Katastrophen. Vereisungen, Vulkanausbrüche, Meteoriteneinschläge, Überschwemmungen, Erdbeben - Geschehnisse, die Menschen und die Tierwelt zerstören bezeichnen wir als Katastrophen.
Auch die Folgen der Explosion im Reaktorblock 4 des Atomkraftwerk Tschernobyl zählt man dazu.
Am 26. April 1986 ereignete sich der absolut unerwartete "Unfall".Durch einige Fehler der Besatzung die an diesem Tag im Kraftwerk arbeitete: Alles geschah als Techniker des Atomkraftwerkes Tschernobyl begannen während einer routinemäßige Abschaltung von Block 4 einen Test an den Sicherheitsystemen druchzuführen, alles geriet außer Kontrolle - eine gewaltige Explosion riss das Dach über dem 4. Reaktorblock auf, durch das entstandene Loch wurden Beton- und Graphitstücke, sowie Teile anderer Stoffe in die Luft geschleudert.
Gleich am ersten Tag blies der Wind die radioaktiven Gase, Staub und Rauch in Richtung Westen. Der Luftstrom machte eine Kehrschleife über Europa.
Auch Österreich blieb nicht verschont, die Radioaktivität zog sogar in so grossen Mengen übers Land, dass den Einwohnern geraten wurde für 3 Tage im Haus zu bleiben und alle Fenster und Türen zu schleißen.
Der Reaktorkern stand natürlich offen solange es brannte und alles radioaktive Material schoß in die Atmoshäre.Bald darauf wurden Fachleute zur Hilfe geholt. Wirkliche Fachleute gab es aber für so einen Fall gar nicht. Sie beschlodden zunächst einmal den Reaktor durch wärmeabsorbierende sowie Feuer und Schutt filternde Materialien zu verschließen.
Vom 27. April bis zum 10. Mai wurden die Piloten der Luftwaffe eingesetzt, diefür ihr eigenes Leben und ihre Gesundheit mehrere hundert Flüge über dem reaktorkern durchführten. Tausende Säcke mit Sand, Lehm, Bor, Dolomit und auch Blei (das gesamtgewicht betrug etwa 2400 Tonnen) wurden von Hubschraubern heruntergeschüttet, um den Reaktor zu kitten.
der zerstörte Reaktorblock 4
Radioaktivitätsverteilung nach dem Super-Gau
In den zehn Tagen nach dem Unfall wurden die radioaktiven Partikel großräumig verteilt. Ca. sechs Tonnen der insgesamt 190 Tonnen der hochradioaktiven Kernbrennstoffmasse entwichen aus dem zerstörten Reaktor. (Cäsium-137 wurde etwa zu einem Drittel freigesetzt)
Die Sperrzone
Die Freisetzung von mehreren Tonnen hochradioaktiven Materials aus dem explodierten Block 4 von Tschernobyl führte zu einer weiträumigen Verseuchung des Bodens, der Pflanzen, Menschen und Tiere sowie der Gewässer. Auch das Grundwasser wurde langfristig mit radioaktiven Stoffen belastet. Eine Zone mit dem Radius von etwa 30 km bleibt für viele Jahrzehnte schwer verstrahltes Gebiet.
Auch außerhalb der 30-Kilometer-Zone gibt es verstreut stark belastete Gebiete. Sie liegen bis zu 180 km vom Unfallort entfernt. In Rußland, Weißrußland und der Ukraine leben heute rund 5,8 Millionen Menschen in radioaktiv belasteten Regionen. Etwa 70 Prozent des nuklearen Fallouts gingen auf dem Gebiet des heutigen Weißrußlands nieder. Insgesamt ist in den drei Staaten Ukraine, Weißrußland und Rußland eine Fläche verseucht, die die dreifache Größe der Schweiz erreicht!
Schätzungen der Vereinten Nationen gehen davon aus, daß rund neun Millionen Menschen mehr oder weniger direkt von den radiologischen Folgen der Tschernobyl-Katastrophe betroffen sind. Über 400.000 Bewohner aus der direkten Umgebung des Atomkraftwerkes mußten umgesiedelt werden und haben ihre Heimat auf Dauer verloren. Sogar heute noch, zehn Jahre nach dem Unfall, müssen Zehntausende Menschen stark belastete Gebiete verlassen.
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