Am Anfang muß die Frage geklärt werden, in wie weit die Weltwirtschaftskrise das Gerüst der Weimarer Republik und speziell deren Wirtschaft zum wanken brachte. Wie man in dem Schaubild oben sehen kann, waren die Industrienationen USA, England, Frankreich, Belgien und Deutschland eng miteinander verknüpft. Die Abhängigkeit von einander, besonders von den USA hatte ein gefährliches Ausmaß angenommen. So blieb der Börsenkrach in den USA vom 29. Oktober 1929 nicht eine nationale Krise, sondern entwickelte sich zu einem internationalen Problem. Der Begriff Weltwirtschaftskrise wurde geboren, die WWK wurde mehr durch fiktive Ursachen ausgelöst (Panik, übereilte, unbegründete und unüberlegte Handlungen) als durch reelle Ursachen (wie Überproduktion usw.). Die Weltwirtschaftskrise wirkte sich besonders stark auf die Weimarer Republik aus, da die USA, die nun selbst in Finanznöte gerieten, ihre Kredite zurück forderten und somit die Weimarer Republik ihre eigene Wirtschaft durch die Rückzahlung der gegeben Kredite in starke Bedrängnis brachte. Denn die Weimarer Republik musste nun die Kredite, welche ihr vom Ausland gewährt wurden sofort zurück zahlen. Diese Entwicklung hatte, wenn man den späteren Zeitverlauf betrachtet, bedenkliche Ausmaße, denn: ,,Die deutsche Demokratie ist nicht an Ideologien, sondern an ihren Währungskrisen zugrundegegangen." (Zitat: Gerhard Ziemer, Bankfachmann und Zeitzeuge) (®Tabelle3). Des weiteren hatte die Weltwirtschaftskrise für die Weimarer Republik Folgen wie Betriebsschließungen und Bankrotte von Banken. Aber am stärksten traf es die Kleinbetriebe (wie Handwerkerer und Händler ) und die Bauern, diese litten immer noch unter den Folgen der Agrarkrise. Wie man heute weiß, gehörte diese Gruppe mehrheitlich mit zu den Wählern von Hitler's NSDAP. Obendrein kürzte der Staat die öffentlichen Ausgaben und versuchte die Einnahmen durch Steueranhebungen (teils auch neue Steuer) zu erhöhen. Doch muss man auch sagen, dass die Symptome der Weltwirtschaftskrise, durch den unerfahrenen Reichsbankpräsidenten Hans Luther, nicht unwesentlich verschärft wurden. Er ergriff Maßnahmen, die heute wohl als unsinnig oder zumindest sehr umstritten wären, z.B. hat er den Reichsbankdiskonts auf 15% erhöht und eine Einschränkung des Wechselkontingents erlassen. Diese Maßnahmen hatten eine Kreditverknappung und eine Kreditverteuerung zur Folge. Der damalige Reichskanzler Brüning hat mit Hilfe von Notverordnungen (vgl. Art. 48 der Weimarer Verfassung), die öffentlichen Ausgaben , vor allem den Reichsetat (®Tabelle2), den sinkenden Steuereinnahmen und den Preisen angepasst, dies stieß auf Unmut unter der Bevölkerung und trug zur Verschlimmerung der Lage bei. (Heute würde man wohl eher Maßnahmen, wie "deficit spending" anwenden.: Quelle: OStD. V.Arend). Man kann Brüning allerdings zu gute halten, dass er dies nicht, wie der Reichsbankpräsident aus Gründen der Unfähigkeit heraus tat, sondern mit einem speziellen Hintergedanken. Er wollte die Reparationslast, die seit dem Versailler Vertrages, auf der Weimarer Republik lastete ,,abzuwerfen" indem er die Rezessionskrise in der die Weimarer Republik seit 1929 steckte, als Nachweis für die Unfähigkeit, die Reparationszahlungen zu erbringen, benutzte. Dies gelang ihm dann auch indirekt bei der Konferenz von Lausanne, im Juli 1932. Jedoch wurde Brüning schon im Mai 1932 vom Reichspräsidenten (v. Hindenburg) als Reichskanzler entlassen. Überdies muß man sich nun auch fragen, ob dieser Versuch die Reparationslast "loszuwerden" in einem Verhältnis zu den aus der Verschlimmerung der Lage (durch Brüning) zu den daraus resultierenden Folgen stand, wie Massenarbeitslosigkeit (®Tabelle1), welche eine Radikalisierung der Wählerschaft zur Folge hatte. Die Radikalisierung gründete sich auf dem wachsendem Unmut der Bevölkerung über die wirtschaftliche Lage, der radikalen Propaganda (speziell der NSDAP) die dem Volk Sündenböcke lieferten (wie die junge Demokratie/Republik und ihre Politiker). Ferner lieferten sie dem Volk komptent erscheinende Lösungen.
Also kann man letztlich sagen, dass die Weltwirtschaftskrise, ihre Folgen und Symptome nicht unwesentlich zur Radikalisierung und der daraus resultierenden Machtübernahme Hitlers beigetragen haben (faktisch das Ende der Weimarer Republik).
Tabelle1: Tabelle2:
Arbeitslosenzahl Ertragsjahr 1929/30 32/33
1929 3,1 Mio Reich 8,16 Mrd RM 5,74 Mrd RM
1930 3,4 Mio Länder 4,56 Mrd RM 3,35 Mrd RM
1931 5,0 Mio Gemeinden 8,79 Mrd RM 6,29 Mrd RM
1932 6,1 Mio Hansestädte 0,68 Mrd RM 0,49 Mrd RM
1933 6,0 Mio
Gesamt 22,19 Mrd RM 15,87 Mrd RM
Tabelle3:
Jahr Arbeitslose Stimmanteil der NSDAP
1928 Januar: 1,862 Mio Mai: 1,8%(Württemberg)
6,1%(Bayern)
2,9%( Preußen)
Juli: 1,021 Mio 2,6%(Reichstag)
1929 Januar: 2,85 Mio Mai: 5,0%(Sachsen)
Juli: 1,252 Mio September: 7,0%(Baden)
Dezember: 11,3%(Thüringen)
1930 Januar. 3,218 Mio
Juli: 2,765 Mio September. 18,3%(Reichstag)
1931 Januar: 4,887
Juli: 3,99 Mio
1932 Januar: 6,042 Mio April: 26,4%(Württemberg)
Februar: 6,128 Mio 32,5%(Bayern)
(=Höchststand) 36,3%(Preußen)
Juli. 5,392 Mio Juli. 37,4%(Reichstag)
November. 33,1%(Reichstag)
1933 Januar: 6,014 Mio März: 43,9%(Reichstag)
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