In den syrischen Zentren Sidon und Tyros, im ägyptischen Alexandria\' im oströmischen Byzanz\' im oberitalienischen Aquileia, in den nordfranzösischen Städten Amiens und Boulogne und im germanischen Köln und Trier produzierten zahlreiche Hütten.
Nachdem lange Zeit polierte Kupfer- oder Silberscheiben als Spiegel gedient haben, schufen schließlich die Phönizier kleine Glasspiegel mit Zinnunterlagen. Da das verwendete Glas keine plane Flächen aufwies, wurden die Metallscheiben noch für Jahrhunderte nicht vom Glasspiegel verdrängt. Erst im 13. Jh. gelang es in Deutschland, die Rückseite eines Flachglases mit einer Metalllegierung auf Bleiantimonbasis zu überziehen. Zwar wurde diese Erfindung von der späteren Glashochburg Venedig vervollständigt, doch blieben die Spiegelformate bescheiden. Erst das 1688 in Frankreich unter König Ludwig XIV. erfundene Plattengießverfahren reichte aus, großflächige Spiegel zu schaffen. Dazu wurde die Glasmasse durch Walzen auf einem Gießtisch platziert, und nach dem Erkalten schliff und polierte man die Oberflächen glatt und eben. So entstand Spiegelglas, nämlich Flachglas von höchster Qualität, das durch Belegung mit niedrigschmelzendem Metall zum Spiegel wurde.
Die Fenster der Häuser mit durchsichtigem Material zu versehen ist ein alter, lange Zeit gar nicht mehr oder nur unvollkommen erfüllter Wunsch gewesen. Im Altertum mussten Pergamente oder geölte Leinwand für die kleinen Fensteröffnungen genügen. Verglaste Fenster bedeuteten bis weit ins Mittelalter großen Luxus. Fensterscheiben wurden jahrhundertlang mit der Glasmacherpfeife geblasen, aufgeschnitten und flachgewalzt. Die Abmessungen blieben gering, weil der Glasmacher nur eine begrenzte Menge von Glas bewältigen konnte.
Im 14. Jh. entstand in Frankreich die Butzenscheibe. Ihr Name leitete sich von der nabelartigen Ausbuchtung in der Mitte, der Butze, her. Dazu blies der Glasmacher eine Kugel, die gegenüber dem Pfeifenansatz geöffnet und auseinandergebogen bzw. geschleudert wurde. Die fertigen Scheiben mit einem Durchmesser von bis zu 15 cm wurden durch Bleistiege miteinander verbunden und zu Fenstern vervollständigt.
Zu den ältesten Gebäuden mit Glasfenstern zählen in Deutschland das Kloster Tegernsee aus dem 10. Jh. und der 100Jahre jüngere Dom zu Augsburg mit den fünf Prophetenfenstern.
Mit dem 15. Jh. begann die hohe Zeit der Glasmalerei. Kirchen, Paläste, Rat-, Zunft-, Wirts- und Privathäuser erhielten Glasfenster, die mit historischen Darstellungen oder Wappen bemalt waren. Die Verbreitung der Glasmalerei war vermutlich eine unmittelbare Folge des gotischen Baustils mit seinen hohen Fenstern. Das Bemalen der Glasflächen dämpfte das sonst im Überfluss hereinflutende Licht.
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