4.1. Drei Pflanzenbeispiele: Mais, Soja und Raps
4.1.1 Mais
Auch wenn in der Schweiz Mais hauptsächlich zur Futterzwecken angebaut wird, ist er doch in unzähligen Lebensmitteln vorhanden.
Verschiedene Konzerne haben Maissorten entwickelt, die mittels Gentechnik gegen den Befall von Maiszünslern und gegen Unkrautvertilger unempfindlich gemacht wurden. In Europa ist bisher erst der Mais von Novartis zugelassen. Novartis baute der Maispflanze drei Fremdgene ein. Das erste Gen ist das Insektengift Bt, welches wir euch bereits näher gebracht haben. Das zweite Gen stammt von einem Bodenbakterium und bewirkt, dass der Mais das Unkrautvertilgungsmittel Basta der Firma Höchst überlebt. Schliesslich bauten die Gentechnologen noch ein Gen ein, welches die Maispflanze gegen ein Antibiotikum resistent macht. Dieses dritte Gen wird nur aus technischen Gründen benötigt, nämlich zur Markierung der veränderten Pflanze.
Gefahr für den Biolandbau: Das Bt Bakterium ist kein Novum in der LW und weil es sich im Freien rasch zersetzt, ist es auch im Biolandbau erlaubt. Die Biobauern besprühen ihre Felder nur bei Insektenbefall mit Bt Mitteln. Demgegenüber produzieren die Genmanipulierten Bt Maispflanzen das Gift ständig. Die Insekten haben somit ein grosses Versuchsfeld, um sich dem Bt-Gift anzupassen und dagegen resistent zu werden. Damit besteht die Gefahr, dass ein natürliches Mittel der Biolandwirtschaft seine Wirksamkeit verliert.
Zu Biolandbau und Gentechnologie hört ihr jetzt ein Interview mit:
4.1.2 Soja
Mit dem heutigen Trend zu vegetarischer und gesunder Ernährung ist das Angebot an Sojaprodukten breit geworden. Die Sojabohne enthält auch Öle und hochwertige Eiweisse. Dies sind wichtige Rohstoffe, die in der modernen Lebensmittelindustrie weiterverarbeitet werden und in unzähligen Produkten wieder auffindbar sind. Der grösste Teil der Sojaernte wird jedoch als Viehfutter für die Fleischproduktion eingesetzt.
Die amerikanische Firma Monsanto hat die Sojapflanze genmanipuliert: Die Soja enthält ein Gen, dass sie gegen Herbizide widerstandsfähig macht. Wird das Herbizid gespritzt, bleibt die Soja unbeschadet, während die Unkräuter absterben.
Risiken und Abhängikeiten: Es ist damit zu rechnen, dass die Gensojapflanze während ihres Wachstums beträchtliche Mengen an Herbiziden aufnimmt. Niemand weiss heute, wie die Langzeitfolgen für Mensch und Tier aussehen. Monsanto erhielt vom europäischen Patentamt das Patentrecht auf die Gensoja. Damit verfügt der Konzern über sämtliche Generationen der Gensoja in den nächsten 15 Jahren. Monsante erhielt auch das Recht, den Bauern den Zeitpunkt der Aussat vorzuschreiben.
4.1.3 Raps
In der Schweiz werden aus den Rapssamen Öl und Eiweiss gewonnen. Das Rapsöl wird v.a. in der Lebensmittelindustrie verwendet. Das übrigbleibende Rapsschrot wird dem Mischfutter für Tiere zugeführt.
Durch eine belgische Firma wurden 2 Gene in die Rapspflanze verpackt. Ein Gen ist wie beim Mais gegen das Unkrautvertilgungsmittel Basta immun. Das andere stellt ein Zellgift her, welches bewirkt, dass die Rapspflanzen im Feld nicht bestäubt sind. Damit lässt sich reinerbiges, steriles Saatgut für Züchtungszwecke gewinnen. Dieses Saatgut verspricht höhere Erträge, muss aber jedes Jahr neu zugekauft werden.
Risiko Genverbreitung: Die Freisetzung von Genraps schafft das Risiko einer unkontrollierten Genverbreitung. Als Kreuzblüter zeichnet sich Raps durch eine starke Kreuzungsfreudigkeit aus. Viele in der Schweiz beheimatete Wild- und Kultursorten sind potentielle Kreuzungspartner. Einmal freigesetzt, kann das Gen auf verwandte Pflanzen überspringen.
4.2 Gentechnik und Welthunger
Der Einsatz von Gentechnologie in der LW wird häufig als Lösung des weltweiten Hungerproblems dargestellt. Was mit der Anwendung von Pestiziden, Insektiziden, Herbiziden, Monokulturen und Hochertragssorten nicht erreicht wurde, soll nun die Gentechnik aus der Welt schaffen. Mit der Realität des Problems aber hat diese Illusion wenig zu tun. Gentechnik ist eine seht teure Forschung, die hauptsächlich von den grossen Saatgut-, Chemie- und Lebensmittelkonzernen betrieben wird. Damit deren Rechnung aufgeht, lassen sie die Produkte patentieren. Bauern, die Genpflanzen verwenden, müssen Lizenzrechte bezahlen. Zudem sind viele Pflanzen so manipuliert, dass sie auf das Unkrautvertilgunsmittel des gleichen Konzerns abgestimmt sind, was zusätzliche Abhängigkeiten schafft.
4.2.1. Kakao macht abhängig
Der Kakaobaum ist eine heikle, krankheitsanfällige Pflanze. Daher fallen Qualität und Quantität der Ernten sehr unterschiedlich aus. Um den Launen der Natur nicht ausgeliefert zu sein, haben sich die grossen Hersteller von Leckerein mit Hilfe der Gentechnologie der Kakaopflanze angenommen. So entwickelte der Marskonzern einen Genkakaobaum, der ein Gift gegen die Insekten bildet. Der Verband der US-Amerikanischen Schokoladehersteller hat ein Gen in den Kakaobaum eingeführt, das einen Süssstoff enthält. Die Bohne soll nicht nur bitter, sondern auch süss werden. Nestlé hat Zellkulturen im Labor hergestellt, die Kakao produzieren und die Plantagen der dritten Welt sogar überflüssig machen können. Das die Länder des Südens von dieser Entwicklung nicht profitieren, liegt auf der Hand. Die Konzerne patentieren jede Genmanipulation und werden zu Eigentümern des Kakaobaumes.
4.2.2. Süsses Thaumatin
Thaumatin ist ein Eiweiss, dass bis zu 5000 Mal stärker süssen kann als gewöhnlicher Zucker. Es wird in der Lebensmittelindustrie als alternativer Süssstoff für Lightprodukte eingesetzt.
Thaumatin wird aus der Katempfepflanze gewonnen, die im westafrikanischen Regenwald beheimatet ist. Das Volk der Yorubas kultiviert die Pflanze mit den süssen Blättern und Früchten seit Jahrtausenden und nutzt sie zum Süssen von Speisen und Getränken. Anfangs der 70-er Jahre fing die Verwendung von Thaumatin in den Industriestaaten an. Um zum Rohstoff zu gelangen, mussten die Unternehmer Verhandlungen mit den verantwortlichen der lokalen Bevölkerung führen und sich an Verträge halten, welche die Abnahme bestimmter Pflanzenmengen garantierten. Da die Nachfrage nach Thaumatin in den Industrieländern stetig zunimmt, suchte die Lebensmittelindustrie nach neuen Lösungen. In der Gentechnik fand sie diese: Wissenschaftler entfernten das Gen für Thaumatin aus der Katempfepflanze und führten es in eine Bäckerhefe ein. Das Ergebnis sind Mikroorganismen, die in Kulturkesseln wachsen und Thaumatin herstellen. Für die Katempfebauern hat dies teifgreifende Folgen. Während 25 Jahren hatten sie eine regelmässige Einnahmequelle; nun werden sie aufgrund der Gentechnik überflüssig. Mit dem Besiegen des Hungerproblems hat dies wahrlich wenig zu tun!
4.3. Verlust der Artenvielfalt
Ein weiteres Problem stellt die Tatsache dar, dass durch das Züchten sog. Hochertragssorten die Vielfalt alter, angepasster Sorten auf weite Strecken verdrängt werden und damit eine immense "Gen- Erosion" stattfindet. Die Folge ist der Verlust der traditionellen Artenvielfalt. Dazu kommt noch die Problematik der Patentierung von genetischem Material bei welcher die Frage gestellt werden muss: Gehört nun das Gen- Material den einheimischen Bauern oder jenen privaten Finanzgebern und multinationalen Konzernen der Industrieländer, die zu einem massgeblichen Teil von den Forschungsergebnissen profitieren?
Im Kampf gegen die unzähligen Schädlinge bewirkte die Sortenvielfalt und eine gezielte Selektion permanente neue Resistenzen gegen den Schädlingsdruck. Die Sortenvielfalt hält die Schädlinge in Schach und garantiert den Bauern eine sichere Ernte. Der Anbau von neu gezüchteten Hochertragssorten in riesigen Monokulturen bewirkt, dass die Sorten nach wenigen Jahren ihre Widerstandskraft gegen Schädlinge verlieren. Der Mischanbau verschiedener Sorten auf dem gleichen Feld dagegen schützt die einzelnen Sorten gegenseitig vor Schädlingsbefall und vor Witterungseinflüssen.
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