Deutscher "Blitzkrieg" gegen Polen" />
Obwohl Deutschland und Polen ein relativ gutes Verhältnis untereinander hatten, rückt die "polnische Frage" auf Platz eins der nationalsozialistischen Außenpolitik. Die Forderungen der Nationalsozialisten an Polen waren der Anschluss Danzigs an das Deutsche Reich und der Bau exterritorialer Eisenbahnlinien und Autobahnen zwischen Pommern und Ostpreußen, dem sog. Polnischen Korridor, sowie die Angleichung der polnischen Außenpolitik an die des Deutschen Reiches, also den Beitritt zum Antikomminterpaktes. Dies führte zum politischen Bruch zwischen Deutschland und Polen, da der polnische Außenminister Jozef Beck die Forderungen des deutschen Außenminister Joachim von Ribbentrop am 26.März 1939 ablehnt.
Am 31. März 1939 gibt England eine förmliche Garantie Erklärung für Polen ab. Im Falle einer Handlung, die die Unabhängigkeit Polens in irgendeiner Weise gefährden würde, würde sich die englische Regierung verpflichtet fühlen die polnische Regierung zu unterstützen. Auch Frankreich unterzeichnet ein militärisches Beistandsabkommen mit Polen.
Hitler kündigt den Nichtangriffspakt mit Polen am 28. April 1939. Um ihn jedoch von dem Angriff auf Polen abzuschrecken, nehmen die Alliierten Verhandlungen mit der Sowjetunion auf und schlagen Polen vor, im Falle eines deutschen Angriffs den sowjetischen Truppen Durchmarschrechte zu gewähren. So hätten die Sowjets den Deutschen noch auf polnischem Boden gegenüber stehen können. Doch wegen der Angst aus der Jahrhunderte langen Erfahrung, die sowjetischen Truppen könnten das Land nicht mehr freiwillig verlassen, lehnt Polen dies ab.
Etwa zur gleichen Zeit streckte die UdSSR ihre diplomatischen Fühler nach Deutschland aus. Hitler nutzte diese Situation und nimmt Verhandlungen auf. Am 23. August 1939 wird der Nichtangriffspakt unterzeichnet sowie ein geheimes Zusatzprotokoll, der die vierte Teilung Polens festlegte (Ostpolen sollte an die Sowjetunion und der gesamte Westen sowie das Zentrum sollten an das Deutsche Reich gehen). Dieses Abkommen, der Hitler-Stalin-Pakt, wurde erst nach den Nürnberger Prozessen 1946 bekannt.
Am 30. August erließ Hitler den Mobilmachungsbefehl für die gesamte deutsche Armee und wies auch eine letzte von Mussolini veranlasste Friedensinitiative zurück. Er befahl ein verstärktes Propagandafeuer über die angeblichen "Leiden der Deutschen unter dem polnischen Terror" und ließ durch Gestapo und Sicherheitsdienst Grenzscharmützel inszenieren sowie einen Scheinüberfall auf den Deutschen Sender Gleiwitz durchführen: Zuvor ermordete KZ-Häftlinge, in Uniformen gesteckt, sollten der Öffentlichkeit als "Beweismittel" dienen. Als sich am Mittag des 31.August auf ein letztes verzweifeltes Drängen der Westmächte das Außenministerium in Warschau zu einem direkten Kontakt nach Berlin entschloss, war es schon zu spät. Hitler hatte zur gleichen Stunde den "Fall Weiß" befohlen - am nächsten Morgen sollte der minutiös vorbereitete Angriffskrieg gegen Polen beginnen.
Die deutschen Truppen fielen am frühen Morgen des 1.9.1939 ohne Kriegserklärung mit 52 Divisionen, unterstützt durch 2 Luftflotten , in Polen ein. Die Kampfhandlungen begannen mit der Beschießung der Danziger Westerplatte durch das Linienschiff "Schleswig-Holstein", gleichzeitig fielen die ersten Bomben auf den Warschauer Flughafen. Zu diesem Zeitpunkt beginnt das dunkelste Kapitel der Geschichte Polens. Niemals hat es ein so totales Konzept der Zerstörung des Staates und Versklavung, sogar Ausrottung des polnischen Volkes gegeben wie zur Zeit der Hitlerherrschaft in Deutschland. Obwohl Frankreich und England Deutschland am 3.9. den Krieg erklären, leisten sie Polen keinerlei Hilfestellung, wie sie zuvor zugesichert hatten, außer das die polnische Regierung am 4. September nach London flüchten konnten.
Die zahlenmäßige und waffentechnische Unterlegenheit sowie das auf -deutsches Dringen -Eingreifen der Roten Armee am 17. September, bedingten die rasche Kapitulation. Am 19. September ist das Schicksal der tapfer kämpfenden aber mangelhaft ausgerüsteten und schlecht geführten polnischen Armee praktisch besiegelt. Trotz noch immer anhaltendem polnischem Widerstand z.B. auf der Halbinsel Hela oder in Warschau, konnte die nationalsozialistische Propaganda von einem "Blitzkrieg" sprechen.
Polen kapitulierte offiziell am 27. September und Hitler nimmt am 5. Oktober die Siegesparade der Deutschen in Warschau ab. Der polnische Staatspräsident, die Regierung und die Heeresleitung werden in Rumänien interniert. Gemäß dem Hitler-Stalin-Pakt teilen die Sowjetunion und Deutschland Polen unter einander auf: Westpreußen, Großpolen und Oberschlesien wurden dem Deutschen Reich angegliedert, Ostpolen ging an die Sowjetunion und den Rest des besetzten Landes wurde von Deutschland zum Generalgouvernement mit Verwaltungssitz in Krakau erklärt, einer Art "kolonialem Nebenland" aus dem es möglichst viele agrarische und industrielle Produkte sowie Arbeitskräfte herauszuholen galt (s. Karte). Nach dem Einmarsch der Sowjets, der offiziell damit begründet wurde, dass der polnische Staat zusammengebrochen und die Sowjetunion verpflichtet sei, in den an ihr Land angrenzenden Gebieten die Ordnung und Sicherheit der "stammverwandten" Bevölkerung zu gewährleisten, brach auch der letzte polnische Widerstand zusammen.
Die Ost-West-Verschiebung Polens nach dem Zweiten Weltkrieg
( entnommen aus "Polen" von Klaus Bednarz und Peter Hirth)
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