Das wohl bekannteste Experiment, das je im Bereich der Ethologie durchgeführt wurde, war wohl das von Pawlow.
Iwan Petrowitsch Pawlow (1849-1936) war ein russischer Mediziner und Physiologe1 sowie Nobelpreisträger, der durch seine Studien über den Speichelreflex beim Hund bekannt wurde. Er war einer der bedeutendsten Physiologen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Pawlow wurde in Ryazan als Sohn eines russisch-orthodoxen Geistlichen geboren und studierte an der Universität und der Militärmedizinischen Akademie Sankt Petersburg. Von 1884 bis 1886 studierte er in Breslau und Leipzig. Bis zur Russischen Revolution war Pawlow Leiter der physiologischen Abteilung am Institut für Experimentelle Medizin in Sankt Petersburg und gleichzeitig Professor für Medizin an der dortigen Militärmedizinischen Akademie. Trotz seiner kritischen Haltung gegenüber dem Kommunismus konnte Pawlow seine Forschung weiter betreiben. Die russische Regierung baute ihm 1935 sogar ein Labor. Pawlow ist bekannt für seine grundlegenden Arbeiten über die Physiologie des Herzens, des Nervensystems und des Verdauungssystems. Im Jahr 1889 begann er seine berühmten Experimente über den konditionierten und unkonditionierten Speichelreflex beim Hund. Diese beeinflußten die physiologisch orientierten behavioristischen2 Theorien innerhalb der Psychologie Anfang des Jahrhunderts nachhaltig. Im Jahr 1904 erhielt er für seine Arbeiten über die Drüsen des Verdauungstraktes den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Seine wichtigste Schrift ist "Die bedingten Reflexe" (1926; deutsch 1972).
Iwan P. Pawlow experimentierte mit unbedingten Reflexen.
Unbedingte Reflexe sind fest im Nervensystem verankerte Schaltungen, die durch unseren Willen nicht beeinflußbar sind. Ein klassisches Beispiel ist der Lidschlußreflex. Das heißt, daß sich das Augenlid unabwendbar schließt, wenn ein bestimmter Auslöser (zum Beispiel eine Faust, die schnell auf das Auge zukommt) den Reflex hervorruft.
Ein anderes Beispiel für einen solchen unbedingten Reflex ist das Absondern von Speichel durch die Speicheldrüsen, sobald Nahrung in die Mundhöhle kommt.
Pawlow spritzte Hunden Fleischbrühe ins Maul und maß die abgesonderte Speichelmenge. Wenn er mehrmals unmittelbar vor dem Füttern der Tiere eine Glocke ertönen ließ, geschah etwas Seltsames. Die Hunde sonderten bereits beim bloßen Hören der Glocke Speichel ab, so als hätten sie bereits Futter erhalten. Dieses Verbinden von zwei Dingen, die ursprünglich nichts miteinander zu tun hatten, nennt man "Klassisches Konditionieren".
Beispiele dafür begegnen uns im Alltag auf Schritt und Tritt. So läuft einem vielleicht schon allein beim Anblick eines leckeren Eisbechers oder beim Duft von einer Mahlzeit das Wasser im Munde zusammen. Oder man muß gähnen, sobald man jemand anderen auch nur beim Gähnen zusieht. Viele unserer sogenannten "Gewohnheiten" sind nichts anderes als solche konditionierten Reaktionen.
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