Eine mutige Frau
Von dem einzigen uns bekannten Fall, in dem eine Frau trotz Verbots den Spielen beigewohnt hat, berichtet uns Pausanias (V 6,7-9): "Am Weg nach Olympia ... befindet sich ... ein Berg mit hohen schroffen Felsen, den man Typaion nennt. Die Eleer haben ein Gesetz, von diesem Berg die Frauen hinabzustoßen, wenn sie dabei ertappt worden sind, dass sie zu dem olympischen Fest gekommen sind.... Es soll aber noch keine ertappt worden sein außer allein Kallipateira. Andere nennen diese selbe Pherenike und nicht Kallipateira [Anm.: Der Faustkämpfer Diagoras aus Rhodos hatte zwei Töchter: Pherenike und Kallipateira]. Sie richtete sich, als ihr Mann gestorben war, ganz wie ein Sportlehrer her und brachte ihren Sohn zum Mitkämpfen nach Olympia. Als Peisirodos siegte, übersprang Kallipateira die Umfriedung, in der man die Sportlehrer abgetrennt hielt, und entblößte sich dabei. Obwohl sie nun als Frau ertappt war, ließen sie sie straffrei, aus Rücksicht auf ihren Vater und ihre Brüder und ihren Sohn. Sie alle hatten olympische Siege erfochten, und daraufhin machte man ein Gesetz in Bezug auf die Sportlehrer inskünftig, dass sie nackt zum Kampf antreten müssten."
Das Verbot verheirateter Frauen wurde in der Antike im kultischen begründet. Unverheirateten Frauen war die Teilnahme verboten, jedoch durften sie als Zuschauer anwesend sein.
Eine wesentliche Ursache war dabei auch, dass die Wettkämpfe ausschließlich nackt durchgeführt wurden.
Anfangs der Spiele trugen die Athleten einen Lendenschutz, später wurden die Wettkämpfe nur mehr nackt durchgeführt, da sie durch die Nacktheit ungehindert im Kampf waren und man Frauen sofort erkannte.
Ein weiterer Grund war wahrscheinlich auch, dass die Teilnehmer der Spiele das Idealbild verkörperten. Deshalb sind uns aus der Antike meist nur Aufzeichnungen von nackten Körpern überliefert, im Gegensatz zum Mittelalter, wo nackte Abbildungen von Menschen unvorstellbar gewesen wären.
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