Die Gattung der Ratten (Rattus) gilt als Überträger der Beulenpest. Das heutige Hauptverbreitungsgebiet der Pest liegt in Afrika, Südamerika und Asien. Die Ratten leben inzwischen überall auf der Welt, mit Ausnahme des Polargebietes, Feuerland und Madagaskar. Ursprünglich lebte sie aber nur in Süd- und Ostasien. Ratten sind nicht nur Krankheitsüberträger, sondern auch Nahrungsmittelschädlinge. Eine Ratte frisst im Jahr 10-15 kg Getreide, 100 Ratten zusammen 1 bis 1,5 Tonnen! Die Wanderratte (Rattus norvegicus) stammt ursprünglich aus Sibirien und China, ist heute aber weltweit verbreitet.
In ihrem Ursprungsgebiet ist sie aber noch völlig freilebend, während sie in den anderen Verbreitungsgebieten an die Nähe des Menschen gebunden ist. Sie erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 19-30 cm, eine Schwanzlänge von 13-32 cm und ein Gewicht von bis zu 500 g. Ihr Schwanz hat 160-190 Ringe. Die Oberseite des Körpers ist graubraun bis dunkelbraun, die Flanken etwas heller und die Unterseite schmutzigweiß bis -grau. Ältere Tiere haben lange, fuchsrote Grannenhaare, die im Rückenhaar stehen. Es gibt auch rein schwarze Wanderratten.
In freier Wildbahn lebt die Wanderratte in einem Erdbau, in der menschlichen Umwelt leben sie heute meistens in unterirdischen, feuchten Lebensräumen, also in unserer Kanalisation. Aber auch in Ställen, Kellern, Tiergärten, Schlachthöfen, auf Müllkippen, in lebensmittelverarbeitenden Betrieben, Getreidespeichern und schließlich in Büro- und Wohngebäuden kommt sie vor. Allerdings ist die Wanderrate bei uns auch in freier Natur zu finden. Dann vorwiegend an fließenden Gewässern, besonders wenn sie dort eine dichte Ufervegetation vorfindet, die als gute Deckung dient. Sie geht gerne in Wasser und entpuppt sich als sehr guter Schwimmer und Taucher. Sie legt im Freien einen Erdbau in etwa 40 cm Tiefe an, bestehend aus einem sehr verzweigten Gagsystem, mehreren Nest- und Vorratskammern und viele blinde Gänge.
Die Nahrung der Wanderratte ist überwiegend pflanzlich. Zu etwa 40% besteht sie aus Getreide und zu 35% aus frischen Pflanzenteilen. Der tierische Anteil liegt nur bei etwa 25%. Sie überfällt Kaninchen und Hausgeflügel, jagt Feldmäuse und frisst die Eier von Bodenbrütern. Im Wasser macht sie Jagd auf Frösche, Fische und Süßwassermuscheln. Bei großem Nahrungsmangel frisst sie sogar ihre Artgenossen.
Die Wanderratte ist sehr angriffslustig und gefährlich. Wenn sie von Hunden oder Katzen in die Enge getrieben wird, dann greift sie mit schrillem Geschrei an und kann den Angreifer mit ihren Bissen sogar tödlich verletzen. Die Wanderratte lebt in einem Rudel, das ursprünglich von einem Paar gegründet wird, also eine Großfamilie ist. Fremde Wanderratten werden sofort angegriffen. Die Wanderratte ist dämmungsaktiv, bei schlechtem Wetter kommt sie aber auch schon Mittags hervor. Tiere, die in Fabriken oder Bürogebäuden leben, sind dann aktiv, wenn der Betrieb ruht.
Zwei- bis dreimal im Jahr bringt das Weibchen durchschnittlich jeweils 8 nackte und blinde Junge zur Welt. Mit 15 Tagen öffnen sie die Augen, mit 20 Tagen machen sie Ausflüge außerhalb des Nestes.
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