Man war es seit Napoleon gewöhnt, dass die preußischen Truppen nur zu erscheinen brauchten, um die Gegner in die Flucht zu schlagen. Grabenkämpfe mit Millionen von Toten waren bis 1914 un¬bekannt und unvorstellbar. In den Schulbüchern vor dem 1. Weltkrieg war von der Unwidersteh¬lichkeit des preußischen Infanterieangriffes zu lesen. Auch ein Krieg, der jahrelang dauert, war für die Bevölkerung unvorstellbar. Die Soldaten rechneten ebenfalls nicht mit so etwas, sie beschrieben ihre Waggons mit Worten wie "Ausflug nach Paris", "Weihnachten sind wir wieder da", aber auch mit "Auf Wiedersehen auf dem Boulevard", was 1914 die Siegessicherheit der Deutschen zum Ausdruck brachte.
Eine Siegessicherheit, die aus der Vergangenheit herrührte. Unter dem Kai¬ser war es vorangegangen, Reichsbahn, Reichspost und Reichsmark sorgten dafür, dass die Industrie wuchs und außerdem waren dadurch alte Bedrohungen wie Hungersnöte ausgeblie¬ben. Die Leute waren dem Kaiser dankbar. So sahen es im Gegenzug Eltern und Lehrer als ihre Pflicht an, die Kin¬der in Liebe und Opferbereitschaft für Kaiser und Vaterland zu erziehen. Da¬her ist es nachvoll¬ziehbar, dass die Jugendlichen mit Stolz und Freude in den Krieg zogen. Ebenso nachvollziehbar sind aber auch die von Remarque beschriebenen Reaktionen, die in Kneipen im Hinterland stattfan¬den: Ältere Männer, zum Teil Veteranen, taten ihr Unverständnis für die Erfolglosigkeit des Stel¬lungskrieges kund.
Diese Form des modernen Krieges war unbe¬kannt und konnte nicht nachvoll¬zogen werden.
|