In Kleists Komödie "Der zerbrochene Krug" wird die allgemeine "Zerbrechlichkeit der Welt" offenbar. Durch die Konzeption einer einzigen, bedrängenden Gerichtsverhandlung wird das Werk weniger Komödie als viel mehr Tragikomödie und fast schon Tragödie. "Die Welt wird ins Verhör genommen". Das beeindruckende ist, dass der Krug selbst der Titelheld von Kleists Komödie ist, da er Dingsymbol und Zentralmotiv zugleich ist. Er stellt nichts anderes als die heile Welt dar, die in Scherben ging, und mit ihr zerbricht das, was schön, gut und wertvoll ist: Ehrlichkeit wandelt sich in Unehrlichkeit, Vertrauen in Misstrauen, Wahrheit in Lüge und Gerechtigkeit in Ungerechtigkeit.
Diese neue Wirklichkeitsbegegnung und Wirklichkeitserfahrung der Menschen macht die Brüchigkeit des Daseins offenbar und erzeugt eine Fremdheit aller allen gegenüber, setzt Bindungslosigkeit anstelle einstiger Bindungen, Ungeborgenheit anstelle früherer Geborgenheit, löst auf, was bis dahin Bestand hatte. (vgl. A: S.120-122)
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