Im Raum zwischen Sidon und Babylon gelang syrischen Handwerkern um das Jahr 2000 v.Chr. der entscheidende technische Durchbruch mit der Erfindung der Glasmacherpfeife. Dieses Werkzeug besteht aus einem etwa 100 bis 150 cm langen Eisenrohr mit rund 1 cm lichter Weite\". An einem Ende ist es zu einem Mundstück ausgebildet und mit einem wärmeisolierenden Griff versehen. Am anderen Ende findet sich eine knopfartige Erweiterung. Damit holt der Glasmacher aus der Schmelze einen Posten flüssigen Glases und bläst ihn zu einem Hohlkörper auf. Seit dieser Zeit ist die Glasmacherpfeife trotz technischen Fortschritts aus der Glasfertigung nicht mehr wegzudenken.
Das Blasen des Glases mit der Pfeife ermöglichte es, nicht nur einfache, bauchige Gefäße zu fertigen, sondern auch dünnwandige, feinere, mannigfach verformte Gläser. Durch das Einblasen in hölzerne Formen ließen sich die Produkte standardisieren und in gleichmäßigen Serien herstellen. In die Formen eingearbeitete Vertiefungen wie Rillen, Rauten oder Netze schufen Dekore auf den Oberflächen der Gläser.
Zugleich bedeutete der Einsatz der Glasmacherpfeife die Vorstufe für Flachglas. Dazu wurde dann Glas zu größeren zylindrischen Körpern oder birnenförmigen Gebilden aufgeblasen, anschließend aufgeschnitten und in noch warmem Zustand durch Bügeln\" geglättet.
Die gut entwickelten Handelsbeziehungen unter den Völkern des Römischen Reiches, sein Straßen- und Verkehrssystem und die auf wirtschaftlichen Fortschritt bedachte römische Verwaltung waren ideale Voraussetzungen für die schnellere Verbreitung der neuen Erfindung und damit der Glasmacherkunst. In allen Teilen des Imperiums. Von Mesopotamien bis zu den Britischen Inseln, von der iberischen Halbinsel bis an den Rhein, kam es zur Gründung von Glashütten. Das Handwerk erlebte seine erste Blütezeit. Plinius der Ältere (2379 n.Chr.) beschrieb in seiner Enzyklopädie \"Naturalis Historia\" Zusammensetzung und Herstellung von Glas.
Glas in der römischen Zeit
Hundert Jahre nach der Zeitenwende gelang in Alexandria durch Beimengung von Manganoxid in Verbindung mit weiterentwickelten Ölen erstmals die Schmelze von farblosem Glas. Die Fähigkeit, höhere Temperaturen zu erzielen und die Feuerung besser unter Kontrolle zu halten, förderte die Qualität des Glases infolge vollständigeren Zusammenschmelzens seiner Bestandteile.
Die Prunksucht der römischen Kaiser gab der Glasherstellung weiteren Auftrieb. Kunstvoll gearbeitete Luxusgläser mit Filigran-, Mosaik- und Schliffdekor kamen in Mode. Glas wurde zu Schmuck verarbeitet und zu Edelsteinimitationen benutzt. Die antike Glasmalerei stand in hoher Blüte.
Römische Glashütten siedelten sich in der Nähe geeigneter Sandvorkommen an. Die Soda wurde bis ins Mittelalter aus Ägypten und Syrien herbeigeschafft. Glashütten gab es in größerer Zahl in der Campagna, aber auch in der Großstadt Rom selbst. Römische Glashüttenbesitzer kennzeichneten ihre Produkte schon im 1. Jh. n.Chr. mit ihrem \"Firmensymbol\" und verkauften sie in alle Teile des Reiches. Über die Seidenstraße wurden die römischen Glasspezialitäten bis nach China geliefert, obwohl es dort bereits seit langer Zeit Glas aus eigener Herstellung gab.
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