Als der Amerikaner Donald Johansen 1974 im Wüstengebiet der Afar-Dreiecks in Äthiopien ein Skelett fand, welches dem Menschen ähnlich war, vermutete er, dass dieses Lebewesen einer unserer Vorfahren gewesen sein muss. Um Fragen wie z.B. ein fossiles Lebewesen aussah oder es sich ernährte zu beantworten, muss es konstruiert werden: Nachdem die Knochen in die richtige Lage gebracht werden, werden fehlende Teile durch künstliche ersetzt. Ebenfalls werden die Muskulatur, das Binde- und Fettgewebe, die Hautfarbe und die Behaarung ergänzt. Das Schädelvolumen z.B. gibt Hinweise auf die Gehirngröße, das Gebiss lässt auf die Ernährung schließen, Becken und Kniegelenke lassen die Art die Fortbewegung vermuten.
Das 1974 gefundene Fossil, welches seine Entdecker "Lucy" nannten, hat den ersten Schritt zur Menschwerdung vollzogen. Vor 1974 wurden weitere Fossilien gefunden, die auch jünger oder sogar älter waren, als Lucy. Durch diese unterschiedlichen Fossilien konnte man die Entwicklung des Menschen nachvollziehen.
Der Schädel entwickelte sich in 3,5 Mio. Jahren so, dass der Gesichtsschädel flacher wurde und die Schnauze sich zurückbildete. Vor ca. 2 Mio. Jahren lebte der Vorfahre der Gattung Mensch, der sogar in der Lage war, Werkzeuge zu benutzen.
Der Stammbaum des Menschen
Durch Fossilfunde kann man die Reihenfolge er verschiedenen Vorfahren des Menschen erstellen. Die Stammesgeschichte des Menschen ist nicht gradlinig, sondern es existierten Seitenzweige, die später ausstarben. In der heutigen Stammesgeschichte steht der Mensch und der Menschenaffe. Die letzten gemeinsamen Vorfahren lebten vor ca. 5 bis 7 Mio. Jahren, bevor der Stammbaum sich verzeigte.
Am Anfang der Entwicklung der menschenartigen Wesen stehen verschiedene Arten der Gattung Australophithecus, welche in Ostafrika ihren Ursprung hatten. Alle Australophithecen starben später aber aus; Werkzeuggebrauch konnte ihnen nicht nachgewiesen werden. Zeitgleich mit den Australophithecen entwickelten sich die ersten Menschen. Der älteste Vertreter ist der Homo habilis. Er konnte Werkzeuge benutzen. Kurz darauf entwickelten sich Menschen mit größerem Gehirn. Sie nutzten Feuer und eine Art Faustkeule. Homo erectus hatte seine Ursprung ebenfalls ein Ostafrika, verbreitete sich aber später auf große Teile Europas und Asiens. Vor etwa 200 000 Jahren verschwand Homo erectus.
Es wird vermutet, dass die ersten Vertreter des Homo sapiens aus bestimmten Formen des Homo erectus entstanden. Die Urmenschen sind uns auch Neandertaler bekannt, da Skelette von ihnen 1856 in Neandertal bei Düsseldorf gefunden wurden. Neandertaler waren ca. 1,60m groß, kräftig und ihr Gehirn war etwas größer als das des Jetztmenschen. Vermutlich waren die europäischen und asiatischen Neandertaler and die Lebensbedingungen der Eiszeit angepasst. Sie verschwanden plötzlich vor ca. 32 000 Jahren.
Erste Exemplare des Homo sapiens traten schon vor mindestens 40 000 Jahren auf. Sie sind die ersten Vertreter des heutigen Menschen. Vor ca. 100 000 bis 70 000 verließ er Ostafrika und besiedelte die ganze Welt. Er ist größer und schlanker als der Neandertaler. In allen bekannten Merkmalen war Homo sapiens bereits damals mit dem heutigen Menschen identisch.
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