Die Genies (die Maler) sind eingesperrt im Museum, sie werden dadurch und durch die Art, wie die Menschen sie normalerweise betrachten, lächerlich, trotzdem aber in eine Art gottähnlichen Zustand erhoben. Reger, Musikkritiker der Times und ein alter, verbitterter Mann, wehrt sich dagegen, er hat sein Leben der Kunst gewidmet, er vergöttert jedoch diese Kunst nicht, sondern entwickelt eine Strategie, um allen Kunstwerken ihre Vollkommenheit abzuerkennen.
Diese Kunstkritik wird später zu einer generellen Kritik, Reger kehrt jedoch immer wieder zur Kunst zurück, er beißt sich sozusagen an diesem Thema fest und macht Kunst- auch zur Gesellschaftskritik, indem er anklingen lässt, dass die Leute, die diese Kunst vergöttern, selbst ja keine Ahnung von der Kunst haben und diese Anbetung nur zustande komme, da Andere es auch täten.
Besonders die österreichischen Künstler werden in den Reden Regers angegriffen, ein Mittel zum Zweck Thomas Bernhards, da die harsche Kritik an diesem Werk mehr Leser schuf als vergraulte.
Die neue Form der Kunstbetrachtung, die in "Alte Meister" erstmals aufgezeigt wurde, würde auch Bernhards Werk früher oder später treffen. Hätte Bernhard seine Figur Reger auf sein eigenes Werk angesetzt, wäre ihm das selbe widerfahren wie Stifter, Mahler, Rembrandt und all den anderen alten Meistern.
Das wusste Bernhard und es zeigt seine Einstellung zur Kunst, die er mit "Alte Meister" zu vermitteln suchte: Wer die Kunst (und damit auch die Gesellschaft und die Kultur derselben) ernstnimmt, muss überall Fehler suchen, anders als jene, die sich vor Kunstwerken verneigen, sich aber nicht damit beschäftigen.
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