Wie ohne den "Solidus" am Ende des Mittelalters nichts mehr ging - schon gar nicht das Regieren Ohne den Solidus, den Gulden, ging nichts mehr, vor allem das Regieren nicht, denn die Söldner und Beamten der Fürsten wollten besoldet werden. Allerdings war - wie wir gesehen haben - die Finanzgebarung der Fürsten unsolide. Solidität - Ehrbarkeit - ist ja auch kein typisch aristokratisches Standesmerkmal, sondern kommt vielmehr dem Erfinder des Solidus zu, dem Bürger. Ehrbarkeit, könnte man sagen, ist die bürgerliche Ehre, die an das Bare gebunden ist.
Es gab zu wenig von dieser allgemeinen Ware, die man gegen alle anderen eintauschen kann - Geld. Edelmetalle waren während des ganzen Mittelalters auf Grund der Einseitigkeit der Handelsbeziehungen mit dem Orient dorthin abgeflossen.
Der Fürst hoffte, daß seine Alchimisten doch noch den Stein der Weisen finden würden. Die Bergleute an den bekannten Erzförderstätten wagten sich in größere Tiefen und versuchten, sich durch wasserkraftgetriebene Pumpen das Wasser in den Gruben vom Leib zu halten. Neue Erzlagerstätten wurden entdeckt. Kühne und skrupellose Abenteurer suchten nach sagenhaften Goldländern.
Wie Fürst und Bürgertum voneinander abhängig waren Der Fürst war bei der Ausübung seiner Herrschaft vom Gedeihen der bürgerlichen Wirtschaft abhängig, und gleichzeitig richteten sich die Hoffnungen des Bürgertums auf ihn: "Die alten staatlichen Verhältnisse mit ihrer Selbständigkeit der Landesteile und der diese beherrschenden Willkür des Adels werden als mit den neuen gesellschaftlichen Verhältnissen unverträglich empfunden. Mächtig erhebt sich das Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit des Verkehrs, nach zusammenfassender Gestaltung und Ordnung, nach Durchsetzung einheitlicher, der Kalkulation zugänglicher organisatorischer Prinzipien, kurz, das Bedürfnis nach einer staatsleitenden Gewalt, die die neuen Ansprüche begreift und die nicht feudal beschränkt ist."
Daß sich unter der Bezeichnung "Absolutismus" ein historischer Kompromiß zwischen dem Fürsten und dem Bürgertum verbirgt Unter der Bezeichnung "Absolutismus" verbirgt sich der historische Kompromiß zwischen dem Bürgertum und dem Fürsten, der eine formal unumschränkte - absolute - Herrschaft ausübte.
Der Adel ließ sich seine politische Entrechtung gefallen, solange der Fürst bei seinem Bemühen, dem Bürgertum entgegenzukommen, nicht das Wesentliche am Feudalismus in Frage stellte: die Ausbeutung der Bauern durch den Adel. Die Städtebürger erwarteten vom Fürsten die Schaffung akzeptabler Rahmenbedingungen für ihr Wirtschaften, vor allem die Beendigung der ewigen Feudalfehden, die den Handelsverkehr behinderten, und die Schaffung eines einheitlichen Wirtschaftsraumes.
Daß man die Wirtschaftspolitik des Absolutismus "Merkantilismus" nennt, und was dessen Ziele sind Merkantilismus nennt man die Wirtschaftspolitik des Absolutismus, die seit dem 16. Jahrhundert auf eine positive Handelsbilanz und die Mehrung des Staatsschatzes abzielte, was durch Schutzzölle, Ausfuhrverbot für Rohstoffe und Edelmetalle, Ausreiseverbot für Fachkräfte, Abwerben von Fachkräften, Ermutigung des Erfindergeistes durch Patente für die exklusive Nutzung guter Ideen, durch die Förderung der Manufakturproduktion und Zurückdrängung der erstarrten Zünfte, erreicht werden sollte. Niedrige Lohnkosten sollten durch künstlich niedrig gehaltene Lebensmittelpreise erzielt werden - Konkurrenz¬fähig¬keit auf Kosten der Bauern, die damit nicht gerade zur Steigerung der Produktion ermuntert wurden.
Daß in jener Zeit die Verherrlichung des Fürsten und republikanische oder demokratische Ideen einander nicht unbedingt ausschlossen Es ist kein Widerspruch, wenn von Gesellschaftskritikern und theoretikern der Renaissancezeit republikanische oder gar demokratische Gedanken vertreten und gleichzeitig die Herrschaft des Fürsten verherrlicht werden konnten. Das gilt für den Vaganten François Villon (1431-1463), der als die erste große Dichterpersönlichkeit Frankreichs angesehen wird, diesen "dichtenden Interpreten des Volkswillens und Freund der Armen, diesen revolutionären Haudegen und Feind des Adels, der nichtsdestoweniger vertrauens- und erwartungsvoll zum Königtum emporsah" , und das gilt auch für die Schriften des florentinischen Staatsdieners Nicolò Machiavelli (1469 - 1527). "Il Principe" ("Der Fürst") ist vielfach als bloßer Leitfaden skrupelloser Machtausübung durch den Fürsten mißverstanden worden - nicht zuletzt von einem solchen Fürsten selbst, der dann im zarten Alter von 17 Jahren eine leidenschaftliche Entgegnung schreiben sollte: den "Antimachiavell". Dieser "aufgeklärte" Fürst war Friedrich II. von Preußen (1740-1786).
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