Hebbel blieb ohne Nachfolger, der seinen hohen Anforderungen entsprochen hätte. Schon in der ersten Hälfte der 40er Jahre mehrten sich die Stimmen, die das bürgerliche Trauerspiel als unzeitgemäß abtaten. Speziell die tragischen bürgerlichen Dramen seien ein Produkt der Vergangenheit ohne Nationalgefühl. Franz Grillparzer nannte 1859/60 das bürgerliche Trauerspiel "eine der zwei schlechtesten Gattungen, die es gibt".
Der Hauptgrund für das Aussterben ist, daß der Standesunterschied nicht mehr aktuell genug ist, das bürgerliche Trauerspiel wich dem sozialen Drama. Soweit das Bürgertum als gesellschaftliches Phänomen noch erscheint, wird es zu einem Gegenstand einer satirischen Feindseligkeit: das Bürgertum als Unterdrücker des vierten Standes. Wenn heute der Untertitel bürgerliches Trauerspiel verwendet wird, so ist der Abstand selbst von Hebbel so groß, daß es nicht sinnvoll ist, vom Weiterwirken einer Tradition zu sprechen.
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