Wie schon erwähnt, sind die heutigen Verbreitungsgebiete der lebende Fossilien Rückzugsareale bzw. typische Reliktareale, wie es für Paläoendemiten unter den Pflanzen kennzeichnend sind.
Ein Beispiel für ein solches Rückzugsgebiet ist das südliche Zentralchina. Dort sind heute ähnliche Umweltbedingungen anzutreffen, wie jene, die während des Tertiär in weiten Teilen Eurasiens herrschten. Zahlreiche Pflanzenarten sind in Europa im Zuge der wiederholten Kaltzeiten während der pleistozänen Eiszeit verschwunden, da sie wegen der vorwiegend west-östlich orientierten Gebirgszügen (Pyrenäen, West- und Ostalpen, Karpaten, Balkangebirge) nicht nach Süden ausweichen konnten. Auch das Mittelmeer samt dem umgebenden Steppengürtel stellte in Europa eine Barriere dar. In Zentralchina dagegen war ein Rückzug der Pflanzen nach Süden möglich. Im südlichen Zentralchina finden sich heute disjunkte Areale von Tertiärelementen wie etwa Ginkgo biloba, Metasequoia glyptostroboides, Glyptostrobus lineatus, Cathaya aryrophylla, Cephalotaxus fortunei sowie zahlreiche weitere Koniferen, die Bestandteile jener "Lorbeerwaldregionen" waren, die sich zur Tertiärzeit als Gürtel nördlich der tropischen Äquatorialzone auf der Nordhemisphäre von Nordamerika über Europa bis nach Ostasien erstreckten.
Auch in Nordamerika finden sich Überdauerungszonen mit typischen Paläoendemiten des Tertiär. Dadurch, dass die nordamerikanischen Gebirgszüge (Rocky Mountains, Appalachen, Kordilleren) vorwiegend nord-süd-streifend verlaufen, konnten Pflanzen auch hier während der pleistozänen Eiszeit nach Süden "wandern" (z.B.: Liquidambar, Liriodendron).
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