Joseph Nicéphore Niépce wurde 1765 in Chalon-sur-Saône geboren.
Ab dem Jahr 1801 widmete er sich, gemeinsam mit seinen Bruder Claude (1763-1828), verschiedenen technischen Projekten. Eines davon war die Konstruktion einer Maschine für den Antrieb von kleineren Schiffen, ein Verbrennungsmotor, \"Pyréolophore\" genannt.
Gegen 1812 begannen sich die Brüder Niépce mit der Lithographie zu beschäftigen. Das größte Problem war, daß die geeigneten Steine nur in einigen bayerischen Steinbrüchen vorhanden waren. Niépce suchte nach Unabhängigkeit von diesem Material, also auch nach der chemischen Bearbeitungsmöglichkeit von Trägerschichten. Er überzog Steine mit Firnis, ätzte Zeichnungen, doch die Steine erwiesen sich als ungeeignet. Er wechselte zu Metall, vor allem zu Zinn, und beschichtete diese Platten mit verschiedenen lichtempfindlichen Stoffen, so auch mit Chlorsilber, doch blieben die Versuche, seine Zeichnungen zu ätzen, vergeblich. Es ging Niépce zunächst immer nur um Druckplatten. Niépce besaß kein zeichnerisches Talent, also war er gezwungen Bilder anders als mit der Hand herzustellen. So griff er wieder zur Camera obscura. Einem Werk über Chemie entnahm er, daß Guajakharz im Licht verfärbt. 1816 gelang es ihm, so etwas wie ein Bild zu erzeugen, doch es war unfixierbar.
Nach einigen erfolglosen Versuchen, versuchte er es mit Asphalt. Niépce löste den Asphalt in Lavendelöl auf, überzog damit eine Glasplatte, dann eine polierte Zinklatte, dann eine polierte Zinkplatte, firnißte schließlich einen Kupferstich, um ihn transparent zu machen, und legte diesen mit der Bildseite nach unten, auf die Platte. Dem Licht ausgesetzt, zeigte sich eine unerwartet Erscheinung: die weißen Stellen ließen das Licht durch, wodurch der darunter liegende Asphalt gebleicht, chemisch verändert und gehärtet wurde, während die schwarzen Bildteile das Licht abwiesen bzw. absorbierten. Der darunterliegende unbelichtete Asphalt blieb weich und in Terpentin oder Steinöl lösbar. Mit warmen Wasser ausgewaschen, zeigte sich das Bild auf der Platte. Dieses Bild nannte er \"Helio-graphie\".
1822 gelang es ihm, auf diese Weise die direkte Kopie eines Kupferstichs auf eine Glasplatte zu übertragen.
1826 gelang ihm der Porträtstich des Kardinals d \'Amboise, ein bekanntes erstes Dokument der fotografischen Technik. Dies galt allerdings noch nicht eindeutig als \"Fotografie\".
Niépce stellte sich nun 3 kleine \"Kameras\" her, in denen er Sammellinsen einsetzte, welche er zur Verkleinerung der Öffnung gleich mit seiner vielleicht genialsten Erfindung, einer Irisblende, versah. Diese Konstruktion wird heute noch gebraucht. Sie besteht aus kreisförmig angeordnet, halbmodartigen Metallplättchen. Sie öffnet und schließt stufenlos, regelt also die einfallende Lichtmenge nach Bedarf und ergibt abgeblendet, d.h. mit kleinster Öffnung, ein wesentlich schärferes Bild als mit voller Öffnung.
1826 gelang Niépce die erste Aufnahme, die man als Fotografie bezeichnen konnte. Erstellte seine Camera obscura an das Fenster seines Wohnhauses, belichtete die Asphaltplatte etwa 8 Stunden lang und fand dann den Hof des Familienbesitzes \"Les Gras\" etwas verschwommen zwar, aber vollständig und deutlich abgebildet.
Im September 1827 kam es zur ersten Begegnung zwischen Niépce und J. M. Daguerre in Paris. Daguerre bat sich an, an der Verbesserung der Kameratechnik mitzuwirken.
Niépce starb am 5. Juli 1833 verbittert, erfolglos und in tiefster finanzieller Not, da alle seine Bemühungen fehlgeschlagen waren, seine Erfindungen der Londoner Royal Society vorzulegen. Dennoch war er der erste, der eine fotografische Aufnahme in der Kamera zustande gebracht hat.
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