"Aus der Nacht der Bewusstlosigkeit zum Leben erwacht findet der Wille sich als Individuum, in einer end- und gränzenlosen Welt, unter zahllosen Individuen, alle strebend, leidend, irrend; und wie durch einen bangen Traum eilt er zurück zur alten Bewußtlosigkeit."
"Im Reiche der Wirklichkeit, so schön, glücklich und anmuthig sie auch ausgefallen seyn mag, bewegen wir uns doch stets nur unter dem Einfluß der Schwere... hingegen sind wir, im Reiche der Gedanken, unkörperliche Geister, ohne Schwere und ohne Noth."
"Das Leben ist eine missliche Sache: ich habe mir vorgesetzt, es damit hinzubringen, über dasselbe nachzudenken."
"Jede (Gemeinschaft mit Andern,) jede Unterhaltung, hat nur Statt unter der Bedingung gegenseitiger Beschränkung, gegenseitiger Selbstverleugnung; daher muß man in jedes Gespräch sich nur mit Resignation einlassen."
"Ganz er selbst seyn darf jeder nur solange er allein ist: wer also nicht die Einsamkeit liebt, der liebt auch nicht die Freiheit: denn nur wenn man allein ist, ist man frei: Zwang ist der unzertrennliche Gefährte jeder Gesellschaft... Was nun andrerseits die Menschen gesellig macht ist ihre Unfähigkeit, die Einsamkeit, und in dieser sich selbst, zu ertragen... Dem intellektuell hochstehenden Menschen gewährt nämlich die Einsamkeit einen zweifachen Vortheil: erstlich den . mit sich selber zu seyn, und zweitens den, nicht mit Andern zu seyn."
"Das eigentliche Leben eines Gedankens dauert nur bis er an den Gränzpunkt der Worte angelangt ist... Sobald nämlich unser Denken Worte gefunden hat, ist es schon nicht mehr innig, noch im tiefsten Grunde ernst. Wo es anfängt für Andere dazuseyn, hört es auf, in uns zu leben..."
"Alle Befriedigung, oder was man gemeinhin Glück nennt, ist eigentlich und wesentlich immer nur NEGATIV und durchaus nie positiv. Es ist nicht eine ursprünglich und von selbst auf uns kommende Beglückung, sondern muß immer die Befriedigung eines Wunsches seyn. Denn Wunsch, d. h. Mangel, ist die vorhergehende Bedingung jedes Genusses."
"»Die Welt ist meine Vorstellung« - dies ist eine Wahrheit, welche in Beziehung auf jedes lebende und erkennende Wesen gilt; wiewohl der Mensch allein sie in das reflektirte abstrakte Bewußtseyn bringen kann: und thut er dies wirklich; so ist die philosophische Besonnenheit bei ihm eingetreten."
"Es wird ihm dann deutlich und gewiß, daß er keine Sonne kennt und keine Erde; sondem immer nur ein Auge, das eine Sonne sieht, eine Hand, die eine Erde fühlt; daß die Welt, welche ihn umgiebt, nur als Vorstellung da ist, d. h. durchweg nur in Beziehung auf ein Anderes, das Vorstellende, welches er selbst Ist."
"Dasjenige, was Alles erkennt und von Keinem erkannt wird, ist das SUBJEKT. Es ist sonach der Träger der Welt, die durchgängige, stets vorausgesetzte Bedingung alles Erscheinenden, alles Objekts: denn nur für das Subjekt ist, was nur immer da ist."
"Nichts ist ohne Grund warum es sey."
"Ja, das Sehn ist als ein unvollkommenes, aber in die Ferne gehendes Tasten zu betrachten, welches sich der Lichtstrahlen als langer Taststangen bedient."
"Gleich sehr übertrifft er [der Mensch] sie [die Tiere] an Macht und an Leiden. Sie leben in der Gegenwart allein; er dabei zugleich in Zukunft und Vergangenheit. Sie befriedigen das augenblickliche Bedürfniß; er sorgt durch die künstlichsten Anstalten für seine Zukunft, ja für Zeiten, die er nicht erleben kann."
"Keiner, der religiös ist, gelangt zur Philosophie, er braucht Sie nicht. Keiner, der wirklich philosophiert, ist religiös: er geht ohne Gängelband, gefährlich aber frei."
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