der toten Kassiererin eine amerikanische Münze gefunden hat.
Die Zwangsneurosen, unter denen der Mörder und Triebtäter Bloch leidet, verstärken sich. Alle Geräusche, Vorgänge, Erscheinungen, Gesten und Worte bezieht Bloch auf sich; Angst und Furcht treiben ihn dazu an, jede Wahrnehmung als für sich bedrohlich aufzufassen. Hierzu zwei Beispiele:
1. Seite 42: Er erkundigte sich beim Wirt, ob in der Gegend viele Zeitungen gelesen würden. "Nur Wochenzeitungen und Illustrierte", antwortete der Wirt.
2. Seite 45: Bloch fragte, ob "die Posten auf den Wachttürmen Feldstecher hätten; jedenfalls glitzere da etwas. "Von hier aus sind die Wachttürme gar nicht zu sehen!" antwortete eine der beiden Frauen."

Die Entkräftungen seiner Befürchtungen können Bloch jedoch nicht beruhigen.
Bloch findet in einem Bach die Leiche eines vermißten, von der Polizei gesuchten Kindes, er erstattet aber keine Meldung, irrt weiter umher, sieht ein anderes Kind, das sich beim Versteckspielen mit anderen Kindern so gut versteckt hat, dass es nicht gefunden wird. Während seine Gedanken um das Thema Verstecken und Verschwinden kreisen, beobachtet er die Verhaftung eines Zigeuners. Alle Dinge und Vorgänge werden so aufdringlich, dass Bloch durch alles gestört wird.
Er kehrt in sein Gasthaus zurück, übernachtet dort, findet am nächsten Morgen in der Zeitung eine Anzeige, in der steht, dass man in dem Mordfall eine heiße Spur verfolge, die in den südlichen Teil des Landesteil führe. Nun beginnen die Gegenstände um ihn herum sogar zu ihm zu sprechen. Er hat die Empfindung, dass er ständig einem Mißverständnis ausgeliefert ist. Jeder kleinen Sache, die passiert unterlegt er eine tiefere Bedeutung. Zufälle schließt er von vornherein aus. Zum Beispiel macht er sich Gedanken, warum er zweimal an einem Tag mit einem Blitzableiter konfrontiert wird. Oder warum die Kekse die Form eines Fisches haben. Bloch stellt sich vor, dass der Fisch bedeutet, dass er nicht weiterreden soll, stumm wie ein Fisch eben. Blochs Unruhe steigert sich immer mehr.
Während des Frühstücks im Gasthof am nächsten Morgen bittet Bloch um die Zeitung. Doch in dem Gasthof gibt es nur ein Exemplar und jenes Exemplar wird leider momentan von einem anderen Gast benutzt. Bloch antwortet mit den Worten "es eilt nicht", als wenn er es schon ahnen würde, dass es keinen Weg mehr gibt, seinem Schicksal, der Verhaftung, zu entfliehen. Trotzdem aber besorgt er sich dann eine Zeitung. Seite 118 vorlesen

Der Schluß

Bloch geht dann auf den Fussballplatz. Dort fängt er an, sich mit einem Handelsvertreter zu unterhalten. Seite 122 vorlesen

Alle Äußerungen Blochs über das Spiel haben einen deutlichen, unverkennbaren Bezug auf seine eigene Situation. Der Schluß der Erzählung kleidet die bevorstehende Ergreifung Blochs in die Form einer Parabel. Hintergründig deutet sie ihre Thematik aus: die Angst, Erwartung und verwirrte Reaktion eines Menschen, hier eines Tormanns, der den Schützen daran hindern will, das gewünschte Ziel zu treffen, selber aber zum Zielpunkt und Opfer des Schützen wird. In einer paradoxen Vertauschung seiner eigentlichen Absicht trifft der Schütze statt des gewünschten das von ihm nicht gewollte, nun aber wieder auf den mit dem Tormann identischen Josef Bloch bezogen, doch das richtige Ziel. Dieser Schluß der Erzählung ist sehr gelungen. Die Überlegung des Tormanns, wohin der Schütze schießen wird, und die Überlegung des Elfmeterschützen, welcher die Überlegung des Tormanns durchkreuzen will, ihm dann aber, während der Tormann in seinem grellgelben Pullover völlig unbeweglich stehen bleibt, den Ball in die Hände schießt, sein Ziel, das Tor, verfehlt, im Sinne der Erzählung aber doch das Ziel trifft: der Mörder Josef Bloch wird gestellt und verhaftet.

 
 

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