Die meisten Unregelmäßigkeiten im Körperbau sind in den Stellungen der Gliedmaßen zu finden. Erhebliche Abweichungen von einer regelmäßigen Stellung beinhalten stets eine Gefahr für die Gesundheit der Beine.
Vorhand: (Abb.2)
Seitlich betrachtet, kann man an der korrekt gebauten Vorhand das Ellbogengelenk und das Fesselgelenk durch eine senkrecht verlaufende Linie verbinden. Die normale Stellung und Abweichung zeigtdie Abbildung
Die Rückbiegigkeit ist der schlimmste Fehler, da dadurch das Vorderfußwurzelgelenk einer übermäßigen Beanspruchung ausgesetzt ist. Eine Vorbiegigkeit hingegen braucht keine nachteiligen Folgen zu haben, solange sie durch entsprechende Fesselung ausgeglichen wird. Steile Fesselung bringt jedoch eine zusätzliche Belastung, und die Pferde zeigen nach einer Anstrengung das sog. "telegraphieren"- ein Zittern. Frühzeitige Abnützungserscheinungen können sich hier einstellen.
Auch Vor- und Rückständigkeit werden durch Schulter- und Fesselstellung ausgeglichen und müssen deshalb nicht zwingend zu Schäden an den Gelenken oder Sehnen führen.
(Abb.3)Von vorn betrachtet, sollte bei einem korrektem Pferd eine gedachte senkrechte Linie vom Buggelenk ausgehend alle Gelenke halbieren. Jede Abweichung von der Senkrechten ist mit einer ungleichen Belastung der Gelenke verbunden und birgt die Gefahr einer chronischen Gelenkerkrankung mit sich. Alle Stellungsfehler der Vorhand sind beim Pferd kritischer zu betrachten als die der Nachhand, da etwa 2/3 des Körpergewichtes auf der Vorhand sind.
Nachhand:(Abb. 4)
Die Fehler, wie sie an der Vorhand beschrieben wurden, kommen auch an der Nachhand vor. In der seitlichen Betrachtung muß bei korrekter Stellung eine Senkrechte vom Hüftgelenk ausgehend die Hufballen treffen. Fehlerhafte Stellungen sind die vorständige, rückständige und bärenfüßige Hinterhand. Durch Stellungsfehler wird vor allem der vom Sprunggelenk veränderte Winkel, der normalerweise 135° beträgt, verändert. Die rückständige oder bärenfüßige Stellung hat ein steiles Sprunggelenk zur Folge.
(Abb. 5) Ähnlich wie bei der Vorhand halbiert bei der Betrachtung von hinten eine gedachte Linie vom Sitzbeinhöcker ausgehend alle Gelenke. Auch hier haben wir eine bodenweite, eine bodenenge und eine Diagonal nach außen oder innen gerichtete Stellung. Letztere werden auch kuhhessig oder X-beinig und faßbeinig oder O-beinig genannt. Durch Stellungsfehler der Vor-oderNachhand leidet stets
der Raumgriff der Bewegungen oder die Korrektheit des Ganges. So ist z.B. das Streifen und Greifen im höheren Maße bei Pferde mit schlechter Stellung anzutreffen.
Lahmheiten:
Lahmheit ist der Ausdruck von Schmerzen in einer Extremität (Bein). Das Pferd versucht, die Zeit der Belastung dieses erkrankten Beines zu verkürzen, es hinkt genau wie der Mensch, der einen Fuß schont. Gleichzeitig wird bei diesem Vorgang die Extremität der anderen, gesunden Seite mehr belastet.
(Abb. 7)
Hufrollenentzündung-Podotrochlose:
Die Hufrolle oder Strahlbein ist ein kleines längliches Knöchelchen, das im Huf zwischen dem Hufbein, dem Kronbein und der tiefen Beugesehne eingelagert ist. Die Hufrollenentzündung ist eine Berufskrankheit der Reitpferde. Es handelt sich um eine schleichend verlaufende Entzündung des Strahlbeins, wobei die über das Strahlbein laufende Sehne und der sich dort befindende Schleimbeutel miterkranken. Eine Heilung gibt s nicht, aber man kann einen Nervenschnitt machen lassen.
Hufrehe:
Ist eine diffuse, nicht eitrige (aseptische) Huflederhautentzündung, die meist an beiden Vorderhufen, manchmal auch auf allen Vieren auftritt. Entsteht durch Traben auf hartem Boden, Transport, Futterumstellung. Das Pferd verlagert sein Gewicht so weit wie möglich nach hinten, um die Hufe zu entlasten. Die eigentliche Gefahr ist die Senkung des Hufbeins. Durch den Zug der Sehnen und die gleichzeutige Loslösung des Hufbeins von der Hornkapsel kommt es in chronischen Fällen zur Senkung des Hufbeins. Dies kann soweit gehen, dass das Hufbein durch das Sohlenhorn bricht. In jeden Fall kommt es zur Mißbildung des Hufes, dem Rehehuf.(Abb.8)
Hufabszeß:
Eine lokalisierte eitrige Huflederhautentzündung, die erst beim Nachschneiden des Sohlenhornes gefunden wird. Fällt meist durch plötzliche hochgradige Lahmheit , verstärkte Pulsation der Mittelfußarterie, Schmerzhaftigkeit beim Abtasten mit der Untersuchungszange auf. Die Behandlung erfolgt durch trichterförmiges Freilegen des Entzündungsherdes um den Eiter abfließen zu lassen und Anlegen eines Verbandes mit Zugsalbe. Wenn der Herd nicht aufgefunden werden kann, kann auch durch warme Leinsamenumschläge eine Reifung des Abszesses herbeigeführt werden.
Kronentritt und Ballentritt:
Ist eine Verletzung an der Krone oder des Ballen durch den Tritt eines anderen Fußes. Es können sich Gelenk und Sehnenentzündungen einstellen.
Hornspalten:
Ist die Trennung der Hufwand in senkrechter Richtung. Wird durch spröde Hufe hervorgerufen. Eine Hornspalte von unten her kann durch eine tiefe Rinne in Querrichtung gestoppt werden. Wenn der Riß bis zur Huflederhaut reicht, muß eine Hufoperation vorgenommen werden.
Hufkrebs:
Der Hufkrebs hat nichts mit einem echten Krebs zu tun, es handelt sich vielmehr um Wucherungen der Huflederhaut am Strahl mit späterem Übergreifen auf Teile der Sohle, der Eckstreben und der Wand. Eine Verhornung bleibt aus, so dass das befallene Gebiet weich und schmierig bleibt. Der Hufkrebs wird im Anfangsstadium häufig mit Strahlfäule verwechselt. Es muß ebenfalls eine Hufoperation vorgenommen werden.
Lose und hohle Wand:
Ist die Hornwand in der weißen Linie von der Sohle getrennt, spricht man von der losen Wand. Unter einer hohlen Wand versteht man eine Trennung in der Blättchenschicht der Hornwand.
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